Nikutta rät zu Neubesinnung in der Logistik
Die verladende Wirtschaft macht Transportentscheidungen zunehmend von ihrem CO2-Fußabdruck abhängig, weil dieser eine Rolle bei der Bewertung an den Aktienmärkten spielt. Unter diesem Aspekt habe die Schiene einen wirklichen Vorteil, sagte Sigrid Nikutta, Vorstand Güterverkehr der Deutschen Bahn (DB) und DB-Cargo-Vorstandsvorsitzende, zur Eröffnung des Deutschen Logistik-Kongresses. Gegenüber dem Straßengüterverkehr ließen sich durch den Transport auf der Schiene 80 bis 100 Prozent der CO2-Emissionen einsparen.
DB Cargo könne die Vorteile der Schiene mit den unbestrittenen Vorteilen andere Verkehrsträger kombinieren, sagte Nikutta. Das Unternehmen entwickelte sich zu einem „Bahn-Logistiker mit Schiene im Herzen“. Gleisanschlüsse seien vorteilhaft. „Andererseits ist es genauso gut, wenn wir mittels eines Lkw den Sattelauflieger abholen und auf die Schiene verlagern“, sagte Nikutta.
DB Cargo habe das Angebot EVplus in den Markt gebracht – eine Kombination aus Einzelwagen- und Kombiniertem Verkehr, das Wirtschaftszentren über Nacht verbindet. Für einzelne Branchen wie Chemie, Automobil und Stahl halte das Unternehmen eigene Netze vor. EVplus sorge für Just-in-Time-Leistungen von Firmentor zu Firmentor.
„Güterverkehr sollte so einfach sein wie Onlineshopping“, sagte sie. Dies will DB Cargo dadurch gewährleisten, dass die IT der Güterbahn mit der IT des Kunden verbunden ist. Die Güterwagen seien mit GPS ausgestattet, dies erlaube Sendungsverfolgung, Ankunftszeitprognose und Zustandsinformation über die Ladung auf dem Rechner der Auftraggeber. Nikutta setzt auf die europaweite Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK); diese Technik werde den Informationsfluss zwischen Eisenbahnunternehmen und Transportkunden weiter erleichtern. Die Eisenbahnbranche stehe bei der DAK vor dem Durchbruch.
Generell sprach sich die DB-Cargo-Chefin für einzelfallbezogene Transportentscheidungen aus: „Wir sollten in der Logistik zum Primat des umweltfreundlichsten Verkehrsmittels kommen.“ Das sei je nach Anforderungen an die Logistikkette sehr unterschiedlich.
Damit der Schienengüterverkehr die Erwartungen der verladenden Wirtschaft erfüllen kann, braucht es nach Überzeugung der DB-Cargo-Chefin ausreichende Kapazitäten auf dem Netz. „Große Maßnahmen sind wichtig, brauchen aber ihre Zeit“, sagte sie. Der Güterverkehr benötige aber auch kleine Maßnahmen wie Puffergleise, weichen Verbindungen und Überholgleise für Züge von 740 Metern Länge. Notwendig sei ein Aufbauplan mit Maßnahmen, die kurz-, mittel- und langfristig Wirkung zeigten.
„Die Logistik wird wachsen, die Bedeutung der Logistik wird zunehmen, die Bedeutung von Umweltfreundlichkeit steigt“, sagte Nikutta. Veränderungen, die lange nicht denkbar waren, seien jetzt genau möglich. „Es ist ein historisches Zeitfenster, wir sollten es alle nutzen, um die Logistik neu zu denken“, appellierte die DB-Güterverkehrschefin an die Logistikbranche.