Stückgut auf der Schiene

Die Bahn ist leistungs- und aufnahmefähiger als viele glauben. Zu diesem Urteil kamen auf die Experten einer Diskussionsrunde auf der transport logistic am Mittwoch in München.

Das Panel auf der Raillog (von links): Moderatorin Dagmar Rees (Rail Business), Aleksandra Röhricht (Forwardis Group), Chen Si Hellmann (Hellmann Worldwide Logistics) und Viktoria Präg-Jähn (KombiConsult) (Foto: Jan Scheutzow)

Die Bahn hat es in diesen Tagen nicht leicht: die konjunkturelle Delle und die fehlende Pünktlichkeit machen der Branche zu schaffen. Jetzt kommt auch noch der 50-stündige Streik der Gewerkschaft EVG dazu.

Doch die Experten auf der Veranstaltung „Raillog: Alle Güter auf die Schiene!“, organisiert von der DVZ-Schwesterpublikation „Rail Business“ und moderiert von Chefredakteurin Dagmar Rees, waren sich einig: Trotz der Widrigkeiten gibt es viel Potenzial für die Bahn. Chen Si Hellmann, Head of Rail Europe bei Hellmann Worldwide Logistics, wies auf der Veranstaltung im Rahmen der transport logistic am Mittwoch darauf hin, dass entgegen vielfacher Behauptungen sich auch Stückgut auf der Schiene transportieren lässt. Nach einem vergeblichen Anlauf Mitte der 1990er startete die Spedition zehn Jahre später einen erneuten Versuch. Mit Erfolg, wie Hellmann berichten konnte. „Wir fahren über Nacht Stückgut von Hamburg nach Nürnberg: Jeden Tag von Montag bis Freitag“, zählte sie ein Beispiel auf. Wenn es ein gutes Produktkonzept gäbe, sei die Schiene auch wettbewerbsfähig.

Die Akzeptanz der Kunden muss da sein

Auf die Frage, ob bestimmte Güter ungeeignet für die Bahn seien, erwiderte Viktoria Präg-Jähn, Geschäftsführerin der KombiConsult: „Man sollte nie nie sagen.“ Aber sie betonte, dass Stückgut eine „sehr herausfordernde Gutart“ sei, mit der eine hohe Verlässlichkeit und meistens auch eine hohe Geschwindigkeit verknüpft sei. „Die Akzeptanz der Kunden muss da sein“, nannte sie ein entscheidendes Kriterium, um auch solche eiligen Güter auf die Bahn zu bekommen. Sie zitierte eine Faustregel, nach der es umso leichter sei, Transporte von der Straße auf die Schiene zu locken, je länger die Entfernung sei. Doch davon gäbe es auch Ausnahmen: „Es gibt auch Hinterlandverkehre zwischen Hamburg und Osnabrück auf der Schiene. Das sind gerade mal 150 Kilometer“, sagte Präg-Jähn. Letztlich käme es immer auf den konkreten Anwendungsfall an.

Als einen gravierenden Vorteil der Bahn nannte Aleksandra Röhricht, stellvertretende CEO der europäisch agierenden Bahnspedition Forwardis Group, den Umweltvorteil gegenüber der Straße. Doch natürlich ist die Wahl des Verkehrsmittels immer auch eine Frage des Preises. Wobei Röhricht derzeit beobachtet, dass bei den Bestandskunden der Preis nicht mehr eine ganz so große Rolle spielt wie noch vor vier Jahren: „Aktuell ist für die Kunden am wichtigsten die Planbarkeit und dass die Ware auch wirklich pünktlich ankommt.“

Mehr Transparenz durch neue Datendrehscheibe

Präg-Jahn machte darauf aufmerksam, dass der Umstieg von der Straße auf die Schiene auch durch eine höhere Transparenz im komplexen Bahnsystem erreicht werden könne. Sie erwähnte die KV-Datendrehscheibe KV 4.0, die seit kurzem von DX Intermodal angeboten würde. Dort werde versucht, über eine einheitliche Schnittstelle alle Beteiligten in der KV-Kette die jeweils notwendigen Daten zur Verfügung zu stellen.

Um den Schienengüterverkehr attraktiver zu gestalten, schlug Röhricht drei Maßnahmen vor: Englisch als europaweit gültige Sprache im Bahnverkehr, sich in Europa auf ein einheitliches Zugsicherungssystem zu einigen und in Deutschland mehr Bahnstrecken zu elektrifizieren.

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