MSC-Deal schlägt weiter hohe Wellen

Der geplante Einstieg von MSC bei der HHLA sorgt für Unmut in der Hafenwirtschaft. Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen überlegt, substanzielles Containervolumen abzuziehen, und Eurokai-Hauptaktionär Thomas Eckelmann erwägt, ebenfalls ein Angebot abzugeben.

Denkt darüber nach, ebenfalls ein Angebot für die HHLA zu machen: Eurokai-Großaktionär Thomas Eckelmann. (Foto: picture alliance/EPA-EFE | FOCKE STRANGMANN)

Der am vergangenen Mittwoch verkündete Einstieg des Schweizer Reederei-Riesen Mediterranean Shipping Company (MSC) bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) schlägt hohe Wellen. Mittlerweile erwägt neben Klaus-Michael Kühne auch der Eurokai-Hauptaktionär Thomas Eckelmann laut Medienberichten, ein Gegenangebot zur MSC-Offerte zu machen – zu den gleichen Konditionen. Dem „Hamburger Abendblatt“ sagte Eckelmann, dass der Deal mit MSC eine Katastrophe für den Hamburger Hafen wäre.

Offerten zurückgewiesen

Den Vorschlag Eckelmanns hat der Hamburger Senat genauso zurückgewiesen wie das Angebot von Kühne. Ein Sprecher der Wirtschaftsbehörde sagte: „Der Senat hat keine Auktion begonnen, sondern gestern eine strategische Partnerschaft vorgestellt, die die Stärkung des Hafenstandortes und des Unternehmens zum Ziel hat.“ Der Deal mit MSC sieht vor, dass die Reederei künftig zusammen mit der Stadt Hamburg gemeinsam die HHLA führt. Dabei soll Hamburg 50,1 Prozent der Anteile handeln und MSC 49,9 Prozent.

Eckelmann betonte, dass er durch diese Konstellation keine Probleme auf Eurokai und das zusammen mit dem Bremer Hafenlogistik-Unternehmen BLG betriebene Eurogate-Terminal in Hamburg zukommen sieht. Er geht zwar davon aus, dass MSC zu den HHLA-Terminals wechselt und etwa 25 bis 30 Prozent des Eurogate-Umschlags mitnehmen wird, aber er rechnet auch damit, dass viele HHLA-Kunden ihrerseits zu Eurogate wechseln würden. „Am Ende könnte das sogar einen Zugewinn bedeuten“, sagte Eckelmann.

Hapag-Lloyd erwägt Umschichtung

Ob der Hamburger Hafen durch den MSC-Einstieg bei der HHLA in dem Maße profitiert, wie es die Hamburger Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard erwartet, sehen Experten kritisch. Leonhard hatte am Mittwoch von einem erwarteten Mengenzuwachs von rund 1 Million Container pro Jahr gesprochen, wenn der Hamburger Hafen zu einem zentralen Umschlagpunkt für MSC wird.

Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen hingegen verpasste dieser Hoffnung einen Dämpfer: Er denke darüber nach, das bisher über Hamburg umgeschlagene Transportvolumen zu reduzieren. Der Nachrichtenagentur Reuters sagte Habben Jansen: „Wir wickeln im Moment fast 100 Prozent unseres Volumens, das nach Zentraleuropa geht, über Hamburg ab. Ich könnte mir auch ein Szenario vorstellen, in dem das nur noch 70 oder 80 Prozent sind.“

Nullsummenspiel in Hamburg

Er könne zwar den Schritt des Senats angesichts der versprochenen zusätzlichen Umschlagmenge von 1 Million Standardcontainern (TEU) im Jahr nachvollziehen, sagte der Konzernchef, aber Hapag-Lloyd müsse die eigenen Interessen vertreten. Der Einstieg von MSC ändere den Wettbewerb im Hafen, und daher könne nicht alles beim Alten bleiben. Zudem sagte Habben Jansen, dass Hamburg zwar ein wichtiger Hafen bleibe, aber das Volumen, das abgewickelt werden könne, seinen Grenzen habe. Der Schritt des Senats könnte sich seiner Ansicht nach als Nullsummenspiel erweisen.

Hapag-Lloyd wickelt bereits einiges an Volumen über den Jade-Weser-Port ab, an dem sich das Unternehmen auch beteiligt hat. Habben Jansen bescheinigt Wilhelmshaven das Potenzial, künftig eine größere Rolle zu spielen. Zusätzliches Umschlagvolumen werde man eher dort als in Hamburg gewinnen.

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