Experten: „Echte Härte für Unternehmen im Russland-Handel“

Die nun verhängten Sanktionen gegen Russland erschweren das Geschäft von Außenhändlern und Logistikern ungemein, mahnen die Experten Oliver Wieck (ICC) und Markus Meißner (AEB). Wer überhaupt noch Exporte abwickeln kann und will, muss sehr genau hinsehen.

Der Ausschluss russischer Banken aus dem internationalen Zahlungssystem SWIFT wird den Handel mit Russland stark einschränken. Davon ist Oliver Wieck, Generalsekretär der Internationalen Handelskammer ICC in Deutschland, überzeugt. „Für hiesige Unternehmen, die Handel mit Russland treiben, werden diese Sanktionen eine echte Härte sein“, betont er. Denn dann könnten russische Banken keinen internationalen Zahlungsverkehr mehr abwickeln. Wieck: „Damit ist es faktisch nicht mehr möglich, Waren nach Russland zu exportieren.“ Dann seien nur noch Bartergeschäfte oder Geschäfte vor Ort möglich, die in Rubel abgewickelt werden. Das komme für die meisten Unternehmen nicht infrage, auch weil die russische Währung zurzeit deutlich an Wert verliere.

Ähnlich pessimistisch schätzt auch Markus Meißner, Geschäftsführer des Zollspezialisten AEB, die Lage ein. „Insgesamt betrachten wir wesentliche Grundlagen für die Fortführung der Geschäfte mit Russland als derzeit nicht mehr gegeben an“, teilt er auf Anfrage der DVZ mit.

Die Sanktionen, die sich praktisch täglich ändern könnten, hätten weitreichende Folgen für die Zollabwicklung, sagt er. Durch das sogenannte Bereitstellungsverbot würden Geschäfte mit einem erweiterten Kreis von Personen und Organisationen unterbunden. Darüber hinaus erstreckten sich Verbote auf Güter, insbesondere solche mit militärischer Verwendungsoption (Dual Use), Hightech oder Maschinenausrüstung. Meißner: „Die Sanktionsbeschlüsse sind sehr umfangreich und weitreichend in ihren Auswirkungen auf unterschiedlichste Geschäftsarten. Deshalb ist es auch eine große Herausforderung, den Überblick zu behalten.“

Unübersichtliche Regelungen

Insbesondere exportierende Unternehmen müssten all dies nicht nur bei direkten Geschäften mit Russland berücksichtigen, sondern auch den Warenursprung, die Endverwendung oder die endgültigen Nutznießer kennen. Und es sei damit zu rechnen, dass seitens der Zollbehörden auch stärker kontrolliert werde, warnt der Experte. Es sei daher „sehr ratsam, ein noch größeres Augenmerk auf ein funktionierendes Risikomanagement zu legen“.

Einschneidend würden sich auch die ausgesetzten Bürgschaften und Garantien (Hermes) für Exporte und die ausgesetzten Finanzierungsinstrumente auswirken, sagt Meißner. Die Effekte betreffen nicht nur einzelne Unternehmen, sondern auch den den deutschen Außenhandel mit Russland in Gänze, so ICC-Generalsekretär Wieck. Zwar ist der Anteil Russlands an den deutschen Exporten nicht mit jenen der USA oder Chinas zu vergleichen. Mit knapp 2 Prozent Anteil an den deutschen Ausfuhren und einem Exportwert von knapp 27 Milliarden Euro ist der deutsch-russische Außenhandel aber deutlich größer als jener mit Iran. Dorthin wurden im vergangenen Jahr gerade einmal Waren im Wert von 1,5 Milliarden Euro geliefert.

Warum ausgerechnet dieser Vergleich? Die nun verhängten Sanktionen gegen Russland werden gerne mit jenen gegen das Mullah-Regime verglichen. (sr/rok)

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