ABC-Logistik legt erste Ergebnisse zum H2-Truck vor
Wie hat sich der Prototyp eines Wasserstoff-Lkw des niederländischen Anbieters VDL im Praxiseinsatz beim Logistikdienstleister ABC-Logistik geschlagen? „Dafür, dass es ein Prototyp ist, sind wir sehr zufrieden“, fasst ABC-Juniorchef Michael te Heesen die Ergebnisse zusammen. Sechs Wochen lang, vom 12. November bis zum 22. Dezember 2020, haben er und sein Fuhrparkleiter Andreas Machnitzke einen von VDL zum Brennstoffzellen-LKW umgebauten Daf CF im Verteilerverkehr ausprobiert. ABC-Logistik hat dabei als Praxispartner eines gemeinsam mit Waterstofnet und der Energieagentur NRW aus der Taufe gehobenen Wasserstoff-Lkw-Projekts fungiert.
Der Versuch, bei dem der Lkw rund 1.800 Kilometer zurücklegte, zeigte Verschiedenes: Zum Beispiel schnurrte die Reichweite des voll ausgeladenen 26-Tonners in der anspruchsvollen Topografie des Bergischen Landes zusammen. Selbst bei vorausschauender und treibstoffsparender Fahrweise kam der VDL-Truck lediglich 230 Kilometer weit. „Das reicht für unsere Touren noch nicht ganz. Unsere Lkw legen am Tag normalerweise 300 bis 350 Kilometer zurück“, erklärt te Heesen. Zudem reichte die zur Verfügung stehende Antriebsleistung von 230 Kilowatt nur bedingt für steilere Anstiege aus. Machnitzke ergänzt: „Teilweise ist das Fahrzeug mit lediglich 60 Stundenkilometern bergauf gefahren.“ Doch unter dem Strich sind das nach Ansicht von te Heesen keine Probleme, die sich nicht mit weiterem technischen Fortschritt lösen ließen.
Betankt wurde der VDL-Truck in Düsseldorf-Holthausen an der im vergangenen Jahr eröffneten Wasserstofftankstelle von Air Liquide – und an der Zapfsäule zeigte sich, dass der Energieträger Wasserstoff noch um einiges davon entfernt ist, eine wirtschaftlich interessante Alternative zum Diesel zu sein. So lag der Verbrauch des Brennstoffzellen-Lkw bei durchschnittlich 11,3 Kilogramm pro 100 Kilometer, was zusammen mit dem derzeit gültigen, regulären Kilopreis für Wasserstoff von 9,26 Euro zu einem reinen Treibstoffpreis von rund 50 Eurocent pro Kilometer führt. Allerdings konnte ABC-Logistik als Praxispartner des Pilotprojekts den Wasserstoff zu deutlich erträglicheren Konditionen einkaufen.
Auf der Plusseite steht laut Fuhrparkchef Machnitzke, dass sich beide Testfahrer schnell und problemlos mit der Bedienung des Fahrzeugs arrangiert hatten: „Es gab keine Situation, in der einer der Fahrer mal etwas hätte nachfragen müssen, und die anfängliche Besorgnis, angesichts der geringen Reichweite liegenzubleiben, legte sich auch rasch.“
Als Fazit des Versuchsbetriebs fasst te Heesen zusammen: „Statt eines schweren Verteiler-Lkw hätten wir lieber einen 7,5-Tonner ausprobiert, weil diese Fahrzeuge sich deutlich besser für den urbanen Lieferverkehr eignen. Zudem müssten die Antriebe mehr Leistung bringen, und die Reichweite müsste im Idealfall bei 500 bis 600 Kilometern liegen.“ Dennoch ist er hochzufrieden mit den Ergebnissen des Feldversuchs und sich sicher, dass Wasserstoff-Lkw eine durchaus interessante Perspektive für den Straßengüterverkehr bieten.