Bigmove treibt Internationalisierung und Digitalisierung voran

Der Transport von überschweren Lasten oder voluminösen Gütern erfordert mitunter von den Akteuren eine unternehmensübergreifende Zusammenarbeit. Die Kooperation Bigmove ist bereits seit 18 Jahren aktiv – und plant die Modernisierung.

Starke Partner
prägen den Erfolg
einer Kooperation.
Sie bringen ihre
Erfahrung und
Planungskompetenz
ein, damit auch besonders Langes und
Schweres seinen
Weg um jede Ecke
findet. (Foto: Grimselfoto/Daniel Bürki)

Um die 2004 gegründete Schwergutkooperation Bigmove mit ihren derzeit 13 Mitgliedern für die Zukunft aufzustellen, setzt Olaf Beckedorf auf Internationalisierung. So ist kürzlich zu dem mit Niederlassungen in Deutschland, Österreich, Frankreich, England, Tschechien und Schweden bisher europäisch ausgerichteten Netzwerk ein Unternehmen aus Ghana hinzugekommen. „Mit Jonmoore International Limited haben wir einen Partner gewonnen, der in Afrika schon sehr gut für Schwergut aufgestellt ist“, unterstreicht der Vorstandsvorsitzende der Schwergutkooperation und Geschäftsführer der Projektspedition Bigmove Projekt. „Wir sind in Europa zu Hause, aber Jonmoore ist in acht afrikanischen Staaten aktiv, darunter Südafrika, Liberia, Nigeria, Mali und Senegal – alles Länder, die von den Sanktionen gegen russisches Öl und Gas profitieren werden und wo wir gemeinsam Projekte durchführen können.“

Die Energiekrise wirkt sich für die Kooperation aber auch auf dem europäischen Kontinent aus: „Ein Partner ist sehr stark beim Thema Windkraft“, berichtet Beckedorf. Allerdings gebe es hier ein großes Problem: „Wir Schwergutlogistiker werden die Energiewende, wie sie gewünscht ist, nicht hinbekommen“, befürchtet er. „Seit Gründung der Autobahngesellschaft wird die drei- bis vierfache Genehmigungszeit benötigt, sodass wir zum Teil handlungsunfähig sind. Außerdem ist es unmöglich, alle Schwergüter auf das Wasser zu verlagern, wie im Masterplan Schwergut vorgesehen, wenn die Nebenkosten zum Teil deutlich über den Transportkosten liegen.“

Kooperation Bigmove

Gründung: 2004

Standorte: Harmstorf und Mintraching

Niederlassungen: Deutschland, Österreich, Frankreich, England, Tschechien, Schweden und Ghana

Mitglieder: 13

Spezialfahrzeuge: 500

Digitale Streckenplanung

Mit seinen eigenen Aktivitäten für mehr Kooperation innerhalb des Netzwerks ist Beckedorf hingegen zufrieden. Ein Beispiel dafür ist die digitale Streckenplanung. „Dabei geht es um den Austausch zu Genehmigungsverfahren und bestehenden Fahrgenehmigungen und darum, dies digital abzubilden“, berichtet er. Anders sei das bei der großen Zahl von Fahrgenehmigungen gar nicht möglich. „Mit Hilfe einer Plattform können unsere Mitglieder nun genau sehen, für welche Strecke noch eine Genehmigung gültig ist oder benötigt wird.“

Stolz ist er auch auf die Nutzung des neuen 3-D-Programms zur Streckensimulation. „Mit Hilfe der Software können Engstellen wie die Zu- und Abfahrten von Baustellen simuliert werden“, erläutert Beckedorf. Dazu fährt ein Pkw die Strecke ab und zeichnet mittels eines Laser-Messsystems sämtliche relevanten Daten wie Höhen, Breiten und Kurven in einem 360-Grad-Video auf. Die Daten werden dann digital in eine Cloud übertragen und können über den Browser abgerufen werden. „Das ermöglicht uns eine exakte Auswertung der örtlichen Gegebenheiten, um unsere Schwertransporte noch sicherer und zuverlässiger planen und ausführen zu können“, so Beckedorf.

Ins Gehege kämen sich die Partnerunternehmen dadurch nicht. „Natürlich sind die Mitglieder auch Wettbewerber, aber unsere Kunden und wir profitieren gleichermaßen von der Zusammenarbeit“, betont Beckedorf. So unterstützt der Unternehmensverbund die Mittelständler beispielsweise beim Zugang zu neuen Märkten und Großkunden ebenso wie bei der Auftragsabwicklung und beim Vertrieb, aber auch bei Fragen rund um Infrastruktur, Einkauf und Personal.

Technisch ist der Fuhrpark vor allem auf Kosteneffizienz ausgelegt: „Früher hatten wir bei einer Nutzlast von 80 Tonnen einen Achsabstand von 1,36 Metern, inzwischen sind wir bei 1,50 Metern“, berichtet Beckedorf. „Das bedeutet weniger Auflagen, geringere Kosten und schnellere Genehmigungen sowie die Realisierung von kürzeren Strecken als unsere Wettbewerber.“ Hinzu kommt in der eigenen Werkstatt entwickelte Fahrzeugtechnik in Form von mobilen hydraulischen Auffahrrampen zum schnelleren Be- und Entladen. Bei den Antrieben sieht er Potenzial für Gasfahrzeuge, „aber um Diesel werden wir in den nächsten fünf Jahren nicht herumkommen“.

Eine Streckensimulation mithilfe des neuen 3-D-Programms. (Visualisierung: Bigmove)

Um die Digitalisierung, bei der die Branche nach seiner Einschätzung etwa 10 bis 15 Jahre zurückliegt, weiter voranzutreiben, hat die Kooperation nun ein „Start-in“ gegründet, wie Beckedorf die interne Firma mit ihrem dreiköpfigen Team nennt. Ein erstes Projekt dreht sich um eine Software zur Vermeidung von Leerfahrten. Dabei soll zunächst transparent werden, wie hoch der Anteil von Leergutfahrten bei Schwergutlogistikern – Schätzungen schwanken zwischen 18 und 50 Prozent – überhaupt ist, da bisher nur etwa drei Viertel der Unternehmen dazu auskunftsfähig sind. „Von nicht ausgelasteten Fahrzeugen werden die Daten abgerufen, die es ermöglichen, systemseitig eine passende Rückfahrt zu suchen.“

Noch sei es zu früh, genaue Angaben zur Zahl der dadurch vermiedenen Fahrten zu machen, betont Beckedorf. Was er aber sagen könne: „Pro Woche haben wir derzeit 400 bis 500 Matching-Anfragen.“ (ben)

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