Gruber baut Präsenz in Deutschland aus

Das Südtiroler Logistikunternehmen verfolgt ambitionierte Wachstumspläne in Europa – nicht nur organisch, sondern auch über Zukäufe. Der deutsche Markt spielt dabei eine ebenso zentrale Rolle wie die Benelux-Länder, wie CEO Martin Gruber im Gespräch erläutert.

Foto: Gruber Logistics

Gruber Logistics will in Europa expandieren, und zwar kräftig. Den Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung dieses Plans sieht das Familienunternehmen in einer starken Präsenz auf deutschem Boden, wie Martin Gruber, Geschäftsführer bei Gruber Logistics, im Gespräch mit der DVZ verrät.

Deshalb soll im Zuge der Standorterweiterung, die bereits auf vielen Märkten wie in Großbritannien ein gutes Stück vorangeschritten ist, auch die Präsenz in Deutschland ausgebaut werden. Dasselbe gelte für die Benelux-Staaten. „Dort wollen wir gezielt neue Kunden akquirieren, um mit diesen in anderen europäischen Ländern zu wachsen. Das ist Teil unserer Strategie, die wir uns im Jahr 2019 gelegt haben und die bis 2023 abgeschlossen sein soll.“

Starker Fuhrpark-Ausbau

Das Logistikunternehmen ist zwar bereits mit allen Business Units an zwölf Standorten in Deutschland vertreten, will aber erst jetzt richtig durchstarten und das Geschäft weiter skalieren. In den vergangenen Jahren sei viel Vorarbeit dahingehend geleistet worden. Nun sollen weitere Niederlassungen in der Bundesrepublik eröffnet werden, um mehr Volumen zu verarbeiten. „Wir investieren sehr stark in Assets für den Komplett- und Teilladungsbereich. Aktuell haben wir 40 Fahrzeuge für den nationalen Verkehr, und das wollen wir kurzfristig verdoppeln“, sagt Gruber.

Allerdings investiert Gruber nicht nur für den deutschen Markt in die eigene Flotte, sondern auch insgesamt: Der Fuhrpark soll bis 2023 auf 605 Zugmaschinen erweitert werden. Das entspricht einem Wachstum von mehr als 80 Prozent im Vergleich zu 2020. Ein Teil der neuen Fahrzeuge sei bereits im Zulauf, nachdem im vergangenen Sommer ein langfristiger Lieferplan mit einem Hersteller vereinbart wurde.

Die Auslieferungen seien zwar teils etwas verspätet, da gehe es aber lediglich um ein bis zwei Monate. In Chemnitz wurden die Flotten bereits vergrößert und sollen noch weiter ausgebaut werden. „Für uns ist Ostdeutschland eine wichtige Entwicklungsregion. Dort haben wir bislang den größten Marktzuspruch erhalten“, sagt der Manager. Ansonsten sei der Südwesten respektive der Westen auch sehr interessant. Vor allem durch die Nähe zu Frankreich: „Wir wollen das Netz in Richtung Frankreich sowie der Benelux-Länder verdichten.“ Dort wolle Gruber sich bis 2023 vermehrt in Hafennähe ansiedeln, um im Bereich Schwerlast, Baumaschinen oder Landwirtschaft Großtransporte anbieten zu können. „Da gibt es enormes Potenzial – sei es für Übersee oder Großbritannien“, sagt Gruber.

Reaktion auf Mobilitätspaket 2

Zum einen sei die Geschäftserweiterung in Deutschland der steigenden Nachfrage geschuldet, zum anderen aber auch eine Reaktion auf das Mobilitätspaket 2. „Letztendlich schotten sich die nationalen Märkte etwas mehr ab durch die neuen Regelungen. Darauf gilt es zu reagieren. Die eigene Flotte wird immer wichtiger“, meint der Geschäftsführer.

Es werde gerade in Zukunft sehr wichtig, eigene Assets zu haben. Deshalb investiert der Logistiker auch in Benelux sowie Italien in die eigene Flotte, um mehr nationale Verkehre anbieten zu können.

Aber auch das Intermodalgeschäft soll in Deutschland stärker fokussiert werden. „Wir bieten bereits Verbindungen nach Italien sowie Polen an und starten demnächst mit Verkehren nach Großbritannien.“ Und zwar immer mit eigenen Assets. So seien die Auflieger zu 100 Prozent Gruber-gebrandet, bei den Zugmaschinen ist es immerhin der Großteil. Generell sei während der Corona-Krise weiter stark investiert worden. Das hat bereits Früchte getragen.

Umsatzsprung geplant

515

Millionen Euro soll der Gesamtumsatz im Jahr 2023 betragen.

Quelle: Martin Gruber

Denn der Gesamtumsatz hat sich seit 2016 zwar sukzessive gesteigert. Den größten Sprung machte Gruber aber mit einem Plus von 25 Prozent gegenüber 2020 auf 428 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Dieser Wert soll laut Plan bis 2023 nochmals um gut 20 Prozent auf 515 Millionen Euro gesteigert werden. Der mit Abstand größte Anteil entfällt mit 58 Prozent auf den Bereich FTL, in dem das Intermodalgeschäft inkludiert ist. Von den hohen Raten im See- und Luftfrachtgeschäft habe Gruber hingegen kaum profitieren können, weil der Anteil am Gesamtgeschäft mit rund 10 Prozent zu marginal sei.

Der Fahrermangel trübe auch bei dem Logistiker aus Südtirol die Expansionspläne ein wenig, aber nicht in allen Bereichen, wie Gruber berichtet: „Im internationalen Geschäft bekommen wir den Bedarf gut durch unsere Driver Academy gedeckt. Dort übernehmen wir Neulinge mit Führerschein und bilden sie speziell auf unsere Anforderungen des Berufs aus.

Darüber hinaus bieten wir diverse Weiterbildungen sowie eine tatsächliche Integration in das Unternehmen an.“ Beispielsweise könne ein Fahrer im FTL-Bereich anfangen und mittelfristig in den Schwergutbereich oder in das nationale Geschäft aufsteigen: „Dort ist der Verdienst ganz anders.“

Wachstum durch Zukäufe

Organisches Wachstum allein ist Gruber aber nicht genug: „Wir spielen mit dem Gedanken, in Deutschland und in den Benelux-Ländern zuzukaufen. Als einer der Marktführer im Bereich Schwergut- und Sondertransporte ist es immer interessant, dieses Geschäftsfeld weiter auszubauen. Aber auch für den Bereich Lager und Logistik sind wir ebenso interessiert wie im FTL-Bereich.“ Und wenn der CEO über Komplettladungen spricht, sieht er die Hälfte des Volumens intermodal umgesetzt. „Da sehen wir uns verstärkt auf dem Transaktionsmarkt um. Wir schauen nach potenziellen Zielen sowie weiteren Standorten in Deutschland. Man wird noch in diesem Jahr etwas von uns hören.“

In Deutschland wurde das Kontraktgeschäft bereits aufgebaut. Insbesondere im Bereich Stahl sei Gruber diesbezüglich unter anderem in Zwickau aktiv und habe Läger aufgebaut, die teilweise intermodal oder mit konventionellen Zügen beliefert werden und die Güter von dort aus weiter distribuieren. „Das Gleiche machen wir noch in Polen, der Slowakei und Italien. Gerade für Kunden aus dem Maschinenbau können wir unsere Kompetenz auch in der Lagerlogistik anbieten.“

Dabei sei vor allem der Ersatzteilversand interessant. Gruber: „Das machen wir in Deutschland für namhafte Maschinenbauer. In Italien haben wir ein Ersatzteillager für einen deutschen Druckmaschinenhersteller gestartet.“ Diese Mischung von Lager und Logistikdienstleistung will Gruber Logistics auch in Deutschland noch stärker ausbauen.

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