IHK: Nord-Betriebe brauchen mehr Hilfe

Laut der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord fällt der Rückgang der Wirtschaftsleistung in den Küstenländern etwa 20 Prozent höher aus als im übrigen Bundesgebiet. Deshalb fordert sie eine klare, regional differenzierte Strategie, die das Überleben der Firmen sichern kann. Konkret soll unter anderem die Insolvenzantragspflicht bis 2021 ausgesetzt werden.

Als Drehscheibe für den deutschen Außenhandel ist Norddeutschland derzeit härter von den Auswirkungen der Coronakrise betroffen als der Rest der Republik. Deshalb fordert die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord jetzt für die Unternehmen in dieser Region ein eigenes angepasstes Konjunktur- und Aufbauprogramm.

„Es ist von besonderer Bedeutung, dass sich die fünf Küstenländer auf ein gemeinsames Maßnahmenpaket zur Stimulierung der Wirtschaft verständigen“, sagte die Vorsitzende der IHK Nord, Janina Marahrens-Hashagen. Ihren Angaben zufolge fällt der Rückgang der Wirtschaftsleistung in den Küstenländern um etwa 20 Prozent höher aus als im übrigen Bundesgebiet. Das liege an der besonderen Struktur der norddeutschen Wirtschaft, die viele massiv betroffene Branchen aufweise wie den Außenhandel, die Häfen und die Logistik, den Tourismus und den Schiffbau. „Trotz erster Lockerungen in den Corona-Beschränkungen ist mit einer schnellen Erholung nicht zu rechnen“, warnte Marahrens-Hashagen. Laut einer Umfrage fürchte fast jeder fünfte Betrieb eine mögliche Insolvenz.

Aussetzung der Insolvenzantragspflicht bis 2021

Vor diesem Hintergrund fordert die IHK Nord eine klare, regional differenzierte Strategie. Dabei gelte es nicht nur kurzfristig, die Unternehmen mit Liquiditätshilfen zu retten, sondern der Blick müsste auch gleichzeitig in die Zukunft gerichtet werden. Um das Überleben der Firmen zu sichern, sollten konkret unter anderem die Insolvenzantragspflicht bis 2021 ausgesetzt, die Dokumentationspflichten reduziert und eine Entlastung bei der Gewerbesteuer beschlossen werden. Und um in den kommenden Monaten nicht die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen in der Außenwirtschaft und im Güterverkehr zu gefährden, müsse endlich die von der Bundesregierung versprochene Reform der Einfuhrumsatzsteuer umgesetzt werden, hieß es.

Der von der IHK vorgelegte Forderungskatalog umreißt insgesamt vier große Handlungsfelder. Neben dem Außenhandel nimmt die Analyse auch die Gastronomie, den Tourismus und den Einzelhandel in den Blick. Es sei klar, dass alle Maßnahmen zusammen hohe Kosten verursachten. „Aber ohne diese Belastung wird der volkswirtschaftliche Schaden noch viel höher ausfallen, als bisher angenommen wird“, warnte Marahrens-Hashagen.

Bei der Umsetzung der Maßnahmen sieht die IHK auch die Küstenländer mit in der Verantwortung. „Das Denken in Landesgrenzen wie in den ersten Krisenwochen muss enden“, forderte der Vizepräses der Handelskammer Hamburg, Niels Pirck. Statt unterschiedliche regionale Regelungen zu beschließen, müssten die Landesregierungen gemeinsam nach Lösungen suchen. Außerdem sei es für die maritime Wirtschaft wichtig, dass der Norden beim Einwerben von Unterstützung in Berlin und Brüssel mit einer Stimme spreche. Marahrens-Hashagen versicherte: „Wir werden das ganz genau beobachten und einfordern.“  (jki, THB/ ds)

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