Experten diskutieren über Rolle und Zweck von Plattformen

Marktplätze bündeln Angebot und Nachfrage. Dabei müssen sie eine geringe technische Eintrittshürde haben und Vorteile für alle Marktakteure bringen.

Von links: Stephan Sieber, Transporeon, Andreas Reutter, Stanley Black & Decker, Prof. Hanno Friedrich, Kühne Logistics University, und Tobias Nieber, My Toys. (Foto: BVL/Bublitz)

Plattformen bündeln viele Marktakteure auf der einen Seite und verbinden sie mit Kunden auf der anderen Seite. Dabei müssen einfache Anbindung und Nutzung der Funktionen (Plug and Play) gegeben sein, um die technische Eintrittshürde möglichst gering zu halten. Ein Schwerpunkt für den Einsatz von Plattformen ist der E-Commerce. Unternehmen die Plattformen nutzen, sollten das digitale und das reale Nutzungserlebnis in den Vordergrund stellen, betont Andreas Reutter vom amerikanischen Werkzeughersteller Stanley Black & Decker. Er moderierte gestern die Fachsequenz „Plattform-Ökonomie als Teil der New Economy“, bei der unterschiedliche Sichtweisen auf Plattformen in der Logistik deutlich wurden.

Das Unternehmen My Toys befindet sich auf dem Weg vom Händler zur Verkaufsplattform und investiert dementsprechend seit 2018. Ziel ist, individuell auf die Kunden zugeschnittene Angebote machen zu können. Die Nutzung von Daten ist dafür essentiell. „Eine Plattform funktioniert nur, wenn gut verzahnte Prozesse und die notwendige Software vorhanden ist“, sagt Tobias Nieber, Geschäftsführer der My Toys Group in Berlin.

Verlader, Transporteure und Händler zu verknüpfen, ist die Basis der Transportplattform Transporeon. Ein übergeordnetes Ziel dabei ist Emissionssenkung und Vermeidung überflüssiger Verkehre. Der Straßentransport der EU sei zu 30 Prozent „Verschwendung“, was etwa 60 Milliarden Euro entspreche, sagt Stephan Sieber, CEO von Transporeon in Ulm. „Die Transportindustrie muss in Einklang mit der restlichen Welt gebracht werden.“ Eine Plattform müsse verschiedene Produkte entwickeln, die für alle angeschlossenen Akteure Vorteile bieten. Dabei stünden allerdings die Interessen der Marktteilnehmer nicht immer im Einklang – beispielsweise hinsichtlich der Preisbildung.

Start-ups mit Plattform-Geschäftsmodell

Plattformen sind zudem ein beliebtes Investitionsziel. So wurden laut Prof. Hanno Friedrich von der Kühne Logistics University in Hamburg von 2010 bis 2020 weltweit mehr als 35 Milliarden US-Dollar allein in Logistik-Start-Ups investiert; viele davon verfolgen ein Plattform-Geschäftsmodell. Das Charakteristische ist laut Friedrich, dass Plattformen außer Netzwerkeffekten zusätzliche Funktionen ermöglichen wie Monitoring, Marketing oder Transportplanung.

Plattformbetreiber versuchen, sich möglichst weit vorne in der Wertschöpfungskette einzubringen. So werde einem Einkäufer beispielsweise nicht nur ein Produkt, sondern zugleich auch die Logistik oder eine Finanzierung angeboten. Friedrich zufolge könnte künftig die Regulierung von Plattformen stärker in den Fokus rücken. (rok)

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