Deutsche Post DHL verdient unerwartet gut

Der Bonner Logistikkonzern ist bisher gut durch die Coronakrise gekommen. Verglichen mit dem Vorjahresergebnis hat das Unternehmen im zweiten Quartal über fast alle Sparten stark zugelegt. Nur in einem Geschäftsbereich lief es weniger rund.

Der Logistikkonzern Deutsche Post DHL Group ist trotz Covid-19 im zweiten Quartal 2020 weiter gewachsen. So konnte der Konzern seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um 3,1 Prozent auf 16 Mrd. EUR steigern. Organisch (um Portfolio- und Wechselkurseffekte bereinigt) stieg der Umsatz sogar um 4,6 Prozent. Treiber war in erster Linie das starke E-Commerce-Wachstum. Das operative Ergebnis (Ebit) legte im zweiten Quartal um 18,6 Prozent auf 912 Mio. EUR zu. Um Einmaleffekte im Vorjahr und in diesem Jahr bereinigt, verbesserte sich das Ebit sogar um 229 Mio. EUR auf 1,1 Mrd. EUR. Damit hat der Konzern die im Juli veröffentlichten vorläufigen Quartalszahlen leicht übertroffen. Alle fünf Sparten des Konzerns waren trotz des pandemiebedingt herausfordernden Umfelds profitabel.

Dazu hat laut dem Unternehmen beigetragen, dass der Konzern frühzeitig Maßnahmen getroffen hat, um seine Kapazitäten der veränderten Nachfragesituation anzupassen und die Verfügbarkeit der eigenen Flugkapazitäten zu sichern. So war zu Beginn des zweiten Quartals die Geschäftsentwicklung bei Express, in der Luft- und Seefracht sowie der Lagerlogistik insbesondere durch die bestehenden Pandemie-Schutzmaßnahmen in Europa und Nordamerika geprägt. Im weiteren Verlauf des zweiten Quartals setzte beispielsweise eine Erholung der Volumina im internationalen Expressgeschäft ein, sodass die Express-Sparte im ersten Halbjahr 2020 den Vorjahreswert erreichen konnte. 

Konzern-Ebit für 2020 bei 3,5 bis 3,8 Mrd. EUR erwartet

Vor dem Hintergrund der guten Ergebnisentwicklung im zweiten Quartal hat Deutsche Post DHL Group im Juli ein neues Ergebnisziel für das laufende Geschäftsjahr ausgegeben: Demnach erwartet der Konzern für 2020 ein operatives Ergebnis in Höhe von 3,5 bis 3,8 Mrd. EUR. Darin enthalten sind die im Februar prognostizierten Aufwendungen für die Streetscooter-Neuausrichtung in Höhe von rund 400 Mio. EUR, die für das dritte Quartal geplante einmalige Prämienzahlung an die Mitarbeiter*innen mit einem Gesamtvolumen von rund 200 Mio. EUR sowie einmalige Sonderabschreibungen von rund 100 Mio. EUR, die im zweiten Quartal durch die Lockdown-Maßnahmen verursacht  wurden.

Für den Bereich Post & Paket Deutschland, auf den etwa ein Viertel der einmaligen Prämienzahlung entfallen wird, erwartet der Konzern ein operatives Ergebnis von rund 1,5 Mrd. EUR. Für die DHL-Sparten prognostiziert das Unternehmen inklusive aller Sondereffekte ein Ebit zwischen 2,8 und 3,1 Mrd. EUR. Maßgeblich beeinflusst von der Streetscooter-Neuausrichtung wird für die sogenannten Corporate Functions ein Ergebnis von rund minus 750 Mio. EUR erwartet.

Die im Juli aktualisierte mittelfristige Ergebnisprognose, wonach für 2022 ein Konzern-Ebit – abhängig vom Verlauf der gesamtwirtschaftlichen Erholung – von rund 4,7 Mrd. EUR bis zu mehr als 5,3 Mrd. EUR erwartet wird, gilt unverändert.

Post & Paket Deutschland

Der Umsatz der Sparte Post & Paket Deutschland legte im zweiten Quartal verglichen mit dem Vorjahr um 7,0 Prozent auf knapp 3,9 Mrd. EUR zu. Das operative Ergebnis verbesserte sich um 49,2 Prozent auf 264 Mio. EUR. Hier entfalteten die Kosten- und Preismaßnahmen sowohl im Brief- als auch im Paketgeschäft ihre Wirkung. Der seit Jahren anhaltende Trend steigender Paketmengen bei gleichzeitig rückläufigen Briefvolumina wurde im zweiten Quartal durch die Pandemie deutlich verstärkt. So gingen die Sendungsmengen im Briefgeschäft zu Beginn des zweiten Quartals vor allem durch eine starke Zurückhaltung im Dialog Marketing zurück. In Folge der Schließung des stationären Einzelhandels und des damit einhergehenden Booms im Onlinehandel verzeichnet das deutsche Paketgeschäft seit Ende März starke Wachstumsraten.

Express-Geschäft

Die DHL-Sparte Express konnte im zweiten Quartal ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent auf rund 4,5 Mrd. EUR steigern. Das operative Ergebnis verbesserte sich auf 565 Mio. EUR (2019: 521 Mio. EUR). Die Geschäftsentwicklung wurde zu Beginn des zweiten Quartals noch durch stark rückläufige Volumenaufkommen beeinflusst.

Im weiteren Verlauf erholten sie sich jedoch vor allem in Asien so weit, dass die Sendungsmengen in Summe das Vorjahresniveau erreichten. Schlüsselfaktoren waren neben der Verfügbarkeit einer eigenen Flotte von Frachtfliegern die Anpassung an die pandemiebedingt veränderte Auslastung des Netzwerks. Unter dem Strich verzeichnete die Sparte eine operative Marge, die mit 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen ist (2019: 12,3 Prozent).

Global Forwarding, Freight

Trotz der Herausforderungen an den internationalen Transportmärkten konnte der Unternehmensbereich Global Forwarding, Freight seinen Umsatz im zweiten Quartal um 9,7 Prozent auf rund 4,2 Mrd. EUR steigern. Das operative Ergebnis verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 50 Prozent auf 190 Mio. EUR (2019: 124 Mio. EUR).

Die Sparte war pandemiebedingt mit einer starken Verknappung der im Markt befindlichen Luftfrachtkapazitäten konfrontiert. Bei rückläufigen Volumina führte diese Kapazitätsverknappung jedoch zu einer positiven Entwicklung der Bruttomarge in der Luftfracht. Sie ist maßgeblich für die Entwicklung des Bereichs im zweiten Quartal verantwortlich.

Supply Chain

Der Unternehmensbereich Supply Chain konnte im zweiten Quartal, trotz eines Umsatzrückgangs auf rund 2,7 Mrd. EUR (2019: 3,3 Mrd. EUR), noch ein positives operatives Ergebnis von 35 Mio. EUR erzielen (2019: 87 Mio. EUR). Neben der pandemiebedingt rückläufigen Umsatzentwicklung wurde das Ebit durch Sondereffekte in Höhe von 62 Mio. EUR belastet.

In der Kontraktlogistik waren die Entwicklungen in den Kundenbranchen sehr unterschiedlich.Während sich Teile des Retail-Sektors und der gesamte Life-Science-&-Healthcare-Sektor positiv entwickelten, schwächelte das Geschäft im Automobilsektor sichtbar. Dennoch schaffte es die Sparte trotz der Krise zusätzliche Verträge mit Neu- und Bestandskunden in Höhe von 302 Mio. EUR Umsatz auf Jahresbasis abzuschließen – eine Steigerung um 47 Mio. EUR im Vergleich zum Vorjahr.

E-Commerce Solutions

Der Unternehmensbereich E-Commerce Solutions hat seinen Umsatz im zweiten Quartal um 16,8 Prozent auf rund 1,2 Mrd. EUR gesteigert. Das operative Ergebnis der Division verbesserte sich, trotz Sonderabschreibungen von 30 Mio. EUR, auf 1 Mio. EUR (2019: minus 18 Mio. EUR).

Neben der erfolgreichen Portfoliooptimierung im Zuge der Neuausrichtung der internationalen Paketaktivitäten verzeichnete die Division Fortschritte beim Kostenmanagement und der Steigerung der Effizienz. Die Geschäftsentwicklung verbesserte sich im Verlauf des zweiten Quartals spürbar. Treiber waren hier besonders die B2C-Geschäftsaktivitäten in Europa und Amerika, die von steigenden Sendungsmengen profitieren konnten.

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