Azubi-Mangel: Logistik setzt auf finanzielle und digitale Anreize

Mit einem neuen Allzeithoch von 47 Prozent konnte 2022 fast jeder zweite IHK-Ausbildungsbetrieb nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. Um die junge Generation Z ins eigene Unternehmen zu locken, setzt die Verkehrsbranche auf digitale Informationsangebote, Veranstaltungen zur Berufsorientierung und finanzielle Anreize.

Um die junge Generation Z ins eigene Unternehmen zu locken, setzt die Verkehrsbranche auf digitale Informationsangebote, Veranstaltungen zur Berufsorientierung und finanzielle Anreize. (Foto: FangXiaNuo/iStock)

Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt bleibt für Unternehmen angespannt. Mit einem neuen Allzeithoch von 47 Prozent konnte 2022 fast jeder zweite IHK-Ausbildungsbetrieb nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. Bei mehr als 30.000 Betrieben kam noch nicht einmal eine Bewerbung an, zeigen die Ergebnisse der aktuellen Ausbildungsumfrage 2023 der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), die auf den Erfahrungen des vergangenen Jahres fußen.

Besonders vergeblich sucht nach dem Gastgewerbe und der Industrie auch die Transport- und Logistikbranche nach Personal. 55 Prozent der befragten Transport- und Logistikunternehmen haben angegeben, dass sie 2022 nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen konnten, 2021 waren es 54 Prozent. Im Gastgewerbe (62 Prozent) und der Industrie (ohne Bau; 56 Prozent) waren die Werte noch höher. Hauptursache ist mit 69 Prozent, dass keine geeigneten Bewerbungen vorlagen.

Quelle: DIHK Ausbildungsumfrage 2023

Der Generation Z entgegenkommen

Um dem Nachwuchsmangel entgegenzuwirken, bemühen sich viele Betriebe, auf die Wünsche der jungen Generation Z einzugehen. Zu den Maßnahmen gehören laut der vorliegenden Befragung das Arbeiten in flachen Hierarchien (62 Prozent) und mit moderner IT-Technik (49 Prozent). Acht von zehn Unternehmen wollen zudem ihr Engagement in der beruflichen Orientierung künftig weiter intensivieren. Dazu bieten 61 Prozent der Unternehmen künftig mehr Praktikumsplätze und damit praktische Einblicke in den Betriebsalltag an.

Logistiker setzen auf Geld und digitale Angebote

Um die Ausbildung im eigenen Unternehmen attraktiver zu machen, setzt die Verkehrsbranche (Transport und Logistik) unter anderem auf digitale Informationsangebote. 34 Prozent der befragten Betriebe wollen mehr digitale Berufsorientierungsangebote bieten. Zudem haben Ausbildungsbetriebe aus den Bereichen Verkehr/Logistik (52 Prozent), Banken/Versicherungen (51 Prozent) sowie Gastgewerbe (50 Prozent) ihren Fokus auf finanzielle Anreize gelegt. Dahinter können sich laut DIHK-Auswertung neben der Ausbildungsvergütung auch Anreize für gute Lernergebnisse, Beihilfen zur Mobilität beziehungsweise Wohnen oder andere „Goodies“ verbergen.

Fast die Hälfte aller Ausbildungsbetriebe (48 Prozent) und damit zehn Prozentpunkte mehr als im Vorjahr (2022: 39 Prozent) wollen künftig noch mehr Veranstaltungen zur beruflichen Orientierung wie Azubi-Speed-Datings, Tage der offenen Tür oder Girls‘ Day Mädchen-Zukunftstage beziehungsweise Boys’ Day Jungen-Zukunftstage anbieten. Auch 51 Prozent aus dem Transport- und Logistiksektor planen das.

Quelle: DIHK Ausbildungsumfrage 2023

Positive Anzeichen für 2023

Nach einer aktuellen Wasserstandsmeldung der Industrie- und Handelskammern zu den diesjährigen Ausbildungsverträgen kann die Wirtschaft allerdings hoffen. Bis Ende Juli wurden knapp 207.000 neue Ausbildungsverträge im IHK-Bereich gezählt, das sind 3,7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. „Das ist ein Silberstreif am Horizont, aber noch lange keine Entspannung“, sagt Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer. Eine Prognose für das gesamte Jahr könne aufgrund der Zahlen noch nicht abgeben werden.

DIHK-Ausbildungsumfrage

In der Zeit vom 8. bis 26. Mai 2023 konnten sich Unternehmen online an der Befragung beteiligen. Die Auswahl und Ansprache erfolgte über die Industrie- und Handelskammern. Insgesamt beteiligten sich 14.278 Unternehmen an der Umfrage. Die Antworten verteilen sich wie folgt auf die Wirtschaftszweige:

  • Industrie (ohne Bau): 25 Prozent

  • Baugewerbe: 6 Prozent

  • IT: 8 Prozent

  • Medien: 2 Prozent

  • Handel: 16 Prozent

  • Gastgewerbe: 5 Prozent

  • Veranstaltungswirtschaft: 1 Prozent

  • Verkehr (Transport/Logistik): 5 Prozent

  • Banken/Versicherungen: 6 Prozent

  • Unternehmensorientierte Dienste: 1 Prozent

  • Gesundheit/Pflege: 3 Prozent

  • Immobilien: 3 Prozent

  • Sonstige Dienstleistungen: 19 Prozent

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