So sehen die neuen Hotels für Lkw-Fahrer aus

Aufgrund des neuen Mobilitätspakets darf die verlängerte Wochenendruhezeit nicht mehr in der Fahrerkabine verbracht werden. Ein Anbieter für autobahnnahe Übernachtungsmöglichkeiten ist Roatel. Die DVZ war bei der jüngsten Eröffnung eines Mikro-Hotels am GVZ Bremen dabei und hat einen Blick ins Zimmer geworfen.

(Foto: Roatel)

Der Markt für autobahnnahe Hotelübernachtungen boomt. Der Grund ist die veränderte Wochenendruhezeit für Lkw-Fahrer, die nach Inkrafttreten des neuen Mobilitätspakets im Juli 2020 außerhalb der Fahrerkabine verbracht werden muss. Ein Anbieter dieser Lösungen ist Roatel. Das Start-up aus Düsseldorf baut Überseecontainer zu Mikro-Hotels um und will diese vorrangig auf Autohöfen, Raststätten, Güterverkehrszentren (GVZ) oder an der Autobahn gelegenen Firmengeländen aufstellen. Die Nachfrage sei groß und wachse stetig, berichtet Ralf-Peter Kals, Managing Partner bei Roatel.

Bislang sind drei Roatels – in Löningen, Schopsdorf sowie am GVZ Bremen – in Betrieb. Allein im Januar sollen drei weitere folgen. Die mittel- und langfristige Planung ist jedoch noch ambitionierter: „Bis zum Jahresende wollen wir 30 Roatels zwischen Flensburg und Inntal betreiben und bis 2025 europaweit auf insgesamt 600 aufstocken“, verrät Kals. Dafür arbeite er und sein Team bestehend aus 18 Mitarbeitern jeden Tag. Vergangenes Jahr seien vor allem die Strukturen im Hintergrund ausgebaut und verbessert worden – mit mehr Platz sowie Personal. Das sei nötig gewesen, um die steigende Nachfrage nach den Mikro-Hotels bedienen zu können, sagt Kals. Denn die Überseecontainer müssen ja erst mal aufwendig umgebaut werden, bevor sich ein Fahrer zur Nachtruhe dort niederlassen kann.

Das neueröffnete Roatel am Güterverkehrszentrum Bremen.

Die jüngste Eröffnung am GVZ Bremen sei darüber hinaus auch eine prestigeträchtige gewesen, sagt Kals. Schließlich handele es sich um das erste und gleichzeitig größte GVZ Deutschlands, das im Ranking der Deutschen GVZ-Gesellschaft (DGG) national sowie europaweit den ersten Platz belegt. Im Gegenzug seien es aber genau solche innovativen Ideen wie jene der Roatel-Gründer, die jährlich dafür sorgen, dass das GVZ Bremen so gut bei dem DGG-Ranking abschließe, sagt Ralf Sandstedt, Geschäftsführer der GVZ Entwicklungsgesellschaft Bremen, der der Eröffnungszeremonie ebenfalls beiwohnte. Deshalb habe das Roatel auf einen prominenten Platz im Herzen des Industrieparks erhalten.

Aber wie sieht so ein Zimmer überhaupt aus und, noch viel wichtiger, wie lässt es sich dort schlafen? Das Basismodul besteht aus einem Seefracht-Container (45ft High Cube Pallet Wide) mit vier Einzelzimmern. Jedes Zimmer hat eine Fläche von 7,5 Quadratmetern und eine Deckenhöhe von 2,50 Meter sowie ein großes Fenster. Das Bett misst 90 x 200 Zentimeter. Zudem gibt es W-LAN und Sat-TV mit internationalen Kanälen. Alles was man braucht, meint zumindest Julia Beitler, populäre Berufskraftfahrerin aus dem TV-Format „Trucker Babes“. Sie hat bereits eine Nacht in dem neuen Mikro-Hotel verbracht. Wie die Zimmer von innen aussehen und welche Erfahrungen Julia Beitler damit gemacht hat, ist im folgenden Video zu sehen:

Jetzt soll der Expansionskurs erst richtig Fahrt aufnehmen. So seien einige Autohöfe der Vereinigung Deutscher Autohöfe (VEDA) stark interessiert, Roatels auf ihrem Gelände aufzustellen. Alexander Quabach, Geschäftsführer bei VEDA, sieht den Vorteil in der schnellen, unkomplizierten und vor allem preiswerten Bau- und Aufstellweise. „Das ist eine pragmatische Lösung für einen größer werdenden Bedarf an autobahnnahen Übernachtungsmöglichkeiten.“  Zudem sei der Preis mit 49 Euro pro Nacht dem Klientel angemessen. „Die Fahrer zahlen nicht mehr“, meint Quabach.  

Aber nicht nur mit Autohöfen sei das Start-up bereits in fortgeschrittenen Gesprächen. Auch mit Logistikunternehmen seien bereits individuelle Einigungen getroffen worden. Darunter beispielsweise die Spedition Johann Dettendorfer. „Das Konzept klingt einfach umsetzbar und lässt sich gut ausbauen. Wir möchten jetzt zunächst sehen, wie es von den Fahrern angenommen wird. Wenn es gut läuft, ist eine Erweiterung durchaus denkbar“, sagt Georg Dettendorfer.  Das erste Roatel soll auf dem Inntaler Autohof Raubling an der A93 aufgestellt werden, der zur Unternehmensgruppe Dettendorfer gehört.

Darüber hinaus seien die Verantwortlichen nach eigenen Angaben mit weiteren Branchenteilnehmern in aussichtsreichen Verhandlungen wie beispielsweise mit Total Energies, Tank & Rast, 24 Autohöfe, SVG Hessen, Rhenus, MAN sowie Lkw-Walter. Demnach müssen viele ehemalige Container entsprechend umgebaut werden, was zu einem erheblichen Investitionsaufwand führt. Der Hotelbetreiber erwägt daher eine Kapitalerhöhung durch einen Börsengang und lässt sich diesbezüglich bereits von der Wirtschaftsprüfgesellschaft PWC beraten. So kann womöglich bald jeder sein Geld im Markt für autobahnnahe Hotelübernachtungen anlegen.

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