Handel und Logistik werden für lange Zeit ausgesetzt

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine ist politisch, gesellschaftlich und moralisch ein Desaster. Zudem markiert der Einmarsch den Tiefpunkt der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Russland und dem Westen. Für Transport- und Logistikdienstleister wird es nun sehr schwer, warnt Robert Kümmerlen.

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine ist menschlich, politisch, gesellschaftlich und moralisch ein Desaster. Zudem markiert der Einmarsch den Tiefpunkt der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Russland und dem Westen. Diese verschlechtern sich seit Jahren, die Annexion der Krim und die darauf folgenden Sanktionen 2014 hatten dem ohnehin schon bestehenden Abwärtstrend einen Schub gegeben. Doch die Ursache für den Rückgang des Handels mit Russland waren nicht nur Handelsbeschränkungen. Die russische Wirtschaft hat seit langem strukturelle Probleme, der Rubel ist schwach, Korruption blüht, und manche Branchen sind nicht offen für internationalen Handel, sondern protektionistisch.

Der nun begonnene Krieg in der Ukraine lässt die Hoffnungen auf stabile Handelsbeziehungen mit Russland endgültig verpuffen. Transport- und Logistikdienstleister können sich darauf einstellen, dass die Im- und Exportgeschäfte für lange Zeit durch Sanktionen stark eingeschränkt, wenn nicht sogar unmöglich sind. Die Konsequenz ist, dass viele der Verkehre in die Ukraine und nach Russland eingestellt und Auslandsbetriebe geschlossen werden.

Zudem ist mit deutlichen Störungen auf bestehenden Transportrouten zu rechnen. Sicher lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt vieles in der Entwicklung noch nicht voraussagen – beispielsweise, ob und inwieweit die Seidenstraßenverkehre betroffen sein werden. Russland könnte diese Verkehrsader abschneiden. Allerdings hat China ein strategisches Interesse an den Bahntransporten nach Westen, und Russland hat ein strategisches Interesse an einer guten Beziehung zu China.

Lang ist es her, dass der russische Logistikmarkt bei deutschen Dienstleistern noch als einer der dynamischsten der Welt galt. Anfang des Jahrtausends bot Russland als Bric-Staat verlockende Wachstumsperspektiven für Maschinenbau, Automobilindustrie, Handel und E-Commerce. Unternehmen bauten Präsenzen und Kooperationen auf und weiteten Lager- und Logistikstrukturen stark aus. Da blickten viele Manager trotz hoher Markteintrittshürden gern über die Risiken hinweg.

Die Erwartungen wurden nicht erfüllt. In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr westliche Unternehmen aus Russland zurückgezogen oder ihre Aktivitäten zumindest deutlich zurückgefahren. Wer sich nicht selbst als risikobewusster Spezialist betrachtete, musste stets damit rechnen zu scheitern. Denn etwas Unerwartetes konnte in Russland schon immer jederzeit eintreten.

Nun ist das Unfassbare eingetreten.

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