A27-Sperrung: Ausweichrouten für Schwertransporte problematisch

Weil die Fahrbahn abzusacken droht, ist die Autobahn 27 nördlich von Bremen vorerst voll gesperrt. Das hat auch Folgen für Schwerlasttransporte, die etwa Bauteile für Windkraftanlagen transportieren.

Die A27, die Bremen, Bremerhaven und Cuxhaven miteinander verbindet, ist seit Mittwoch wegen der möglichen Unterspülung in beiden Richtungen gesperrt. (Foto: dpa/Sina Schuldt)

Die Sperrung der Autobahn 27 infolge einer drohenden Unterspülung nahe der Gemeinde Hagen im Bremischen im Landkreis Cuxhaven sorgt neben Verkehrsbehinderungen auch für Einschränkungen bei Schwertransporten. Die Fahrbahn soll ab dieser Woche saniert und komplett neu aufgebaut werden, der Verkehr wird so lange über die U28 und U33 umgeleitet. Auch für Großraum- und Schwerlasttransporte (GST) wurden laut Mitteilung der Autobahn GmbH Ausweichrouten erarbeitet. Damit sei die Erreichbarkeit der Häfen in Bremerhaven und Cuxhaven weiterhin gewährleistet.

Für diese Fahrten ist allerdings ein Genehmigungsverfahren notwendig, in dem geprüft wird, welche der möglichen Routen abhängig von Größe und Last der einzelnen Transporte infrage kommt. „Das ist eine große Herausforderung, denn jede Nacht verlassen durchschnittlich bis zu 30 Lkw mit Rotorblättern den Hafen in Richtung Süden“, betont der Vorstandsvorsitzende der Hafenwirtschaftsgemeinschaft Cuxhaven (HWG), Michael de Reese.

Bis einschließlich Freitag, 23. Februar, seien bereits 1.800 Anträge auf Streckenänderungen bei den zuständigen Straßenverkehrsbehörden eingegangen. „Wir appellieren daher eindringlich an die Behörden, die neuen Genehmigungen zügig zu erteilen, um die geplanten Transporte nicht unnötig zu verzögern“, fügt er hinzu.

„Wir brauchen jetzt pragmatische und schnelle Lösungen“, fordert auch Uwe Santjer, Oberbürgermeister von Cuxhaven, und ergänzt: „Es ist entscheidend, dass wir uns nicht ständig auf neue Routen einstellen müssen.“ Er plädiert für weniger Bürokratie, damit bereits erteilte Genehmigungen schnell auf die festgelegten Ausweichrouten übertragen werden können. „Vielleicht lassen sich in dieser besonderen Situation, die wir hier durchaus als Notlage empfinden, auch besondere Lösungen finden“, hofft Santjer.

Problematisch könnten die Umleitungen vor allem für die Beförderung von Rotorblättern werden, da die Schwerlastzüge derzeit Längen von bis zu 90 Metern aufweisen. „Es ist fraglich, ob es technisch möglich ist, diese überlangen Transporte über die Umleitungen zu führen“, gibt Arne Ehlers, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der HWG, zu bedenken. Das wäre sowohl für den Standort Cuxhaven als auch für den Onshore-Ausbau in Deutschland ein Desaster.

Schon jetzt zeichnen sich massive Auswirkungen der Autobahn-Vollsperrung ab. Hafenkunden könnten gezwungen werden, Rotorblätter nicht mehr nach Cuxhaven zu verschiffen. Sollte die A27 in den nächsten zwei Wochen nicht wieder für Rotorblatttransporte freigegeben werden, müssten sie sich nach Alternativen umsehen. „Das ist aber kostspielig und aufwendig, zumal nur Cuxhaven in der Lage ist, sehr große Mengen schnell abzuwickeln“, sagt Ehlers.

Ob der von einer Absackung bedrohte Fahrbahnbereich bald temporär von Rotorblatttransporten über eine Behelfskonstruktion überfahren werden kann, wird wahrscheinlich im Verlauf des heutigen Montags, 26. Februar, bekanntgegeben. „Wir sind froh und dankbar, dass die Autobahn GmbH das Problem so schnell wie möglich lösen will“, betont Ehlers. 

Cuxhaven ist als wichtigste Drehscheibe für den Umschlag von Komponenten für Windanlagen bekannt. Laut Karina Würtz, Geschäftsführerin der Stiftung Offshore Windenergie, gelangen die Rotorblätter für 80 Prozent der in Deutschland installierten Windenergieanlagen über den Cuxhavener Hafen in die Windparks. Derzeit warten in Cuxhaven mehr als 300 Rotorblätter auf ihren Weitertransport zu den jeweiligen Baustellen im deutschen Hinterland. 

Doch ein Umweg über den Wesertunnel und weiter über die Autobahn ab Oldenburg ist laut Polizei aufgrund der Länge der Bauteile für die meisten Transporte nicht möglich. Schwertransporte wurden aufgefordert, sich eine Abstellfläche zu suchen, da es für sie noch keine Alternativrouten gebe, sagte ein Polizeisprecher.

Durch die Sperrung der Autobahn zwischen Hagen und Uthlede warten allein auf dem Blue Water BREB (BWB) Terminal in Cuxhaven mehr als 300 Rotorblätter auf ihren Weitertransport zu den jeweiligen Baustellen im deutschen Hinterland.

Cuxhaven ist Deutschlands größte und somit wichtigste Drehscheibe für den Umschlag von Windanlagenkomponenten (WEC).

Auch der Standort Bremerhaven ist von der Sperrung betroffen. Die Handelskammer Bremen forderte die Autobahn GmbH auf, „unverzüglich und mit vollem Kräfteeinsatz zu handeln“. Insbesondere für Groß- und Schwerlast-Transporte müsse schnell eine tragfähige Lösung gefunden werden, hieß es.

Die A27, die Bremen, Bremerhaven und Cuxhaven miteinander verbindet, ist seit Mittwoch wegen der möglichen Unterspülung in beiden Richtungen gesperrt. Nach Angaben der Autobahngesellschaft hatte die Autobahnmeisterei kürzlich eine Absackung an einer Böschung festgestellt. An der Stelle ist ein Stahlgewölbe, das einen Graben unter der Autobahn hindurchführt. Eine Überprüfung ergab, dass der Stahl des Bauwerks an einigen Stellen so stark erodiert ist, dass die Gefahr eines Absackens besteht. Die Autobahngesellschaft prüft nun nach eigenen Angaben eine mögliche Notsanierung und anschließend einen Neubau. Wie lange die Sperrung voraussichtlich dauern wird, ist unklar. 

Der Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler hat sich in einem Schreiben an Bundesverkehrsminister Volker Wissing dafür ausgesprochen, sich nicht nur für eine zeitnahe Schadensbehebung, sondern vor allem für eine transparente sowie effektive Kommunikation einzusetzen, die allen Beteiligten realistische Zeithorizonte bietet, wann wieder mit einer Normalisierung der Lage zu rechnen ist.   (dpa/jpn)

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