Seifert: Aufs richtige Pferd gesetzt

Der Logistikdienstleister wurde 1947 gegründet. In den 75 Jahren entwickelte sich die heutige Seifert Logistics Group vom kleinen Transportunternehmen zu einem internationalen Player.

Der Firmengründer Franz X. Seifert (rechts im Bild) mit dem ersten Lkw-Fahrer des
Unternehmens. (Foto: Seifert Logistics Group)

Zur Gründung eines Unternehmens hofft man auf ein gutes Händchen. Ob jemand Firmengründer Franz X. Seifert dies im Jahr 1947 wünschte, ist nicht überliefert. Fest steht allerdings, dass die Seifert Logistics Group, wie das auf Transport und Kontraktlogistik spezialisierte Unternehmen inzwischen heißt, in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiern kann. Und zwar mit Erfolg: Die Unternehmensgruppe vermeldete für 2021, trotz nicht einfacher Rahmenbedingungen wie Pandemie, Halbleitermangel und zu wenig Fahrer, mit 220 Millionen Euro einen Umsatzrekord.

Angefangen hat die Geschichte des Logistikers im Sommer 1947 in Ehingen/Donau Ortsteil Berg allerdings eine Nummer kleiner: „Geschäftliches und Privates war bei uns nie getrennt, am Freitag gab es für alle Pfannkuchen und die Mitarbeiter saßen mit der Familie am Tisch“, erinnert sich Harald Seifert. Als Harry, wie er von allen genannt wird, als jüngstes Kind mit drei älteren Schwestern 1976 in das Unternehmen eintrat, hatte das Unternehmen gerade einmal fünf Mitarbeiter – inzwischen sind es 2.500.

Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren des seit 1999 in Ulm ansässigen Unternehmens ist es laut Seifert, „immer vorn mit dabei zu sein“. Ein Beispiel ist die Wiedervereinigung: „Zwei Tage nach der Wende habe ich mich gefragt, was ein Unternehmer tun kann, und mit Zorbau haben wir noch 1989 den ersten ostdeutschen Standort eröffnet“, erzählt Seifert. „Später kamen weitere Standorte in Osteuropa dazu.“ Aus dem Transportunternehmen wurde ein für die Branchen Papier, Automotive und Baustoffe sowie Konsumgüter, Pharma und Chemie international tätiger Kontraktlogistiker. „Von Montagetätigkeiten bis hin zum Fulfilment haben wir unser Portfolio stetig erweitert.“

Am Wichtigsten seien aber immer die Menschen, unterstreicht Seifert. „Ich bin besonders stolz auf unser Team und den Seifert-Spirit. Unser Erfolgsrezept hierbei war schon immer, einen Millimeter anders zu sein.“ Von Anfang an galt: „Wir sind erst zufrieden, wenn der Kunde begeistert ist. So konnten wir viele Kunden durch Empfehlungen von anderen gewinnen“, unterstreicht Seifert.

Kontinuität durch zeitige Nachfolgeplanung

All das soll sich auch nicht dadurch verändern, dass er die Unternehmensleitung im Februar an seinen Wegbegleiter und Vertrauten Axel Frey abgegeben hat. „Mir war im Zuge der Transformation des Unternehmens wichtig, die komplette Führungsmannschaft zu verjüngen“, betont Seifert. Insgesamt fahre er im Kontext der Nachfolge aber zweigleisig: „Meine Söhne sind erst Anfang 30 und müssen da reinwachsen, mit der Erfahrung von mir und unseren Geschäftsführern. Julian arbeitet bereits in der Firma und kümmert sich um die Digitalisierung, Tim ist selbstständig, aber auch im Beirat und Gesellschafter. Meine Aufgabe ist es, durch die Transformation die Firma sukzessive abzugeben.“

Als Inhaber, Anteilseigner und Vorsitzer des Beirats hat Seifert, obwohl er die Geschäfte nun nicht mehr führt, allerdings weiterhin genug zu tun. „Wir wollen und können mit unserem Eigenkapital weiter wachsen.“ Das beinhalte zehn Prozent organisches Wachstum pro Jahr. „Wir sind aber auch offen, uns durch Zukäufe zu erweitern, die geografisch und branchenmäßig gut zu uns passen und wo es Synergieeffekte gibt.“ Hinzu kommen Innovationen wie additive Fertigung, Drohneninventur und Robotics. „Bis Ende dieses Jahres entwickeln wir die Strategie für die kommenden Jahre.“

Als größte Herausforderungen betrachtet Seifert die weltweite wirtschaftliche Situation mit neuen Beziehungen zu China, Russland, den USA und Indien. „In diesen unsicheren Zeiten müssen wir tagtäglich fit sein, um zu beobachten, wie sich Trends entwickeln“, sagt Seifert. „Deshalb lese ich viel und kommuniziere mit den Kunden.“ So schwierig sei es aber nicht. „Wenn man ein bisschen aufgeweckt ist, bekommt man die Strömungen mit.“ Ein weiteres Thema: der Fahrermangel. „Wir müssen die Fahrer deutlich besser bezahlen, um dem entgegenzuwirken. Außerdem setzen wir auf Tagestouren im Zwei-Schicht-System, um den Job attraktiver zu machen.“

Harald Seifert, Vorsitzender des Beirats der Seifert Logistics Group, im Neubau des Logistikzentrums in Ulm Nord. (Foto: Seifert Logistics Group)

5

Mitarbeiter zählte das Unternehmen, als Harald Seifert 1976 eintrat.

 

220

Millionen Euro wurden im Jahr 2021 umgesetzt – ein Rekord in der Firmengeschichte.

Neues Logistikzentrum ist Seiferts Herzensprojekt

Derzeit kümmert sich Seifert um den Neubau des Logistikzentrums in Ulm Nord, das im vierten Quartal eingeweiht werden und nicht nur baulich, sondern auch vom Geist her als größte Einzelinvestitionen in der Unternehmensgeschichte die Zukunft der Seifert Logistics Group repräsentieren soll. Vor allem aber ist das Gebäude mit einer Gesamtfläche von 90.0000 Quadratmetern ein Herzensprojekt von Seifert. „Die Idee hatte ich bereits vor 25 Jahren “, betont er. „Dass die neue Firmenzentrale und das hochmoderne Logistikzentrum nun im dritten Quartal 2022 und damit rechtzeitig zum 75. Jubiläum fertig werden, sehe ich als glückliche Fügung für die Zukunft. Daher ist der neue Firmenhauptsitz auch ausgelegt für die Bedürfnisse der Jüngeren: Die nächste Generation soll sich hier wohlfühlen“, stellt Seifert heraus, weiß aber auch: „Das geht nicht ohne Change Management, um alle aus dem Team mitzunehmen.“

Und dann kommt Seifert ins Schwärmen, berichtet von der nur 40 Meter entfernten Autobahn, Photovoltaikanlagen, Elektro-Ladestationen, vom Bistro namens „Franzl“ als Erinnerung an seinen Vater und Gründer, der „neuen Bürowelt“, der Bushaltestelle direkt vor der Tür und dem kostenlosen Fitnessstudio für alle. Besonders stolz ist er auf den Original-20-Fuß-Seecontainer, der im Empfangsbereich aufgestellt wird, denn: „Wir sind und leben Logistik.“

Auch wenn es wohl kein Rezept für unternehmerischen Erfolg gibt, Seifert hat für sich herausgefunden: „Man muss Halsen und Wenden gut beherrschen und hart am Wind segeln.“ Außerdem habe er in über 40 Jahren gelernt, den richtigen Riecher zu haben. Denn: „Logistik ist mein Leben.“(fh)

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