Die Plattformökonomie revolutioniert die Lkw-Telematik

Die Digitalisierung zieht einen Paradigmenwechsel in der Logistik nach sich – und verändert den Markt der Nutzfahrzeug-Telematik. Statt Insellösungen dominieren hier mehr und mehr ganzheitliche Mobilitätsansätze, mit denen Flottenbetreiber komplexe Abläufe vereinfachen, ihre Geschäftsprozesse verbessern und ihre Gesamtbetriebskosten optimieren können. Eine Bestandsaufnahme.

Einzelne Telematiklösungen sind zu ganzheitlichen Plattformsystemen zusammengewachsen. (Foto: Goodyear)

Transportunternehmen stehen vor wachsenden Herausforderungen. Im Lkw-Transportverkehr, vor allem in der Just-in-time-Anlieferung und im boomenden E-Commerce, werden die Zeitpläne der Kunden immer enger und lassen keine Spielräume für unvor­hergesehe­ne Ereignisse.  

Gleichzeitig haben Fahrzeughersteller immer schärfere gesetzliche Vorgaben zur Senkung ihrer CO2-Emissionen zu erfüllen, und Flottenbetreiber müssen Nachhaltigkeitsstrategien vorweisen, um den steigenden Erwartungen von Kunden, Investoren und Konsumenten zu entsprechen. In Übereinstimmung mit den immer höheren Erwartungen setzen sich große Fuhrparkunternehmen anspruchsvolle Umweltziele, die sie auch erreichen wollen.  Doch wie können sie trotz niedriger Margen ihre Geschäftsprozesse effizienter zu gestalten, ohne die Komplexität des Fuhrpark- und Reifenmanagements in großen Lkw-Flotten weiter zu erhöhen?

Plattform statt Insel

Marktübliche Telematik- und Flottenmanagementsysteme (FMS) für Transportunternehmen sind nicht selten Insellösungen. Doch die Nachfrage nach offeneren, interoperablen Systemen, die Schlüsseldaten über das gesamte Fahrzeug, seine Reifen und wichtige Ausstattungselemente bieten, wächst. Das hat dazu geführt, dass sich digitale Plattformen etabliert haben, die einzelne Bausteine des Flottenmanagements wie die Telematik, das Trailer- oder das Reifenmanagement miteinander vernetzen und zu nahtlosen Geschäftsprozessen integrieren.

Die digitale Transformation und die Plattformökonomie schaffen eine neue Wirklichkeit in der Logistik und der Telematik. Sie bewirken einen Paradigmenwechsel hin zu einem Flottenmanagement auf Basis Künstlicher Intelligenz und prädiktiver Analyse in der Cloud.  So wird ein ganzheitliches, datengetriebenes Geschäftsprozessmanagement möglich. Doch was hat es mit der Kombination aus Digitalisierung, prädiktiver Analyse und Plattformen in der Logistik eigentlich auf sich?

Termintreue statt Fahrzeugausfall

Die disruptive Kraft der Digitalisierung stellt bestehende Geschäftsmodelle infrage und treibt die Entwicklung völlig neuer geschäftlicher Konzepte voran. Sie bereitet den Boden für die Plattformökonomie, die Angebot und Nachfrage in einer zuvor nie gekannten Bandbreite und Qualität zusammenbringt.

Weil das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, bieten holistische Mobilitätslösungen einen höheren Mehrwert als der Parallelbetrieb von Insellösungen. Dieser Mehrwert kann zum Beispiel in der drastischen Verminderung reifenbezogener Fahrzeugausfälle und einer besseren Disposition für Anhänger und Auflieger bestehen – und infolgedessen in erhöhter Liefer- und Termintreue.

Möglich wird der Mehrwert durch ein datengetriebenes Geschäftsmodell für den nahtlosen Informationsaustausch bis hin zur V2V2I (Vehicle-to-Vehicle-to-Infrastructure)-Kommunikation und höherer Supply Chain Visibility, die wiederum Voraussetzung für eine resiliente Produktionsversorgung nach Corona ist.     

Supply Chain Visibility für erhöhte Resilienz

Während bisherige technische Lösungen wie RFID bereits seit Langem ein gewisses Maß an Sichtbarkeit entlang der Lieferkette bieten, hebt die digitale Transformation die Vernetzung aller Schritte der Supply Chain jetzt auf eine neue Stufe. Dadurch wird nicht nur die Transparenz entlang der logistischen Kette verbessert, auch Multisourcing und Smart Contracting auf Basis von 5G, KI und der Block­chain wird möglich.

Ein Projekt in diesem Kontext ist die „Silicon Economy“, ein Vorhaben des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML, unterstützt durch die deutsche Logistikwirtschaft. Ziel ist es ein digitales Ökosystem für automatisierte Verhandlung, Disposition und Kontrolle von Warenströmen zu schaffen. Prof. Michael ten Hompel, Leiter des Forschungsinstituts, sieht die Logistik sogar als Schlüsselbranche der Plattformökonomie.

Vorsprung durch Transport

Doch bei der Diskussion um die Digitalisierung der Logistik ist ein wichtiger Aspekt mitunter aus dem Blick geraten: die Ebene des physischen Transports. Ob klassische oder hybride Spedition, die Verfügbarkeit der Fahrzeuge, Anhänger und Fahrer und die Termintreue dem Kunden gegenüber erfordern sorgfältige Planung. Beides ist nur dann gewähr­leistet, wenn die Geschäftsprozesse reibungslos funktionieren – bis hinunter auf die physische Ebene.

Durch die Digitalisierung und den damit verbundenen Einzug der Plattformökonomie in der Logistik vollzieht sich ein Paradigmenwechsel in der Nfz-Telematik, von isolierten Einzelsystemen zu ganzheitlichen Mobilitätslösungen. Innovative Komplettlösungen umfassen Telematiksysteme für ein integriertes Flotten- und Reifenmanagement. Durch die Kombination vernetzter Lösungen mit prädiktiver Analyse in der Cloud können die Betreiber großer Lkw-Flotten ihre Geschäftsprozesse verbessern, die Mobilität ihrer Flotte erhöhen, ihre Emissionen reduzieren und ihre Gesamtkosten optimieren – oder kurz: einen klaren Marktvor­sprung erzielen. (ben)

 Zum Autor: Christoph Hillebrand, Sales Expert Proactive Solutions DACH, Goodyear Dunlop Tires Germany

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