Bandenwerbung am Binnenschiff

Ein Kölner will Back- und Steuerbordseiten von Binnenschiffen für Reklame vermarkten. Er sieht Umsatzpotenzial aufgrund der langen Wahrnehmungszeit während der Fahrt des Schiffes flussauf- oder -abwärts.

Richard Beerbaum will mit seinem Unternehmen „Neptuns Schiffswerbung“ Firmen und Binnenschiffer zusammenbringen. (Foto: privat)

Als Kölner ist Richard Beerbaum mit dem Rhein und Binnenschiffen vertraut, die er täglich am Bürofenster vorbeiziehen sieht. Außerdem kennt er sich mit Bandenwerbung aus, denn er hat schon für eine Sportmarketing-Agentur gearbeitet. 2023 sei er dann beim Anblick großer Schiffe auf die Idee für eine Bandenwerbung auf dem Wasser gekommen, sagt der 40-Jährige. Beerbaum beschloss, ein Geschäftsmodell aus dem Gedanken zu machen: Sein kürzlich gegründetes Unternehmen „Neptuns Schiffswerbung“ soll Firmen und Binnenschiffer zusammenbringen. Denn es gebe „auf der Back- und Steuerbordseite an der Reling ein Riesen-Werbepotenzial“.

Nach Beerbaums Darstellung bietet ein Binnenschiff als Werbeträger große Vorteile gegenüber anderen Formen der Außenwerbung. Eine 100 Meter lange Reklame an einem Schiff könne zwischen 60 und 90 Sekunden wahrgenommen werden, sagt er mit Bezug auf eigene Messungen. „Und die wird nie irgendwie aufdringlich, sondern praktisch ,peripher‘ wahrgenommen“, also eher am Rande. Andernorts, etwa auf einer belebten Kölner Einkaufsstraße, ist die Aufmerksamkeit für Werbung nach seinem Eindruck deutlich geringer: zwei bis drei Sekunden, „nicht viel, um eine Werbung wirklich wahrzunehmen“. Bei Spielen der Fußball-Bundesliga leuchte die Bandenwerbung zwar länger, aber der Fokus liege hier auf dem Spiel und nicht auf der Reklame. Dennoch bekomme man davon am Rande etwas mit. Sein Anspruch sei es, „diese Möglichkeit aufs Wasser zu bringen“.

Der Rhein eigne sich wegen seiner Länge und der vielen Großstädte und Menschen entlang des Flusses besonders als Einsatzgebiet. Ein Schiff sei 330 Tage im Jahr unterwegs und die Werbung daran täglich durchschnittlich zehn Stunden lang zu sehen. Klar sei die Schiffswerbung „eine sehr, sehr spitze Nische“ mit vereinzelt relativ kleinen 3 bis 4 Quadratmeter großen Elementen.

Er hingegen wolle die volle Fläche ausnutzen und Banner aus einem Textilnetzgewebe für große Werbedrucke anbringen, sagt Beerbaum. Pro Seite ergibt das etwa 100 Quadratmeter Werbung. Wer beide Seiten seines Schiffes dafür zur Verfügung stelle, der könne bis zu 12.000 Euro pro Jahr einnehmen. Das Umsatzpotenzial mit der Werbung schätzt Beerbaum auf bis zu 50 Millionen Euro. Und wenn das Geschäft wachse, könne man die Werbung wie im Stadion auf LED umstellen.

Aus seiner Zeit bei der Sportmarketing-Agentur hat Beerbaum nach eigenen Angaben noch Kontakt zu 200 an Werbung interessierten Unternehmen - „alles, was Sie bei der Bundesliga auf den LED-Wänden sehen“. Und er skizziert, wie die Reklame am Schiff wirken könnte. Nach einem Spaziergang am Rhein, bei dem man ein Schiff mit dem Banner einer Lebensmittelkette gesehen habe, bekomme man vermutlich Hunger – und kaufe dann etwas bei der Kette ein. Ein Sportartikelhersteller wiederum könne auf einem Schiff für einen neuen Schuh werben – und Spaziergänger per Werbung auffordern, das Produkt für den nächsten Ausflug ans Wasser anzuziehen.

Die Außenfläche von Binnenschiffen könne durchaus als Werbefläche genutzt werden, in der Fahrgastschifffahrt sei das sogar an der Tagesordnung, sagt Matthias Roeser vom Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB). „Rechtlich muss nur gewährleistet sein, dass die Pflichtanschriften gut lesbar sind.“ Das sind der Schiffsname, die einheitliche Registrierungsnummer für Binnenschiffe (ENI-Nummer) und gegebenenfalls Schiffsmaße. Bei Frachtschiffen sei auch zu bedenken, dass die Bordwand bei voller Beladung größtenteils unter Wasser sei, so Roeser. Aber Beerbaum will die Banden ohnehin an der Reling befestigen. „Da spielen Beladung und Seegang eine untergeordnete Rolle.“

Beerbaum, der hauptberuflich in der Immobilienbranche arbeitet, hat bei dem Werbeprojekt an vieles gedacht, aber einen Schiffseigentümer hat er noch nicht dafür gewonnen. Große Unternehmen wollten nicht, wohl weil er ein „kleiner Fisch“ sei. Nun setze er auf Eigentümer kleinerer Schiffe, die Rücklagen für eine Reparatur oder einen Anstrich gebrauchen könnten – oder auf eine große Firma, die ein Pilotprojekt starten will. Der gelernte Versicherungskaufmann, ein begeisterter Fußballer, der an der TH Köln seinen Bachelor in „International Business“ machte, hat schon öfter Geschäftsideen entwickelt – und dabei eines gelernt: „Das Wichtigste ist, immer wieder aufzustehen“, sagt er. (jpn)

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