Kriegsfolgen: Mehr Kosten – weniger Güterhandel

Zu den unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen der russischen Aggression zählen steigende Treibstoff- und Energiepreise. In ersten Umfragen äußern sich Firmen angesichts der Kostenlast besorgt. Zudem sind sie von Beschaffungsproblemen betroffen. Und der internationale Handel stand im Februar bereits im Bann des Krieges.

Illustration: iStock/DVZ

Zu den unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen der russischen Aggression zählen steigende Treibstoff- und Energiepreise. In ersten Umfragen äußern sich Firmen angesichts der Kostenlast besorgt. Zudem sind sie von Beschaffungsproblemen betroffen. Und der internationale Handel stand im Februar bereits im Bann des Krieges.

Ölpreis

So extrem die derzeitigen Steigerungen zu sein scheinen, so wenig außergewöhnlich sind sie. So lagen die Ölpreise von Januar 2011 bis September 2014 regelmäßig zwischen 10 und 25 Prozent höher als aktuell. Im Mai 2008 übertraf der Ölpreis den jetzigen Wert sogar um rund 50 Prozent.

Dieselpreis

Der Mobilitätsdienstleister UTA Edenred hat die Dieselpreis-Entwicklung seit Beginn der Ukraine-Krise in Europa ausgewertet. Obwohl der Preissprung vom 23. Februar bis zum 14. März mit 37,3 Prozent in Österreich am höchsten war, verzeichnet Deutschland mit rund 0,61 Euro die höchste Differenz beim Bruttopreis pro Liter Dieselkraftstoff.

Preise für Kerosin und Bunkerpreise

Verlader müssen sich auf höhere Kosten einstellen. So haben bereits Cosco, Evergreen, CMA CGM und OOCL angekündigt, im zweiten Quartal die Bunkerzuschläge um fast 80 US-Dollar/FEU zu erhöhen, ein Plus gegenüber dem Vorjahresquartal von fast 50 Prozent. Airlines wie Cargolux und Fedex machen das Gleiche, nennen es nur anders: Sie haben „Kriegs-Zuschläge“ eingeführt.

Welthandel: IfW prognostiziert Einbruch

Der Ukraine-Krieg hat offenbar bereits im Februar den internationalen Handel belastet. Laut jüngstem Datenupdate des Kiel Trade Indicator (KTI) dürfte der Welthandel im Vergleich zum Vormonat deutlich um preis- und saisonbereinigt 5,6 Prozent zurückgehen. Dies sei der größte Rückgang seit Ausbruch der Corona-Krise im Frühjahr 2020, wie das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) mitteilt. Der Erholungstrend der letzten Monate sei damit jäh unterbrochen. Für fast alle Volkswirtschaften sind die Vorzeichen negativ. „Obwohl der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine erst in der letzten Februarwoche eskalierte, scheinen Unsicherheit, Sanktionen und vermehrte Warenkontrollen zur Einhaltung der Sanktionen den Handel jetzt schon nachhaltig zu beeinträchtigen. Bereits Mitte Februar zeichnete sich ein schwächerer Monat ab, die Sanktionen gegen Russland verstärken diesen Trend“, kommentiert KTI-Leiter Vincent Stamer die Ergebnisse.

Für Russland weist der Frühindikator einen Einbruch der Exporte gegenüber Januar um 11,8 Prozent aus, alleine im Hafen von St. Petersburg wurden im Februar 17 Prozent weniger Güter verschifft. Die Ausfuhren aus Russlands größtem Containerhafen waren schon den gesamten Monat über niedrig, die Sanktionen am Ende des Monats hätten sie noch weiter gebremst. Bei den russischen Importen sei dagegen nur mit einem verhaltenen Rückgang um 1,6 Prozent zu rechnen. Positionsdaten von Containerschiffen zeigten zudem, dass die Ukraine weitgehend vom Seehandel abgeschnitten ist.

 

Lieferausfälle: Viele Hersteller erwarten Probleme

Eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unter 200 Unternehmen während der ersten Kriegswoche zeigt, dass vor allem hohe Energiepreise und fehlende Gaslieferungen für Belastungen sorgen – besonders in der Industrie. Aber auch ausfallende Lieferanten bereiten den Firmen Sorgen: So mussten etwa Softwareanbieter oder andere Zulieferer in der Ukraine ihre Arbeit einstellen. Nun fehlen Einzelteile, wie es in der Autoindustrie bereits der Fall ist. Der Umfrage zufolge gehen etwa vier von zehn Industriefirmen davon aus, dass ausfallende Lieferungen zu einer Belastung werden.

Die Folgen des Ukraine-Krieges setzen auch Deutschlands Groß- und Außenhändler unter Druck. Eine Umfrage des Bundesverbands Groß- und Außenhandel (BGA) hat ergeben, dass sich bislang 31 Prozent der Unternehmen von Sanktionen gegen Russland und den Gegensanktionen stark bis sehr stark betroffen sehen. Sorgen bereiten den Unternehmen vor allem zusätzliche Störungen in den Lieferketten und steigende Energiepreise. So berichteten 48 Prozent der in den vergangenen Tagen befragten mehreren Hundert Firmen von einer erschwerten oder unterbrochenen Materialbeschaffung infolge der Sanktionen. Etwa 60 Prozent sehen sich mit stark steigenden Einkaufspreisen für die von ihnen benötigten Waren konfrontiert. Bei 55 Prozent treiben steigende Energiepreise die Kosten in die Höhe. (ol/cs)

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