Der Traum vom grünsten Logistikunternehmen Deutschlands

Damit die klimafreundliche Transformation der Transportbranche gelingt, kommt es auch auf die vielen 
mittelständischen Unternehmen an. Unternehmen wie LGX Logistics.

Foto: Scharfsinn86/Istock

Christoph Helfrich hat eine Vision. Eine große Vision. Der Geschäftsführer von LGX Logistics will mit seinem zwölfköpfigen Team das Unternehmen bis 2025 zum „grünsten Logistikunternehmen Deutschlands“ machen.

LGX ist ein „klassischer Sofaspediteur“, wie Helfrich selbst sagt. Der Dienstleister besitzt keine eigenen Fahrzeuge. Luft- und Seefracht machen mehr als 97 Prozent des Aufkommens aus. Welche Möglichkeiten hat ein solches Logistikunternehmen überhaupt, um „grüner“ zu werden?

„Das grünste Logistikunternehmen Deutschlands klingt natürlich sehr ambitioniert, aber Visionen müssen auch groß sein“, findet Helfrich. Seit viereinhalb Jahren ist er als Geschäftsführer und Gesellschafter bei LGX mit an Bord. Seit nunmehr zwei Jahren treibt er die grüne Transformation des Unternehmens voran. Rund ein Viertel seiner Arbeitszeit investiert Helfrich in das Thema Nachhaltigkeit.

Christoph Helfrich

Foto: LGX Logistics

ist seit fünf Jahren bei LGX. Zuvor war der gelernte Speditionskaufmann neben seinen Vertriebstätigkeiten in der Speditionsbranche auch im Cargo-Bereich von Fluggesellschaften wie United Airlines und Qatar Airways tätig. Seit 2017 führt er, gemeinsam mit dem Gründer Axel Güttrich, als Gesellschafter
die Geschäfte bei LGX.

LGX Logistics

wurde 2006 gegründet und hat den Hauptsitz in Darmstadt. Als inhabergeführtes Unternehmen ist der Logistiker auf internationale Transporte im Bereich der Luft-, See- und Bahnfracht spezialisiert. Aktuell arbeiten zwölf Mitarbeiter bei LGX. Neben der Zentrale in Darmstadt gibt es einen weiteren Standort in Hamburg.

„Kein unrealistisches Ziel“

Logistikunternehmen wie LGX besitzen einen großen Hebel für mehr Nachhaltigkeit: Transparenz. „Wir brauchten ein Modul, welches es unseren Kunden ermöglicht, ihre Emissionen zu sehen, und das auch Alternativen bietet“, erklärt Helfrich die Anforderungen. „Vermutlich werden zumindest kurzfristig nur wenige Kunden wechseln, weil wir ihnen die Emissionen zeigen. Die Möglichkeiten aufzuzeigen, ist aber ein wichtiger erster Schritt. Darin liegt viel Potenzial. Schiff statt Flugzeug. Bahn statt Lkw“, bleibt der LGX-Geschäftsführer aber zurückhaltend.

Als Partner hat LGX das Luxemburger Start-up Waves gefunden. Mit der Plattformlösung des Digitalunternehmens können die LGX-Kunden künftig nicht nur Preis und Laufzeit ihres Transports abrufen, sondern sich auch die CO₂-Emissionen sowie einen alternativen Transportweg mit geringeren Emissionen anzeigen lassen. „Das für den Klimaschutz Beste wäre, wenn wir unsere Kunden davon überzeugen, vom Flugzeug auf das Schiff oder auf die Schiene zu wechseln. Wenn ein Kunde bei uns einen Luftfrachttransport anfragt, ist in der Regel aber auch ein logistischer Bedarf dafür da“, weiß Helfrich. Auf der anderen Seite bemerkt er jedoch ein Umdenken in der Industrie, auch getrieben durch sich verändernde gesetzliche Rahmenbedingungen und jüngere Führungskräfte in der Logistikbranche.

Die selbst verursachten Emissionen werden bei LGX Logistics bereits weitestgehend reduziert. „Die großen Hebel haben wir hier schon in Bewegung gesetzt. Dienstreisen werden so weit wie möglich vermieden. Wenn die Reise per Bahn möglich ist, wird auch nicht geflogen“, fasst Helfrich im Gespräch mit der DVZ zusammen. Die Kompensation von Emissionen hält er nur für eine Notlösung. „Muss es Bäume pflanzen sein? Wir halten es für sinnvoller, Zeit und Geld in nachhaltige Logistik zu investieren.“

Mit der Plattformlösung von Waves können die LGX-Kunden künftig nicht nur Preis und Laufzeit ihres Transports abrufen, sondern sich auch die CO₂-Emissionen sowie einen alternativen Transportweg mit geringeren Emissionen anzeigen lassen. (Grafik: Waves)

Vorsprung erarbeiten

Auch wenn Nachhaltigkeit seit einigen Monaten eines der großen Themen in der Logistik ist, spielen grüne Transporte im operativen Geschäft bislang nur eine untergeordnete Rolle. „Es bietet uns momentan ein Alleinstellungsmerkmal, unser USP. Es gibt noch nicht so viele Spediteure, die das herausheben“, stellt Helfrich fest. Die Trägheit der Branche kann nun zum Vorteil für Unternehmen wie LGX werden, die vorangehen. „Ehrlich gesagt war die Logistik bei nur wenigen Themen bislang der Vorreiter. Die Branchenunternehmen reagieren oft erst, wenn ihre Geschäftspartner das einfordern“, kritisiert Helfrich. Das Thema werde in den Kundengesprächen immer relevanter. „Wir können uns einen gewissen Vorsprung erarbeiten. Es ist nicht schwer, hier eine Vorreiterrolle einzunehmen.“

Drei Jahre Zeit bleiben Helfrich und LGX bis 2025, um ihre Ziele zu erreichen. Der Geschäftsführer hofft nun auf mehr Bewegung in der Branche. „Ich wünsche mir, dass sich Reedereien, Fluggesellschaften und Fuhrunternehmen möglichst schnell verändern. Das ist für die Branche der größte Hebel, um kurzfristig bis 2025 für Veränderung zu sorgen.“ Noch könne die Logistik es schaffen, einmal innovativer Treiber einer Entwicklung zu werden. Helfrich würde sich darüber freuen, auch wenn dann sein aufgebauter Vorsprung bei der Nachhaltigkeit schrumpfen würde.

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