Truck Insider: Scania R 450 Lowliner - Miet-LKW mit Anspruch
Miet-LKW für den kurzfristigen Ersatz-Einsatz erfreuen sich meist keiner großen Beliebtheit. Oft genug muss sich der Fahrer mit einem etwas magerer ausgestatteten Truck zufriedengeben, der zwar weitgehend, aber eben nicht hundertprozentig für die anstehende Aufgabe gerüstet ist. Dass das auch anders gehen kann, hat jetzt Scania Rent unter Beweis gestellt. Unser Tester, Hans Jürgen Wildhage, hat sich einen R 450 in Lowdeck-Ausführung ausgeliehen und unter die Lupe genommen.
Man sieht es auf den ersten Blick: Kein speziell ausgerüsteter Testwagen, sondern ein ganz normales Mietfahrzeug. In Weiß gehalten, aus der Scania-Mietflotte. Aber zwei Besonderheiten gibt es doch. Zum einen: Es ist keine Standard-Sattelzugmaschine, sondern eine für Megatrailer geeignete. Man sieht es an den flacheren Reifen. Und es gibt eine höheneinstellbare Sattelkupplung. Mit der kann ich dann sowohl den Megatrailer als auch den normalen Euro-Sattel ziehen. Wie es drinnen aussieht, das gucke ich mir mal an.
Gesagt, getan. Wildhage enterte den Scania und nahm den Arbeitsplatz in Augenschein. Alles war dem Tester wohlvertraut doch barg der Mietwagen für ihn auch eine ausgesprochen angenehme Überraschung.
Ja, dieser Scania R 450 ist ein Mietwagen. Von außen schlicht weiß, man denkt: „Oh, Oh eine einfache Arbeitsmaschine. Aber als ich eingestiegen bin – sehr erfreut: Top-Ausstattung, bestes Instrumentarium, feine Bedienelemente. OK, die mechanische alte Parkbremse ist noch drin, die elektronische kostet Aufpreis. Würde ich bevorzugen. Aber, es ist ein Mietwagen. Es ist ein ganz feines Arbeiten mit diesem Gerät.
Doch wie praxisgerecht lässt sich der tiefergelegte Scania im Volumentransport überhaupt einsetzen? Hier müssen sich Fahrer und Transporteure mit einem Kompromiss zufriedengeben. Damit der R450 sowohl Mega-Trailer als auch normale Auflieger ziehen kann, wurde er mit einer höheneinstellbaren Sattelkupplung ausgestattet. Je nach Einsatzzweck kann damit die Aufsattelhöhe von 970 Millimetern auf 1150 Millimeter umgestellt werden und umgekehrt. Und das hat für Wildhage einen Vor- und einen Nachteil.
Dieser R 450 ist eine Universal-Sattelzugmaschine. Der zieht sowohl den Standard-Eurotrailer als auch Mega-Sattelanhänger. Er ist mit 60er-Bereifung sehr komfortabel zu fahren, da sehe ich keinen Unterschied zu einer Standard-Sattelzugmaschine. Einziger Nachteil: Einen ausgereizten Megatrailer mit drei Meter Innenhöhe bei vier Meter Fahrhöhe außen, das kann diese Sattelzugmaschine nicht darstellen.
Der R450 Lowdeck eignet sich also nur bedingt als Jumbo-Sattelzugmaschine, aber er ist variabel einsetzbar. Zudem bringt er die typischen Scania-Pluspunkte mit – und ein spezielles Feature, das das schwedische Unternehmen zwar nicht als einziger LKW-Hersteller anbietet, das aber den Job am Steuer ein Stück weit einfacher macht.
Was mir gut gefällt im Scania ist die Übersichtlichkeit. Ich habe ordentliche Rücksicht durch die Außenspiegel; trotzdem sind die Gehäuse nicht zu groß, ich kann rechts, links an den Gehäusen vorbeischauen. Das ist wunderbar. Und dann gibt es ein Extra: Das ist mir hier besonders aufgefallen, weil ich viel Umsatteln musste. Ich kann bereits während der Fahrt meine Sattelhöhe einstellen, bevor ich an den Auflieger ranfahre. Gibt es bei anderen auch – nicht bei allen – aber das hat mir hier die Arbeit doch sehr erleichtert.
Und wie läuft das in der Praxis? Wildhage zeigt es noch einmal im Detail.
Wenn ich an den Auflieger ranfahren, dann senke ich hier schon mal ab oder ich habe aufgesattelt, dann drücke ich hier schon mal drauf, dann hebt er schon mal an. Das kann ich auch für vorne machen, wenn ich das für irgendwas brauche. Wenn ich dann mit allem fertig bin, brauche ich diese Fernbedienung jetzt nicht, sondern ich steige ein und drücke auf mein Fahrniveau. Und dann fahre ich einfach los.
So oder so, für einen Miet-LKW hat sich der Scania R450 in Lowdeck-Ausführung ordentlich präsentiert. Und mit den 450 PS und dem maximalen Drehmoment von 2350 Newtonmeter, die er aus seinem 12,7-Liter-Motor holt legt er sich überzeugend ins Zeug.
