IRU-Umfrage: Fahrermangel in Europa verschärft sich

Der Anteil unbesetzter Lkw-Fahrerstellen hat zwar offenbar seit 2021 wieder deutlich zugenommen. Er dürfte aber auch dieses Jahr noch nicht wieder das Vorkrisenniveau von 2019 erreichen. Ein weiteres Ergebnis der weltweiten Umfrage des Branchenverbands: In Europa ist das Durchschnittsalter der Fahrer besonders hoch.

In den USA und in Europa machen ältere Fahrer laut IRU etwa ein Drittel der Belegschaft aus. (Foto: Nes/iStock)

Die aktuelle Umfrage des Branchenverbands International Road Transport Union (IRU) zum Fahrermangel zeigt, dass sich die Engpässe weltweit vergrößert haben. Bei der Befragung von etwas mehr als 1.500 Unternehmen des Straßengüterverkehrs in 19 Ländern in Nord- und Südamerika, Asien und Europa stellte die IRU fest, dass der Anteil unbesetzter Lkw-Fahrerstellen 2021 in nahezu allen Regionen gestiegen ist. Allerdings hatten sich die Engpässe im Corona-Jahr 2020 auch deutlich entspannt, wie zumindest den Daten für Europa zu entnehmen ist.

So betrug der Anteil unbesetzter Lkw-Fahrerstellen in Europa 2021 rund 10 Prozent, nach 7 Prozent im Jahr davor, was einem Zuwachs von 42 Prozent entspricht. Im Vorkrisenjahr 2019 lag der Anteil laut IRU aber schon einmal bei 24 Prozent und damit mehr als doppelt so hoch wie 2021. Im laufenden Jahr dürften sich die Engpässe beim Fahrpersonal erneut verschärfen. Der Verband prognostiziert auf Basis der Umfrage einen Anteil unbesetzter Lkw-Fahrerstellen von 14 Prozent, was einem Zuwachs von 40 Prozent zum Vorjahr entsprechen würde.

Umfrage vor dem Ukraine-Krieg

Eine Schwäche der Umfrage ist allerdings, dass die Ergebnisse zwischen Oktober 2021 und Januar 2022 erhoben wurden und damit vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges am 24. Februar. Seitdem hat sich die konjunkturelle Lage stark verändert, weshalb die Antworten der europäischen Firmen womöglich heute anders ausfallen würden. Zugleich dürften in Europa inzwischen viele Fahrer aus der Ukraine fehlen. Schätzungen zufolge müssen Zehntausende ukrainische Lkw-Fahrer ihr Land gegen Russland verteidigen.

Insgesamt blieben im vergangenen Jahr in Europa mehr als 380.000 Fahrerstellen unbesetzt, wie aus den Umfrageergebnissen weiter hervorgeht. Dabei waren es im Vereinigten Königreich 100.000, in Polen und Deutschland jeweils 80.000 und in Rumänien 71.000. Nach Angaben der großen deutschen Verbände, also laut DSLV Bundesverband Spedition und Logistik und dem Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), fehlen in Deutschland 60.000 bis 80.000 Lkw-Fahrer.

In China stieg der Anteil unbesetzter Lkw-Fahrerstellen laut IRU sogar von 4 auf 10 Prozent binnen eines Jahres. In dem Land blieben 2021 circa 1,8 Millionen Fahrerstellen unbesetzt. Hier sei in diesem Jahr mit einer leichten Verbesserung zu rechnen (9 Prozent). Für 2019 weist die IRU keinen Wert aus, ebenso nicht für fast alle anderen betrachteten Regionen. Insgesamt waren in den betrachteten Ländern im vergangenen Jahr etwa 2,6 Millionen Lkw-Fahrerstellen unbesetzt.

Hohes Durchschnittsalter

Junge Fahrer unter 25 Jahren sind der Umfrage zufolge in den meisten Regionen mit 6 oder 7 Prozent der Lkw-Fahrerpopulation weiterhin eine kleine Minderheit. In allen untersuchten Regionen, außer in China und Mexiko, gibt es zudem zwei- bis fünfmal so viele ältere Fahrer über 55 Jahre. In den USA und in Europa machen ältere Fahrer laut IRU etwa ein Drittel der Belegschaft aus. In Europa sei das Durchschnittsalter der Fahrer mit 47 Jahren am höchsten.

Zur Methodik

Der Anteil der unbesetzten Fahrerstellen basiert auf den Antworten auf die Fragen „Wie viele Fahrer beschäftigen Sie derzeit?“ und „Wie viele unbesetzte Fahrerstellen haben Sie derzeit?“. Die Prognose für 2022 basiert auf den eigenen Prognosen der Befragten: Antworten auf die Fragen „Bitte geben Sie die voraussichtliche Anzahl der Fahrer an, die Sie im nächsten Jahr benötigen werden (bei unveränderter Geschäftstätigkeit)“ und „Wie viele dieser Fahrerstellen werden Sie nicht besetzen können (aufgrund von Fahrermangel)?“. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse können Sie hier als PDF herunterladen.

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