Bei mehr als jedem zweiten Logistiker bleiben Lehrstellen unbesetzt

Hatte der Anteil der Transport- und Logistikfirmen, die nicht für alle offenen Stellen Azubis finden konnten, im Jahr 2018 noch bei 40 Prozent gelegen, betrug er 2021 bereits 54 Prozent. Einer aktuellen Erhebung zufolge war es für Unternehmen in Deutschland insgesamt noch nie schwieriger, Ausbildungsplätze zu besetzen.

Für Unternehmen aus der Branche Transport und Logistik wird es immer schwieriger, geeignete Auszubildende zu finden. Die aktuelle Ausbildungsumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zeigt, wie sehr sich die Lage seit 2018 am Ausbildungsmarkt nochmals verschärft hat. Hatte der Anteil der Transport- und Logistikfirmen, die nicht für alle offenen Stellen Azubis finden konnten, im Jahr 2018 noch bei 40 Prozent gelegen, betrug er 2021 bereits 54 Prozent. Das bedeutet einen Anstieg um 14 Prozentpunkte in nur drei Jahren. Über alle Branchen hinweg ergab sich hier ein Zuwachs um 10 Prozentpunkte (2021: 42 Prozent).

Der DIHK hat bundesweit insgesamt rund 15.000 Ausbildungsbetriebe befragt. „Mehr als vier von zehn IHK-Ausbildungsbetrieben konnten im vergangenen Jahr nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen – ein Allzeithoch. Und von diesen Unternehmen hat mehr als jedes dritte keine einzige Bewerbung erhalten“, berichtet der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks von den alarmierenden Ergebnissen.

Auch Probleme in der Industrie

Die Industrie (ohne Bau) verzeichnete sogar einen Zuwachs von 17 Prozentpunkten auf 50 Prozent, aber auch im Gastgewerbe (56 auf 67 Prozent) bleiben bei immer mehr Unternehmen Ausbildungsplätze frei. Lediglich bei den unternehmensorientierten Dienstleistungen ist die Lage gegenüber 2018 zumindest unverändert (26 Prozent).

Als Grund für die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen wird immer häufiger das komplette Ausbleiben von Bewerbungen genannt: Das galt 2021 für 36 Prozent der Fälle (2018: 30 Prozent).

Corona-Pandemie verschärft die Lage

Dass sich die Schere zwischen Ausbildungsangeboten und nachfragenden Jugendlichen noch weiter geöffnet hat, führt Achim Dercks nicht zuletzt auf die Corona-bedingten Einschränkungen zurück. Hierdurch seien die Berufsorientierung, Berufsberatung und Ausbildungsplatzsuche erheblich erschwert worden: Die Berufsberater der Arbeitsagenturen kamen nicht mehr in die Schulen, Ausbildungsmessen und Betriebspraktika mussten komplett abgesagt werden. „Das hat bei vielen Jugendlichen die Orientierungslosigkeit verstärkt“, bedauert er.

Und er betont: „Den Unternehmen ist der hohe Stellenwert der Berufsorientierung sehr bewusst. Sie und die Kammern haben bereits während der Pandemie neue digitale Formate entwickelt, um die fehlenden Angebote von Schulen und Arbeitsagenturen bestmöglich abzufedern.“

Der DIHK-Umfrage zufolge möchten drei von vier Ausbildungsbetrieben ihr Angebot in der beruflichen Orientierung künftig weiter ausbauen. Allein 51 Prozent planen, mehr Schülerpraktika anzubieten, 38 Prozent wollen Veranstaltungen durchführen, 25 digitale Informationsangebote verstärken.

Die Art und Weise der Wissensvermittlung und des Ausbildens selbst richten Betriebe laut DIHK zunehmend an den Wünschen der Generation Z aus. Dercks: „Jeweils mehr als die Hälfte der Unternehmen haben in den vergangenen Jahren versucht, ihre Ausbildung mit flachen Hierarchien (58 Prozent) und moderner IT-Technik (51 Prozent) attraktiver zu gestalten.“ Weitere häufig genannte Ansätze zur zeitgemäßen Gestaltung seien der Einstellungsprozess und finanzielle Anreize (je 37 Prozent), neue Lehr- und Lernkonzepte (27 Prozent), Projekte für Azubis (26 Prozent) oder Mentorenprogramme (18 Prozent). Auch mobile und Teilzeit-Ausbildungsangebote oder Auslandsaufenthalte spielten zunehmend eine Rolle. (cs)

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