„Hauptsache zuverlässig“ – die neue Logistik-Denke der Verlader

Die vergangenen zweieinhalb Jahre haben die Geschäftsbeziehungen entlang der Supply Chain verändert. Dabei haben sich die Machtverhältnisse verschoben.

Unter der Moderation von Berit Börke, CEO und Founder der Partner for Pioneers (ganz links) diskutierten (v.l.): Simon-Hegele-Chef Stefan Ulrich, Gudrun Raabe, Geschäftsführerin der System Alliance Hub Betriebsgesellschaft, Marek Schröder, Logistikchef des Müsli-Herstellers Brüggen, und Mike Schmidt, Director Logistics von Engelbert Strauss. (Foto: Kruse)

Der Krisenmodus der vergangenen zweieinhalb Jahre hat sich auch auf die Beziehungen zwischen Verladern und Logistikdienstleistern nachhaltig ausgewirkt. Das in früheren Zeiten oft als Entscheidungskriterium herangezogene Preisargument wird zusehends in den Hintergrund gedrängt – mittlerweile zählt in erster Linie die Zuverlässigkeit, mit der die Transport- und Logistikdienstleistung erbracht wird. Zu diesem Schluss kamen die Teilnehmer der Podiumsdiskussion im Rahmen der gestrigen Fachsequenz „Was ist entscheidend: Verfügbarkeit, Qualität oder Preis?“ auf dem Deutschen Logistik-Kongress.

Geänderte Auftragslage

Die Ursachen für die Veränderung lag für Stefan Ulrich, CEO von Simon Hegele, auf der Hand: Während der ersten Monate der Pandemie haben Industrie- und Handelsunternehmen enorme Lagerbestände aufgebaut, die nicht nur zu einer gesteigerten Nachfrage nach Logistikdienstleistungen führten, sondern auch die verfügbaren Flächen verknappt haben. Das führte in der Folge zu einem Anstieg der Logistikpreise – und zu einem Phänomen: „Wir reden gar nicht mehr mit Auftraggebern, die keine langfristigen Engagements wollen“, erklärte Ulrich.

Dass langfristige Kontrakte und Geschäftsbeziehungen nicht nur für die Logistikdienstleister, sondern auch für die Verladerseite Vorteile bringen, bestätigte Mike Schmidt, Director Logistics bei Engelbert Strauss. Sein Unternehmen arbeitet seit vielen Jahren mit seinen Logistikpartnern zusammen, was Schmidt zufolge eine sehr gute, gegenseitige Vertrauensbasis geschaffen hat. Sein Argument: Wer sich kennt, weiß um die Stärken und Fähigkeiten des jeweils anderen. Dann aber ist der Stückpreis von untergeordneter Bedeutung. „Diesen als alleinige Basis für die Auswahl des Dienstleisters anzusetzen, spiegelt die Hoffnung wider, dass über einen exzellenten Stückpreis auch der beste Dienstleister gewählt wird“, sagte Schmidt. Diese Hoffnung sei aber falsch.

Auch beim Müsli-Hersteller Brüggen steht eher die Langfristigkeit der Geschäftsbeziehung im Vordergrund. „Es geht darum, dass die Dienstleister das Geschäft strukturell beherrschen. Die Preise sollten gut sein, aber es muss nicht der günstigste Preis sein“, erklärte Logistikleiter Marek Schröder. Diesen Spirit, der sich in der veränderten Wertschätzung gegenüber den Dienstleistern niederschlägt, bestätigte Gudrun Raabe, Geschäftsführerin der System Alliance Hub Betriebsgesellschaft.

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