Ukrainische Fahrer zieht es in die Heimat

Aufgrund der russischen Invasion hat sich ein Teil der in Polen beschäftigten Lkw-Fahrer auf den Weg in ihre ukrainische Heimat gemacht. Der Transportmarkt wird diese fehlende Kapazität zu spüren bekommen.

Die aktuelle Situation in der Ukraine ist ebenso beunruhigend wie unübersichtlich. Das gilt auch für das Wohl ukrainischer Lkw-Fahrer. Zum einen sind sie als Menschen ganz persönlich sowie unmittelbar von der russischen Invasion betroffen. Zum anderen tragen sie einen nicht unerheblichen Teil zur Versorgungssicherheit im westeuropäischen Straßengüterverkehr bei. 

Das weiß auch Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL): „Angesichts des europaweit grassierenden Lkw-Fahrermangels ist beispielsweise ukrainisches oder weißrussisches Fahrpersonal vor allem bei auch in Westeuropa tätigen osteuropäischen Transportunternehmen kaum mehr wegzudenken.“

Lkw-Fahrer auf dem Heimweg

Nichtsdestotrotz wird der Transportmarkt wohl zumindest temporär ohne die Kapazitäten von ukrainischem Fahrpersonal auskommen müssen. Denn wie die Speditionsgesellschaft Sigismund Klein aus dem niedersächsischen Celle berichtet, habe ein großes polnisches Transportunternehmen ihr gegenüber bestätigt, dass einige ukrainische Fahrer, die dort beschäftigt sind, bis auf weiteres nicht mehr zur Verfügung stehen werden.

Ein Mitarbeiter des betreffenden polnischen Transporteurs bestätigte diese Information gegenüber der DVZ. Demnach seien einige Fahrer in ihre ukrainische Heimat gefahren, um ihre Familien aus der Kriegsregion nach Polen zu bringen. Andere hingegen wollen ihrem Land im Kampf gegen die russischen Invasoren helfen. Die meisten Lkw-Fahrer des polnischen Transportunternehmens seien aktuell aber noch in Deutschland unterwegs.

Auch das dänische Transportunternehmen Freja rechnet damit, dass die Entwicklung in der Ukraine die ohnehin knappen Kapazitäten auf dem Markt weiter einschränken wird, weil eine Reihe ausländischer Lkw von Fahrern aus Drittländern gefahren wird - darunter auch Fahrer aus der Ukraine. Nach der Aufforderung der ukrainischen Regierung an alle Reservisten im Alter von 18 bis 60 Jahren, sich unverzüglich beim Militär zu melden, sei darüber hinaus zu beobachten, dass Fahrer in die Ukraine zurückkehren.

Aus anderen polnischen Unternehmerkreisen heißt es hingegen, dass derzeit noch keine signifikanten Absetzbewegungen ukrainischer Fahrer in Richtung Heimat registriert würden. Demnach würden die meisten wohl auch grundsätzlich bleiben wollen. Zudem gebe es bislang (Donnerstagnachmittag) noch keine Erkenntnisse, dass ukrainische Fahrer vom Militär zurückgerufen werden.

Anlaufstelle für ukrainische Mitarbeiter

Ansonsten regiert die Unsicherheit bei großen Transporteuren wie Waberer´s. Ein Teil der fahrenden Belegschaft des ungarischen Transportunternehmens stammt aus der Ukraine. Aktuell sei aber nicht abzuschätzen, wie sich die Situation auf das Geschäft auswirkt, erklärt eine Sprecherin. Bei der Hegelmann Gruppe, die drei Niederlassungen in der Ukraine hat, habe die Personalabteilung bereits eine Anlaufstelle für die angestellten ukrainischen Mitarbeiter eingerichtet, bei der sie sich telefonisch beraten und helfen lassen können.

Wie groß der Anteil an der Fahrleistung von ukrainischen Lkw-Fahrern in Westeuropa und speziell in Deutschland tatsächlich ist, kann nicht genau beziffert werden. Das Bundesamt für Güterverkehr weist Drittstaaten – darunter auch die Ukraine – innerhalb ihrer Mautstatistik nicht einzeln nach Ländern, sondern nur zusammengefasst als „global“ aus. Dieser Wert liegt im unteren einstelligen Bereich und ist daher zu vernachlässigen.

Wie Marktteilnehmer aber wissen, stammen viele in Polen beschäftigte Lkw-Fahrer aus der Ukraine. Und der Anteil an der Fahrleistung von polnischen Lkw in Deutschland allein beträgt 17,5 Prozent. Das ist rund die Hälfte aller osteuropäischen EU-Länder.

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