VDR-Ausbildungsforum: Generationen im Austausch über die maritime Zukunft

Anlässlich der Nationalen Maritimen Konferenz haben sich Vertreter aus Politik und Wirtschaft mit Stakeholdern und Auszubildenden aus der Schifffahrt getroffen. Zusammen wollen sie die Branche für potenzielle Nachwuchskräfte sichtbarer machen.

VDR-Präsidentin Gaby Bornheim im Gespräch mit den Auszubildenden Hendrik Niestedt und Paula Dreyer (von rechts). (Foto: offenblende.de/Björn Hake)

Die maritime Branche sorgt sich im Wettbewerb um junge Talente um die eigene Nachwuchssicherung. Um besser zu verstehen, was sich die potenziellen Fachkräfte von morgen wünschen, hat der Verband Deutscher Reeder (VDR) anlässlich der 13. Nationalen Maritimen Konferenz in Bremen ein Ausbildungsforum organisiert. Im Zeichen des Dialogs und des Wissensaustausches trafen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft mit maritimen Stakeholdern und Auszubildenden aus dem See- und Landbereich, um einander besser zu verstehen.

„Wir wollen von der jungen Generation wertvolle Einblicke in ihre Perspektive zur Nachwuchsgewinnung und zur zeitgenössischen Ansprache erhalten“, sagte Gaby Bornheim, Präsidentin des VDR, zum Auftakt der Veranstaltung und betonte: „Der generationsübergreifende Austausch hilft uns und trägt dazu bei, die Branche zwischen den bewährten Traditionen und den modernen Strategien auszurichten und unsere maritime Zukunft zu gestalten.“

Große Probleme

Um das zu erreichen, braucht es jedoch eine gemeinsame Strategie, um die Attraktivität der Schifffahrtsbranche zu erhöhen und auch nach außen zu kommunizieren. „Uns umgibt eine gewisse Unsichtbarkeit. Das ist es, was wir ändern müssen“, forderte Holger Schwesig, Managing Director der Schleppreederei Fairplay Towage, in einem Impulsvortrag. „Wenn uns junge Menschen nicht finden können, dann können wir auch nicht interessant für sie sein.“ Zudem müsse die Branche ihren Ruf verbessern und mit dem Nachwuchs gemeinsam Karrierepläne erarbeiten, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein.

Alexander Geisler, Geschäftsführer des Zentralverbands Deutscher Schiffsmakler, plädierte in diesem Zusammenhang auch für eine Stärkung der Berufsschulen und kritisierte das wachsende Desinteresse an der klassischen Ausbildung zugunsten eines Studiums.

Hinzu komme Schwesig zufolge ein nach wie vor sehr geringer Frauenanteil in der Branche. „Wir haben es verpasst, 50 Prozent unserer Bevölkerung anzusprechen, ihnen eine Chance zu geben und Alternativen aufzuzeigen“, bedauerte er und verwies dabei sowohl auf junge Frauen als auch auf Mütter.

Auch Dieter Janecek, Maritimer Koordinator der Bundes­regierung, beteiligte sich an einer Podiumsdiskussion. (Foto: offenblende.de/Björn Hake)
Hapag-Lloyd-Azubi Felix Nolting (Mitte) diskutiert mit anderen Teilnehmern des VDR-Ausbildungsforums. Gemeinsam haben die Auszubildenden in einem Workshop Lösungsansätze definiert und vorgestellt. (Foto: offenblende.de/Björn Hake)

Transparenz und Zusammenarbeit

Deutlich wurde im Zuge der Vorträge und Podiumsdiskussionen vor allem eines: Die Herausforderungen, mit denen die maritime Branche mit Blick auf die Nachwuchssicherung zu kämpfen hat, sind zahlreich. Passende Lösungen sollten in einem parallel stattfindenden Azubi-Workshop unter der Leitung der Berufsschulverantwortlichen Silvia Baumgartner und Carsten Hülss erarbeitet werden.

Präsentiert wurden die Kernergebnisse von Juliane Bellstedt, Auszubildende zur Schifffahrtskauffrau bei der Bremer Harren Group, und Felix Nolting, angehender Schiffsmechaniker bei Hapag Lloyd. Auch die jungen Leute beobachten, dass die Schifffahrt ein massives Imageproblem hat. Die Branche gilt als konservativ, schmutzig und nicht divers genug, gerade für Frauen müsse sie attraktiver werden. Hinzu komme der geringe Stellenwert einer Ausbildung in den Augen der Gesellschaft, die einen Hochschulabschluss oft als bedeutungsvoller einstuft. Die Folge: Viele junge Menschen denken gar nicht erst darüber nach, eine Ausbildung anzufangen, berichtet Bellstedt.

Auf der anderen Seite könne die maritime Branche jedoch vor allem mit Innovation, Internationalität und Technologie begeistern. Damit das gelingt, müssen die entsprechenden Ausbildungsberufe bundesweit transparenter und greifbarer werden. „Es ist schwer, Informationen zu finden, die auch für Jugendliche verständlich und zugänglich sind“, so Bellstedt. Gerade der Einsatz von Social Media könne das ändern. „Unternehmen, Verbände und Bildungsinstitutionen sollten da noch aktiver werden und sich zusammentun.“

Aber auch die direkte Ansprache von Jugendlichen – beispielsweise auf Berufsinformationsmessen – bleibe weiterhin wichtig. Hier sollten Unternehmen aber nicht erst auf Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen zugehen, sondern auch jüngeren Jahrgängen die Möglichkeit bieten, Unternehmen zu besuchen, oder in den sozialen Netzwerken einen Einblick in den typischen Arbeitsablauf der Mitarbeitenden geben. Auch eine verstärkte Zusammenarbeit mit Institutionen wie der Agentur für Arbeit sowie eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit seien dringend notwendig. Zudem könnten Unternehmen ihre Bewerbungsverfahren vereinheitlichen und verstärkt mit (weiblichen) Vorbildern werben.

Faszination gemeinsam vermitteln

Unternehmen, Verbände und Bildungseinrichtungen stehen nun vor der gemeinsamen Herausforderung, „die Faszination, die die maritime Branche mit sich bringt, besser rüberzubringen“, resümierte Claus Brandt, Geschäftsführer des Deutschen Maritimen Zentrums. Statt auf viele einzelne Initiativen zu setzen, sollten Aktivitäten stärker gebündelt werden.

Zudem wollen der VDR und seine Mitglieder das Ausbildungsangebot erweitern und „400 seeseitige sowie 200 landseitige Ausbildungsplätze garantieren“, kündigte Bornheim an. Dafür brauche es nun aber auch Menschen, die jene Plätze besetzen wollen. In einem Punkt waren sich am Ende der Veranstaltung jedenfalls alle Teilnehmenden einig: Die maritime Branche kann auch heute noch für junge Menschen attraktiv sein. Dafür müssen sie sie aber erst einmal bemerken.

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