Erste Bahn-Tarifrunde: Keine Einigung, aber auch kein Streik

Der Einstieg in die Tarifverhandlungen zwischen der Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL hat zwar keine Einigung gebracht, doch ist die Tarifrunde auch ohne Streikankündigung zu Ende gegangen. Beide Seiten einigten sich am Nachmittag auf weitere Gespräche in den kommenden Wochen.
Bereits am nächsten Donnerstag und Freitag wollen sie wieder in Berlin zusammenkommen. In der Sache gab es zum Tarifauftakt allerdings keine Bewegung. Konzern und Gewerkschaft liegen in ihren Positionen weiterhin deutlich auseinander.
GDL bleibt konstruktiv
„Erwartungsgemäß hat uns die Arbeitgeberseite ein Angebot gemacht, das wir ganz klar und eindeutig kommentieren: zu wenig, zu lange und am Ende des Tages nicht ausreichend“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky im Anschluss an die Gespräche in Berlin. „Trotzdem haben wir uns entschieden, hier an dieser Stelle die Verhandlungen nächste Woche fortzusetzen.“
Bahn-Personalvorstand Martin Seiler äußerte sich erfreut über die Bereitschaft der Gewerkschaft zu weiteren Treffen. „Wir begrüßen, dass die Lokführergewerkschaft auf der Grundlage unseres Angebots weiterverhandeln will“, teilte er mit. Am klaren Nein zur Arbeitszeitverkürzung habe sich jedoch nichts geändert.
Kernthema Arbeitszeit
Damit sprach er eine Forderung der Gewerkschaft an, die schon jetzt ein Knackpunkt der Verhandlungen ist: Die Gewerkschaft will die Arbeitszeit für Schichtarbeiter von derzeit 38 Wochenstunden auf 35 reduzieren, bei vollem Lohnausgleich.
Die Bahn hält das für nicht machbar. Zu angespannt ist aus Seilers Sicht der Arbeitsmarkt, um dafür ausreichend zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Der Konzern hatte der Gewerkschaft am ersten Verhandlungstag ein Angebot mitgebracht, das diesen Punkt deshalb nicht aufgreift. Stattdessen sieht es unter anderem eine 11-prozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten vor. Auch eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2.850 Euro soll es geben, von denen 1.500 Euro bereits im Dezember ausgezahlt werden könnten.
Dicht getaktete Verhandlungen
Die Gewerkschaft wies die Offerte des Konzerns am Donnerstag zurück. Ein Ziel habe die GDL aber erreicht, sagte Weselsky: Statt wie von der Bahn vorgeschlagen monatlich zu verhandeln, gebe es für Gespräche nun einen dichter getakteten Zeitplan. „Jetzt sind wir wöchentlich beieinander und nutzen die Zeit, um herauszuarbeiten, welche Knackpunkte womöglich dann zum Bruch führen oder weiterverhandelt werden“, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende. Neben der Arbeitszeitreduktion für Schichtarbeiter fordert die Gewerkschaft 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro. (dpa/ben)