Bahnstreik belastet Logistikketten der Industrie

Der bevorstehende Lokführerstreik stellt manche Branchen vor große Probleme. Ob Verbraucher davon etwas spüren werden, bleibt aber abzuwarten.

Die deutsche Industrie muss sich aufgrund des Lokführerstreiks der Gewerkschaft GDL ab Dienstagabend auf erhebliche Einschränkungen einstellen. (Foto: delectus/iStock)

Die deutsche Industrie muss sich aufgrund des Lokführerstreiks der Gewerkschaft GDL ab Dienstagabend auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Insbesondere Branchen mit hohem Schienengüter-Anteil müssen umdisponieren. „Der angekündigte sechstägige Bahnstreik belastet die Transportlogistik in Deutschland und Europa und damit auch Unternehmen der deutschen Automobilindustrie“, teilte etwa der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit.

Zwar reagierten die Unternehmen und stellten, wo möglich, Liefer- und Logistikketten um. „Allerdings ist eine kurzfristige Verlagerung von der Schiene auf die Straße außerordentlich schwierig“, hieß es. Schon in den vergangenen Jahren hätten viele Unternehmen in der Branche ihre Transporte auf die Straße verlagert. „Dadurch sind diesbezügliche Potenziale weitestgehend ausgeschöpft.“ Mit der Bahn würden vor allem Fertigfahrzeuge transportiert, erklärte der VDA.

Für die Chemieindustrie bedeutet der Ausstand ebenfalls eine große Herausforderung, wie der Verband der Chemischen Industrie (VCI) auf Anfrage der Deutschen Presseagentur mitteilte. „Mit ihren Kunden und Logistikdienstleistern haben die Unternehmen umgehend flexible Lösungen entwickelt“, hieß es. „Diese können die Einschränkungen und Verzögerungen in der Bahnlogistik aber nur teilweise kompensieren.“

Die GDL hatte in der Nacht auf Montag den mehrtägigen Streik in der Tarifauseinandersetzung mit der Deutschen Bahn angekündigt. Der Personenverkehr soll ab Mittwoch ab 2.00 Uhr bestreikt werden, der Güterverkehr ab Dienstagabend ab 18.00 Uhr. Erst Montagabend soll der Arbeitskampf enden.

„144 Stunden Streik wirken sich unmittelbar auf Industrie-Lieferketten aus und stören sie nachhaltig“, teilte die Güterverkehrstochter der Bahn, DB Cargo, mit. Der Verband „Die Güterbahnen“, in dem vor allem die Cargo-Wettbewerber organisiert sind, verwies indes darauf, dass die Bahn im Güterverkehr auf der Schiene nur noch einen Marktanteil von rund 40 Prozent habe. „60 Prozent des Schienengüterverkehrs rollen wie üblich und kommen wegen eines entleerten Netzes sogar häufig besser ans Ziel“, teilte Verbandsgeschäftsführer Peter Westenberger mit. Die privaten Unternehmen nähmen vereinzelt auch Waren auf, die DB Cargo aufgrund des Streiks nicht transportieren könne.

Die Bahn selbst verwies hingegen auf die eigene Bedeutung für den europäischen Güterverkehr. „DB Cargo ist eine europäische Netzwerkbahn, anders als viele Mitbewerber, die vor allem einfache Shuttleverkehre anbieten“, teilte das Unternehmen mit. Der GDL-Streik sei deshalb vor allem ein Streik gegen die deutsche Wirtschaft.

Betroffen sei insbesondere der Einzelwagenverkehr, bei dem Waren direkt beim Kunden per Zug abgeholt werden. Die Waggons werden dann in Rangierbahnhöfen zu langen Güterzügen zusammengesetzt und am anderen Ende des Weges wieder auseinandergenommen. (dpa/jpn)

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