Tragische Schiffskollision in der Nordsee

In der Nordsee sind am Dienstagmorgen zwei Frachtschiffe zusammengestoßen. Ein Seemann wurde nach neuesten Angaben tot geborgen, zwei weitere seien gerettet, vier würden noch vermisst, teilte die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) am Dienstag mit. Die Suche nach den Schiffbrüchigen laufe, teilte das Havariekommando in Cuxhaven mit. Das Unglück ereignete sich rund 22 Kilometer südwestlich der Insel Helgoland und 31 Kilometer nordöstlich der Insel Langeoog.
Demnach stießen die Frachtschiffe „Polesie“ und „Verity“ am frühen Dienstagmorgen gegen 5.00 Uhr zusammen. An der Küste war das Wetter zu dem Zeitpunkt diesig, die Sichtweite etwa von den Ostfriesischen Inseln auf die Nordsee gering. Laut dem Havariekommando herrschten in dem Seegebiet an der Unglücksstelle Windstärke sechs und Wellengang mit bis zu drei Metern. Es ging davon aus, dass die „Verity“ wegen der Kollision sank.
Zur Suche nach den Vermissten waren zahlreiche Schiffe und auch ein Hubschrauber der Deutschen Marine im Einsatz. Die „Polesie“ sei schwimmfähig, hieß es. Sie habe 22 Menschen an Bord, darunter auch einen Geretteten der „Verity“. Von den restlichen fünf vermissten Seeleuten der „Verity" wurde bisher nur einer tot geborgen. Mittlerweile ist die Suche ergebnislos abgebrochen worden. Experten vermuten, dass sich die vier Besatzungsmitglieder noch im Wrack in 30 Meter Tiefe befinden.
Bulker und Küstenmotorschiff beteiligt
Die „Verity“ der Reederei Faversham Ships ist laut Vesselfinder ein 91 Meter langer Stückgutfrachter (3.360 tdw) aus dem Baujahr 2001. Sie fährt unter der Flagge der Isle of Man. Der letzte Hafenanlauf war am 23. Oktober in Bremen. Von dort war sie, mit Stahlrollen beladen, nach Immingham in England unterwegs. Die „Polesie“ gehört zur polnischen Reederei Polsteam Group. Dieses Schiff ist 190 Meter lang und mit 38.069 tdw deutlich größer als die „Verity“. Es wurde 2009 in China gebaut und fährt unter der Flagge der Bahamas. Es war seit Montagabend auf dem Weg von Hamburg nach La Coruña in Nordwest-Spanien.
Der gesunkene Frachter „Verity“ hat rund 130 Kubikmeter Dieseltreibstoff geladen. Deswegen habeb die Rettungskräfte auch mögliche Folgen für die Umwelt im Blick. Es sei möglich, dass von dem gesunkenen Schiff Umweltgefahren ausgingen - „sei es vom Treibstoff oder von der Ladung“, sagte der Leiter des Havariekommandos, Robby Renner. Ein Mehrzweckschiff, das beispielsweise Treibstoffe vom Wasser aufnehmen könne, sei an der Unfallstelle.
Das Unglück auf der Nordsee ereignete sich fast auf den Tag genau 25 Jahre nach einem der größten Schiffsunglücke in der deutschen Geschichte. Am 25. Oktober 1998 war der italienische Holzfrachter „Pallas“ auf dem Weg von Schweden nach Marokko, als die Holzladung vor der dänischen Nordseeküste in Brand geriet. Das Schiff trieb führerlos in deutsche Gewässer und strandete vor der Insel Amrum. Es kam zu einer großen Ölverschmutzung, in deren Folge viele Vögel starben. (dpa/jpn)