Rahmede-Brückensprengung macht Platz für Neubau
Wohl kaum eine Sprengung hat in der letzten Zeit so viel Aufmerksamkeit erregt wie die Aktion am Sonntag um 12.00 Uhr. Der 17.000 Tonnen schwere Koloss aus Beton und Stahl aus den 1960er Jahren ist zum Symbol für die vielerorts marode Verkehrsinfrastruktur geworden - und längst auch zum Politikum. Die einsturzgefährdete Brücke in NRW war am 2. Dezember 2021 gesperrt worden. Eine zentrale Nord-Süd-Achse zwischen Dortmund und Frankfurt ist schon seit 17 Monaten unterbrochen - mit gravierenden Folgen. Lüdenscheid und das angrenzende Gebiet sind von Stauchaos, Lärm, Abgasen, gestörtem Lieferverkehr, Umsatzeinbußen und Fachkräfte-Abwanderung schwer getroffen. Die Industrie befürchtet einen Milliardenschaden.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing dürfte am Sonntag ein schwerer Stein vom Herzen gefallen sein. Für einen schnellstmöglichen Neubau ist die Sprengung extrem wichtig. Ein „Meilenstein“ sei gelungen, lobt der FDP-Minister, der das Spektakel aus einigen hundert Metern Entfernung verfolgt hat. Die schwierige Aktion sei präzise geglückt. Nun soll mit „maximaler Beschleunigung“ ein Neubau kommen, verspricht Wissing der Region. Zugleich stellt er klar: Weitere rund 4.000 Autobahnbrücken müssen bundesweit saniert werden. Rahmede habe gezeigt, wie dramatisch die Folgen sein könnten, wenn nicht rechtzeitig erneuert werde - und das dürfe sich nicht mehr wiederholen. Der Rahmede-Neubau wird vom Bundesverkehrsministerium aktuell als eines der Top-Projekte deutschlandweit eingestuft.
Sinnbild für „Infrastruktur-Katastrophe“
Die Rahmede-Brücke sei Sinnbild geworden „für die Infrastruktur-Katastrophe, die wir in Teilen Deutschlands haben und erleben“, unterstreicht Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer (SPD). Es brauche nach dem Abbruch jetzt aber einen wirklichen Aufbruch. Auch wenn eine große Etappe geschafft sei, bleibe noch viel anzupacken.
Die Bürgerinitiative A45 Lüdenscheid nennt den Sprengabbruch „ein erstes sichtbares Zeichen des Fortschritts nach 17 Monaten Stillstand“. Von purer Freude könne aber nicht die Rede sein angesichts des weiterhin krankmachenden Transit-Schwerlastverkehrs, kritisiert Sprecher Heiko Schürfel. Die Politik sei aufgefordert, „endlich gemeinsam zu handeln, gesetzliche Grundlagen für weitere schnelle Brückenprojekte zu schaffen und den Bau der neuen Brücke effektiv und zügig voranzutreiben“.
Kurz nach der Vollsperrung Ende 2021 hatte der Bund als Zeitziel ausgegeben, dass der Verkehr in fünf Jahren wieder rollen solle. Später hielt man sich mit Prognosen zurück. Auch der ADAC treibt zur Eile. Eine schnelle Fertigstellung eines Neubaus sei von herausragender Bedeutung. (dpa/jpn)