Was Trumps Sieg aus wirtschaftlicher Sicht bedeutet

Ökonomisch schwierigster Moment“, „Worst-Case-Szenario“, „Gefahr für die transatlantischen Beziehungen“, „Rückschlag für den Klimaschutz“, „Außergewöhnliches Comeback“: Wie Verbände, Experten, Politiker, Klimaschützer und Unternehmen auf Trumps Triumph reagieren.

Donald Trump spricht bei der zentralen Wahlparty der Republikaner in West Palm Beach in Florida. (Foto: picture alliance / Reuters | Brendan McDermid)

Donald Trump kehrt nach vier Jahren ins Weiße Haus zurück. Der 78-Jährige kündigte für seine zweite Amtszeit als US-Präsident eine radikale Agenda an, die Amerika und die Welt verändern könnte. 

Trump versprach im Wahlkampf die „größte Deportation der Geschichte“ von Migranten aus den USA, das Ende des russischen Krieges in der Ukraine sowie hohe Einfuhrzölle und Steuersenkungen. Auch leugnet der Republikaner die Klimakrise und kündigte einen drastischen Ausbau der Öl- und Erdgasförderung der USA an.

An Trumps Seite sind der Tech-Milliardär Elon Musk, den er mit dem Abbau von Staatsausgaben betrauen will, und der Impfgegner Robert F. Kennedy Jr., der eine Rolle im Gesundheitswesen bekommen soll. 

Mit der neu eroberten Mehrheit der Republikaner im US-Senat könnte Trump mehr Durchschlagskraft für seine Pläne bekommen. Harris' Demokraten können nur ein Gegengewicht bilden, wenn sie es schaffen, sich das Repräsentantenhaus als zweite Kongress-Kammer zurückzuholen. Behalten die Republikaner die Kontrolle über das Abgeordnetenhaus, kann Trump durchregieren.

Mit der Senats-Mehrheit könnten die Republikaner die konservative Mehrheit im Obersten Gericht weiter ausbauen, die die USA auf Jahrzehnte prägen wird. Die Richter am Supreme Court werden auf Lebenszeit ernannt. Trump hatte in seiner ersten Amtszeit drei Richter ernannt und für die Mehrheit der Konservativen gesorgt.

Prof. Christian Kille: Ein verlässlicher Partner fällt weg

Die Umfragen waren immer sehr knapp, deshalb sollten sich die Betroffenen darauf vorbereitet haben, sagte Logistikprofessor Christian Kille (TH Würzburg-Schweinfurt). Dennoch sei es schwierig, sich auf die künftige US-Politik einzustellen. Die Politik von Trump sei ein Beispiel für die heutige VUCA-Welt (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität), in der sich Unternehmen bewegen. Die Entscheidungen seien nicht abzusehen, die Planbarkeit sinke, auch weil die konkreten Entscheidungen („Deals“) Eigendynamiken ergeben könnten, „die nicht nur schwer abzuschätzen sind, sondern dem Entscheider tendenziell auch egal sind“ (America-First-Politik). Damit wächst die Unsicherheit laut Kille. „In den geopolitischen Spannungen fällt ein Ruhepol und verlässlicher Partner weg.“

Protektionismus werde zunehmen. „Europa und insbesondere Deutschland werden nicht schon nächstes Jahr davon betroffen sein. Aber es ist zu erwarten, dass die Exporte und als Reaktion auch die Importe deutlich sinken werden“, sagte Kille weiter. Der abnehmende Außenhandel werde also voraussichtlich noch stärker zurückgehen.

Interessanter seien aber die indirekten Effekte: „Die EU muss aufpassen, dass sie nicht zwischen den Deals der USA mit autoritären Staaten zerrieben wird. Das Momentum, auch durch die BRICS-Entwicklung begründet, spricht für ein Erstarken des Handels zwischen diesen Staaten über gemeinsame Vereinbarungen, bei denen die EU nur durch Einigkeit ihre Stärken – Marktgröße, einige marktführende Unternehmen, Innovationen in speziellen Bereichen – in diesem Zusammenhang ausspielen kann.“ Aber das brauche Zeit – „es wird damit tendenziell mittelfristig härter für die Handelslogistik“, fügt der Mitinitiator des Gremiums der Logistikweisen hinzu. (rok)

Schifffahrtsexperte erwartet kurzfristig Nachfrageschub

Der dänische Schifffahrtsexperte Lars Jensen von Vespucci Maritime rechnet kurzfristig mit einem zusätzlichen Anstieg der US-Importnachfrage, „da Verlader mit nicht zeitkritischen Gütern vor der Einführung neuer Zölle mehr Güter einführen werden“, schrieb er auf der Business-Plattform LinkedIn. „Da nicht genau bekannt ist, wie hoch die Zölle sein könnten, wo und ab wann sie gelten werden, könnte es zu einem erheblichen Anstieg der Nachfrage kommen.“

Langfristig sei mit weiteren Veränderungen in den Lieferketten zu rechnen, „da sich der Handelskrieg der USA verschärfen wird“. Für US-Importe würde dies höchstwahrscheinlich weitere Veränderungen in den Beschaffungsmustern mit sich bringen, „wie wir sie beispielsweise bei chinesischen Waren in den letzten Jahren gesehen haben, die über Mexiko geleitet wurden“, fügte Jensen hinzu. „Es ist jedoch auch zu erwarten, dass sich dies aufgrund von Vergeltungszöllen negativ auf die US-Exporte auswirkt – und damit das Ungleichgewicht zwischen Voll- und Leercontainerströmen weiter verstärkt.“

Und wie auch beim drohenden Streik an der Ostküste der USA ab dem 15. Januar sollte die Entwicklung der Krise am Roten Meer 2025 ebenfalls im Lichte des Präsidentenwechsels betrachtet werden. Es sei „mit einiger Sicherheit“ vorhersehbar, „dass wir eine Änderung im Verhalten der USA in dem Konflikt erleben könnten“. Ob diese jedoch zur Lösung oder zur Eskalation beitragen werde, sei zum jetzigen Zeitpunkt schwer vorherzusagen. (cs)

„Wirtschaftlich schwierigster Moment in Geschichte der Bundesrepublik“

Mit dem Wahlsieg von Trump beginnt laut Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel, „der ökonomisch schwierigste Moment in der Geschichte der Bundesrepublik, weil zur inneren Strukturkrise nun massive außenwirtschaftliche und sicherheitspolitische Herausforderungen auf uns zukommen, auf die wir nicht vorbereitet sind“, kommentierte der Wirtschaftsforscher die Wahl und fügte hinzu: „Trumps wirtschaftspolitischen Maßnahmen dürften protektionistische Zölle und Einfuhrbeschränkungen umfassen, die das Wachstum in Deutschland und Europa weiter belasten werden.“ Deutschland müsse nun kurzfristig massiv in Verteidigungskapazitäten investieren „und mit Frankreich und anderen willigen europäischen Partnern vorangehen, um eine europäische Verteidigung aufzubauen“. Die demokratischen Parteien in Deutschland sollten Schularick zufolge zusammenkommen und Verteidigungsinvestitionen von der Schuldenbremse ausnehmen, „damit Deutschland und Europa geopolitisch handlungsfähig werden“. (dpa/cs)

Bezos gratuliert Trump: „Außergewöhnliches Comeback“

Amazon-Gründer Jeff Bezos hat dem designierten US-Präsidenten Donald Trump zu dessen Wahlsieg gratuliert. Auf der Plattform X bezeichnete Bezos Trumps bevorstehende Rückkehr ins höchste Staatsamt als „außergewöhnliches politisches Comeback“ und sprach von einem „entscheidenden Sieg“. Er wünschte Trump viel Erfolg dabei, das Land zu führen und die Nation zu einen. Bezos schrieb: „Kein Land hat größere Möglichkeiten“.

Die Glückwünsche werfen auch ein Schlaglicht auf Bezos' Rolle als Besitzer der „Washington Post“. Die traditionsreiche Zeitung hatte Ende Oktober überraschend verkündet, bei der diesjährigen Präsidentschaftswahl erstmals seit 1988 keine Wahlempfehlung auszusprechen. Berichten zufolge war die Empfehlung der Zeitung zugunsten der Demokratin Kamala Harris schon fast fertig geschrieben – wurde dann aber von Bezos gestoppt. Nachdem Zehntausende Abonnenten gekündigt hatten, verteidigte der Milliardär die Entscheidung in einem Gastbeitrag in der Zeitung. Bezos gehört auch die Weltraumfirma Blue Origin, die an Staatsaufträgen interessiert ist. (dpa/cs)

Martin Kröger: Jetzt entschlossen auf die eigenen Stärken setzen

„Entscheidend wird nun sein, dass wir noch entschlossener auf unsere eigenen Stärken setzen und dass wir uns darauf konzentrieren, unsere im Weltmarkt äußerst erfolgreiche Schifffahrtsindustrie zu stärken“, kommentierte der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder (VDR), Martin Kröger, auf der Business-Plattform LinkedIn. „Dabei werden gute Beziehungen zu den USA auch in Zukunft von enormer Bedeutung sein“, fügte er hinzu. Eine starke Partnerschaft über den Atlantik hinweg bleibe entscheidend für die Wirtschaft und Sicherheit. „Sobald die neue US-Regierung im Amt ist, sollten wir deshalb aktiv den positiven Dialog suchen und die Zusammenarbeit vertiefen, um gemeinsame Lösungen für die vielen Herausforderungen zu finden.“ (cs)

Frank Dreeke: „Wir werden auch eine zweite Amtszeit von Donald Trump überstehen“

Die erneute Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten wird Auswirkungen auf die deutsche Logistikwirtschaft haben. Wie diese konkret aussehen werden, lässt sich momentan nur mutmaßen. Einer der ersten aus der Branche, der sich zum Wahlausgang äußert, ist Frank Dreeke, der Vorstandsvorsitzende der BLG Logistics Group. (rok)

„Das Worst-Case-Szenario ist eingetreten“

Die deutsche Wirtschaft stehe vor der nächsten Krise in einer an Hiobsbotschaften reichen Zeit, kommentierte Michael Hüther, der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln die US-Wahl. Das Worst-Case-Szenario sei eingetreten, sagte er. „Schon heute können sich Unternehmen auf einen teuren Handelskrieg einstellen, der nach IW-Berechnungen über die kommenden vier Jahre 180 Milliarden Euro kostet.“ Deutschland müsse in den kommenden Jahren mehr denn je lernen, auf eigenen Beinen zu stehen – im Geopolitischen genauso wie in der Wirtschaftspolitik. Und auch die EU müsse sich mit dem heutigen Tag bewegen: „Es ist schon lange nicht mehr vermittelbar, dass es bei den Handelsabkommen, etwa mit den Mercosur-Staaten, nicht weitergeht. Jetzt ist die Zeit, um alle Befindlichkeiten beiseitezustellen“, fügte Hüther in seinem Statement hinzu. (cs)

Ifo Institut erwartet bei neuen US-Zöllen Exporteinbruch

Das Ifo Institut erwartet von der Wirtschaftspolitik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump große Probleme für Deutschland und die EU. Sollte Trump tatsächlich 20 Prozent Zoll auf Importe aus der EU und 60 Prozent Zoll auf Importe aus China erheben, könnten die deutschen Exporte in die USA um 15 Prozent sinken. Zudem würden die deutschen Ausfuhren nach China um 10 Prozent sinken, weil China weniger in die USA exportiert. Ifo-Präsident Clemens Fuest sagte: „Trump verfolgt eine ausgeprägt protektionistische Agenda, die auf höhere Importzölle und stärkere Beschränkungen des internationalen Handels setzt.“ Die Wirtschaftsforscher mahnten, Deutschland und die EU müssten ihre eigene Position stärken. „Dazu gehören eine tiefere Integration des EU-Dienstleistungsmarktes und glaubwürdige Vergeltungsmaßnahmen gegenüber den USA“, sagte die Leiterin des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft, Lisandra Flach. (dpa/cs)

DIHK-Präsident: „USA bleiben ein attraktiver Markt“

Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), rechnet damit, dass der deutsche Handel mit den USA nun schwieriger wird. „Die deutsche Wirtschaft muss sich in einer zweiten Amtszeit von Donald Trump auf stärkeren Protektionismus und höhere Handelshürden einstellen“, sagte er und fügte hinzu: „Falls Trump einen generellen Importzoll einführt, wäre dies ein herber Rückschlag für die deutsche Wirtschaft – in einer ohnehin bereits angespannten Situation.“

Viele Unternehmen machten sich zudem Sorgen wegen des verschärften Umgangs der USA mit China. „Ein scharfer Handelskonflikt zwischen Deutschlands wichtigsten Handelspartnern wäre eine weitere Belastung im internationalen Geschäft“, sagte Adrian. Gleichzeitig blieben die USA aber „ein attraktiver Markt, der mit vorteilhaften Standortbedingungen deutsche Investitionen anzieht“, stellte Adrian klar. „Die angekündigte Senkung der Körperschaftssteuer wäre ein positiver Impuls für die US-Wirtschaft und könnte auch für deutsche Unternehmen neue Aufträge bedeuten. Steigende Importzölle und Local-Content-Vorschriften verstärken allerdings auch den Druck, mehr vor Ort zu produzieren – möglicherweise zulasten deutscher Standorte.“ (cs)

„Die USA sind nicht mehr unser großer Bruder“

Donald Trump als künftiger Präsident der Vereinigten Staaten sei eine Herausforderung für Europa, sagte Ralf Wintergerst, der Präsident des Digitalverbands Bitkom, und fügte hinzu: „Wir werden technologisch, wirtschaftlich und sicherheitspolitisch eine scharfe Transformation durchlaufen müssen, um die USA zwar als Partner zu halten, aber auch, um uns zu emanzipieren.“ Die USA werden sich seiner Einschätzung nach dauerhaft von Europa ab- und dem asiatisch-pazifischen Raum zuwenden. „Unsere größten Herausforderungen müssen wir künftig eigenständig lösen: eine CO2-freie, stabile Energieversorgung, digitale Souveränität, Schutz vor hybriden und militärischen Angriffen.“ Wintergerst ergänzte: „Die USA werden auch künftig Europas wichtigster Partner sein, unser großer Bruder, der in jeder Beziehung seine schützende Hand über uns hält, sind sie aber nicht mehr.“ (cs)

BGA betont Verantwortung Trumps

Der Außenhandelsverband BGA hatte dem US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump bereits vor Ende der Auszählung zu einem Wahlsieg gratuliert. „Er trägt mit seiner zweiten Amtszeit ein hohes Maß an Verantwortung für die außen- und wirtschaftspolitische Lage der Welt“, hob BGA-Präsident, Dirk Jandura, dabei hervor. „Ein amerikanischer Präsident kann und darf nie nur und ausschließlich ‚America first‘ sein.“ Die USA seien Deutschlands wichtigster Handelspartner und wichtigster Verbündeter in einer Zeit globaler Umbrüche. „Wir setzen auf eine Fortsetzung der traditionell guten transatlantischen Beziehungen.“ Die deutschen Groß- und Außenhändler blicken laut dem BGA mit Anspannung auf die ersten Amtshandlungen des künftigen Präsidenten. „Importzölle auf europäische und chinesische Produkte sehen wir kritisch. Die Welt braucht weniger und nicht mehr Handelsbeschränkungen“, betonte Jandura. (dpa/cs)

Rückschlag für den Klimaschutz

Prof. Kai Hoberg und Prof. Johannes Meuer von der Kühne Logistics University äußerten sich gegenüber der DVZ besorgt: „Trumps Wiederwahl ist ein beunruhigender Rückschlag für den Klimaschutz und die unternehmerische Verantwortung.“ Er ignoriere wissenschaftliche Fakten. Seine Haltung verkenne die Tatsache, dass der Klimawandel kein vorübergehender Trend ist, „sondern eine dauerhafte Herausforderung, die durch solide wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt wird“. Die Bewältigung des Klimawandels ist für die langfristige Widerstandsfähigkeit und eine robuste Wirtschaft laut Hoberg und Meuer unerlässlich. „Wir müssen weiter auf eine nachhaltigere Zukunft hinarbeiten, um die Lebensgrundlage künftiger Generationen zu sichern und verbessern. Trumps Wiederwahl ist damit auch ein Aufruf zum Handeln – um unseren Planeten zu schützen, Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen und eine Politik zu verfolgen, die sich auf die Klimawissenschaft stützt. Nachhaltiges Wirtschaften und wachsen funktioniert und kann vorangetrieben werden“, teilten die KLU-Wissenschaftler weiter mit. (fw)

Ursula von der Leyen beschwört transatlantische Partnerschaft

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gratulierte Donald Trump zu seiner Wahl zum 47. Präsidenten der USA. „Ich freue mich darauf, wieder mit Präsident Trump zusammenzuarbeiten, um eine starke transatlantische Agenda voranzutreiben“, teilte sie in ihrem Statement mit und fügte hinzu: „Lassen Sie uns gemeinsam an einer transatlantischen Partnerschaft arbeiten, die unseren Bürgern weiterhin Vorteile bringt. Millionen von Arbeitsplätzen und Milliardenbeträge für Handel und Investitionen auf beiden Seiten des Atlantiks hängen von der Dynamik und Stabilität unserer Wirtschaftsbeziehungen ab.“ (fh/cs)

Bernd Lange schickt Warnung an Trump

Bernd Lange (SPD), der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europäischen Parlament, teilte am Mittwoch mit: „Es stehen uns unberechenbare und unruhige Zeiten bevor und das gerade in einem historischen Moment, in dem eigentlich Stabilität und Multilateralismus das Gebot der Stunde sein müssten. Bleibt zu hoffen, dass Trump seine extremen Wahlkampfversprechen einem Praxischeck unterzieht und wieder in der Realität ankommt. Sollte er nämlich all seine Versprechen in die Tat umsetzen, hätte das langfristig enorme globale Folgen.“ Die USA seien zwar nach wie vor der wichtigste Handels- und Investitionspartner der EU. Sollte die US-Seite aber „ungerechtfertigte Zölle auf EU-Produkte erheben, sind wir darauf vorbereitet und werden reagieren“, sagte Lange. (fh/cs)

Deutsche Industrie fürchtet Zölle unter Trump

Die voraussichtliche Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus verstärkt die Sorgen der deutschen Industrie. „Flächendeckende Zölle von 10 oder gar 20 Prozent auf alle Importe und von 60 Prozent auf Einfuhren aus China würden nicht nur Deutschland und der EU, sondern auch der US-Wirtschaft massiv schaden“, teilte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) am Mittwoch mit. Die Industrie sieht einen „Epochenwechsel“. „Zu befürchten ist, dass der Ton rauer, der protektionistische Kurs konsequent fortgeführt werden wird“, teilte der BDI weiter mit. Die Branche sieht einen Weckruf für Deutschland und Europa. Sie müssten ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihre Verteidigungsfähigkeit schneller weiterentwickeln. Die chemische Industrie hält dabei auch Freihandelsabkommen und Partnerschaften mit anderen Weltregionen für notwendig. (dpa/cs)

DVZ-Umfrage auf LinkedIn

Auf der Plattform LinkedIn haben wir eine Umfrage zum Ausgang der US-Wahlen gestartet. Wir wollen ein Stimmungsbild, wie sich die zweite Amtszeit von Trump auf die deutsche Logistikwirtschaft auswirken wird. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden sieht dies bisher negativ.

Daimler Truck setzt auf konstruktiven Austausch

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck in Wörth will „wie bei allen früheren Regierungen“ auch mit der neuen Administration einen konstruktiven Austausch führen. Als globales Unternehmen mit mehr als 100.000 Mitarbeitern weltweit und etwa 30.000 in den USA sei das Unternehmen auf verlässliche und stabile politische Rahmenbedingungen angewiesen, sagte ein Sprecher. „Es ist derzeit aus unserer Sicht zu früh, jetzt schon öffentlich über mögliche Auswirkungen des US-Wahlergebnisses für unser Geschäft zu spekulieren.“ (dpa/jpn)

Melanie Leonhard: „Wir müssen auf EU-Ebene schneller werden“

Die wirtschaftliche und sicherheitspolitische Zusammenarbeit innerhalb der EU müsse gestärkt werden, sagte Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard als Reaktion auf die US-Wahl gegenüber der DVZ. „Wir müssen bei unseren Prozessen auf EU-Ebene schneller werden“, fordert die SPD-Politikerin mit Blick unter anderem auf die Finanzierung von Energieprojekten. Bislang sei die EU sehr bürokratisch und sollte zum Beispiel ihre Abläufe für Beihilfe-Verfahren anpassen.

Die energiepolitische Kooperation innerhalb der EU ist Leonhard zufolge bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Dabei gehe es nicht nur um die Zusammenarbeit von privaten Unternehmen, sondern auch um gemeinsame Projekte auf staatlicher Ebene. Leonhard kann sich zum Beispiel eine stärkere Zusammenarbeit bei der Offshore-Windenergie zwischen Deutschland, den baltischen Staaten und Polen vorstellen. Seit Montag dieser Woche reist Leonhard mit einer Wirtschaftsdelegation durch Polen, um die Beziehungen zu Häfen, Unternehmen und Politik zu beleben. Diese Verbindung sei lange vernachlässigt worden und es gebe viel mehr Potenzial für beide Seiten, das es zu heben gilt, so Leonhard. Polen ist einer der wichtigsten Handelspartner der Hansestadt und seines Hafens. (alb)

Bayerische Firmen sehen mögliche US-Zölle mit Sorge

Der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) erwartet unter dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump weitere Belastungen. „Mehr als die Hälfte der bayerischen Unternehmen erwarten mit Trump schlechtere Wirtschaftsbeziehungen zu den USA“, nur ein Sechstel bessere, sagte BIHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. Der von Trump angekündigte Importzoll von 20 Prozent treffe die bayerische Wirtschaft direkt.

Harte US-Handelssanktionen gegenüber China und anderen Staaten könnten das globale Wirtschaftssystem destabilisieren. Das auf dem freien Welthandel beruhende Geschäftsmodell der Industrie stehe immer mehr in Frage. Umso wichtiger sei, „dass Deutschland und Europa ihre Hausaufgaben machen und alle eigenen Kräfte mobilisieren“. Notwendig seien „mehr Investitionen, mehr Anstrengung und eine radikale Entschlackung der Bürokratie“, sagte Gößl. „Andere werden uns nicht helfen. Wir müssen unser Schicksal selbst in die Hand nehmen.“ (dpa/jpn)

„Mehr denn je kommt es auf europäische Einigkeit an“

Wolfgang Weber, Vorsitzender der Geschäftsführung des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI, sagte zum Ausgang der Wahl: „Wir müssen die unternehmerischen Kräfte neu entfachen: Bürokratisierung runter, Unternehmenssteuern runter, Investitionen anreizen. Aus einer Position der wirtschaftlichen Stärke lässt sich der nächsten US-Administration am besten begegnen. Mehr denn je kommt es auf europäische Einigkeit und den EU-Binnenmarkt an, den weiterzuentwickeln hohe Priorität haben muss.“ Die USA sind für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie ein bedeutender Absatzmarkt. Im vergangenen Jahr lieferte die Branche dorthin Waren im Wert von 24,9 Milliarden Euro, womit die USA das zweitgrößte Einzelabnehmerland waren. Bei einem Direktinvestitionsbestand in Höhe von 8,1 Milliarden Euro (2022) ist das Land zudem der zweitgrößte Investitionsstandort der Branche im Ausland. (cs)

CSCMP-Chef: „Neue Trump-Zölle wären disruptiv“

Donald Trump hatte im Wahlkampf mit zusätzlichen Zöllen von 10 bis 20 Prozent auf alle Importe und von über 60 Prozent auf alle chinesischen Einfuhren gedroht. Zu den möglichen Auswirkungen auf den Handel und die Lieferketten hatte Mark Baxa, CEO des US-Logistikverbands CSCMP, im DVZ-Interview das hier gesagt: „Ein solcher Schritt wäre disruptiv. Er hätte direkte Konsequenzen für die Kosten von Endprodukten in den USA und anderswo, auch in Deutschland. Er hätte auch deutliche Auswirkungen auf Waren aus China, seien es Endprodukte, Rohmaterialien oder Komponenten. Potenziell würde dies auch weiteren Druck auf US-amerikanische und internationale Unternehmen ausüben, die Waren und Produkte aus China beziehen. Es würde eine Kettenreaktion in Bezug auf Unternehmen auslösen, die nach Alternativen suchen würden. Aber die Hoffnung ist, dass eine Harris- oder eine Trump-Regierung weiterhin die ­Fähigkeit und Kapazität der Lieferketten schützen. Ich gehe aber davon aus, dass keine der Parteien und keiner der Kandidaten ein Interesse an einer Verschlechterung der globalen Lieferkettensituation hat.“ (cs)

Ökonomen warnen vor negativen Folgen

Ökonomen warnen vor Herausforderungen und negativen Folgen für Europa und Deutschland bei einer Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus. Nach Einschätzung von Holger Schmieding und Felix Schmidt, Chefvolkswirt und leitender Volkswirt bei der Berenberg-Bank, würde das für europäische Unternehmen eine erhebliche handelspolitische und geopolitische Unsicherheit bedeuten und sich negativ auf das Wachstum auf dem Kontinent auswirken.

Die Ökonomen rechnen damit, dass Trump zunächst nur selektive, schlagzeilenträchtige Zölle verhängen und weitere Maßnahmen androhen könnte. „Für sich genommen könnte eine solche Eskalation der Handelsspannungen dazu führen, dass wir unsere Wachstumsprognose für 2025 für Deutschland (derzeit 0,5 Prozent) um etwa 0,2 Prozentpunkte und unsere Prognosen für andere europäische Länder um etwa 0,1 Prozentpunkte senken.“ Würde er tatsächlich einen Zoll von 10 Prozent auf alle Importe aus Europa erheben, könnte der Schaden demnach noch größer ausfallen.

Auch der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, betonte, dass Trumps angekündigter Zollsatz von mindestens 10 Prozent für alle Importe in die USA besonders für das Exportland Deutschland schlecht wäre. „Die Zölle verteuern nicht nur deutsche Waren in den USA, sondern dürften auch zu Gegenzöllen der EU führen, was den Außenhandel weiter belasten würde.“

Dirk Chlench von der Landesbank Baden-Württemberg geht zwar davon, dass sich die EU „dem Vernehmen nach mit neuen Instrumenten und Verfahren“ auf Provokationen aus Washington vorbereitet hat. „Dennoch dürften sich negative Folgen für die Exporte und die Investitionen innerhalb der EU nicht vermeiden lassen. Eine anhaltende Stagnation, vielleicht sogar ein Rückfall in die Rezession, ist wahrscheinlich.“

Der Chefvolkswirt bei der VP Bank, Thomas Gitzel, hob hervor, Europa stünde bei einem Wahlsieg Trumps vor neuen Herausforderungen. „Insbesondere die für die Ukraine wichtigen Militärhilfen stehen möglicherweise auf der Kippe.“ Europa müsse nun mehr denn je seine Hausaufgaben machen und vor allem seine Wettbewerbsfähigkeit stärken. (dpa/cs)

Europa soll offenen Welthandel verteidigen

„Die Bedeutung der globalisierten Handelsordnung, wie wir sie von früher kennen und wie sie Deutschland stark gemacht hat, wird nach dem Wahlausgang weiter an Bedeutung verlieren. Die Frage ist nur, wie radikal und schnell sich der Umbruch fortsetzt“, sagte Gero Furchheim, Präsident des E-Commerce-Verbands BEVH. Eine klare außenwirtschaftliche Strategie, wie Deutschland und Europa sich in dieser neuen Ordnung aufstellen wollen, fehle aber. Europa dürfe nicht zulassen, dass die neuen Spielregeln des Handels von anderen allein bestimmt werden. „Es muss seine eigenen Leitlinien bestimmen, die nationalistischen Alleingängen eine positive Ordnung entgegensetzen und die Offenheit als Grundlage für unseren Wohlstand bewahren“, forderte Furchheim. „Extreme, eindimensionale Erklärungsmuster in der Handelspolitik werden der Komplexität unserer Welt nicht gerecht und werden scheitern.“ (fh)

Handelskammer-Präses erwartet mehr Protektionismus

Deutschland und Europa müssen sich wirtschafts- und sicherheitspolitisch künftig deutlich eigenständiger aufstellen. Das betonte Eduard Dubbers-Albrecht, Präses der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven. „Für Deutschland und Europa bedeuten die politischen Entwicklungen in den USA, dass nun angesichts der Erfahrungen mit der ersten Amtszeit von Donald Trump und der Aussagen im Wahlkampf 2024 verstärkt mit Protektionismus gerechnet werden muss. Wirtschaftspolitisch wie auch sicherheitspolitisch wird die Devise eindeutig ,America first‘ heißen.“ Das werde auch die bremische Wirtschaft zu spüren bekommen, denn die USA seien mit einem jährlichen Gesamthandelsvolumen von mehr als 4 Milliarden Euro mit Abstand die Nummer eins unter den bremischen Außenhandelspartnern. (cs)

Klimaschützer: Schwarzer Tag für den Planeten

Mit düsteren Prognosen reagieren Klimaschützer auf den Wahlsieg Donald Trumps. „Heute ist ein schwarzer Tag für unseren Planeten“, sagte der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Es gebe kaum Hoffnung, dass Trump als US-Präsident willens sei, die planetaren Krisen Erderhitzung und Naturzerstörung zu lösen. „Das Gegenteil ist der Fall“, sagte er. „Mit seinem Wahlkampf-Slogan ‚drill, baby, drill‘ macht er deutlich, was er vorhat: mit mehr Öl- und Gasbohrungen die Atmosphäre weiter anzuheizen und damit das Überleben von Millionen von Menschen zu riskieren.“ Die ab Montag beginnende Weltklimakonferenz COP29 in Aserbaidschan werde von der Wahl Trumps massiv überschattet sein. „Greenpeace erwartet jetzt, dass die EU – allen voran Deutschland – starke Allianzen schmiedet, um die gemeinsame und kolossale Aufgabe zur Stabilisierung der Klimakrise und der Naturkrise mit dem Ziel der gemeinsamen Sicherheit konsequent anzugehen.“

Jennifer Morgan, Staatssekretärin im Auswärtigen Amt und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik, sagte: „Wir werden – wo immer möglich – mit der nächsten US-Regierung zusammenarbeiten, um die internationale, auf Regeln basierende Ordnung zu stärken und gemeinsame Sicherheitsherausforderungen, einschließlich der Klimakrise, zu bewältigen.“ Christoph Bals von der Organisation Germanwatch sagte: „Mit einem Präsidenten Trump droht die fossile Lobby die Regierungsgeschäfte in den USA zu übernehmen.“ Allerdings sprächen die globalen wirtschaftlichen und technologischen Trends weiterhin für eine dynamische Entwicklung von Erneuerbaren Energien und Elektromobilität. „Donald Trump kann den Wandel zwar verlangsamen und erschweren – aufhalten kann er ihn nicht.“ (dpa/cs)

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