Daten-Update Coronakrise vom 15. bis 21. Juni

Trotz Corona-Lockerungen erwarten 60 Prozent des deutschen Mittelstandes erst in gut acht Monaten eine Erholung ihrer Geschäftslage. Die Umsatzeinbrüche wie im Verarbeitenden Gewerbe sind zu massiv. Auch das Risiko von Insolvenzen ist trotz milliardenschwerer staatlicher Programme noch nicht vom Tisch. Der Wochenrückblick.

 

Nach Monaten der Krise gibt es immer mehr Zahlen zu den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Logistikwirtschaft und ihre Kundenbranchen. An dieser Stelle führen wir die neuesten Umfrageergebnisse, Studien, Statistiken und Prognosen der Woche vom 15. bis 21. Juni zusammen. Weitere Indizes finden Sie hier.

Der Artikel wird laufend aktualisiert.

  • Mittelständler erwarten Geschäftsnormalisierung erst 2021

Freitag, 19. Juni
Deutschlands mittelständische Unternehmen rechnen einer Umfrage zufolge mit einem langen Weg aus der Coronakrise. Trotz Lockerungen der Beschränkungen gehen 60 Prozent der etwa 3,8 Mio. Firmen davon aus, dass sie die Krisenfolgen noch lange spüren werden. Das geht aus einer zweiten repräsentativen KfW-Sonderbefragung zu dem Thema hervor. Im Schnitt erwarten diese Unternehmen eine Normalisierung ihrer Geschäftslage erst in gut acht Monaten - also ungefähr im März 2021. Die Umsatzeinbußen für die Monate März bis Mai belaufen sich nach Einschätzung der KfW auf insgesamt gut 250 Mrd. EUR. Das entspreche etwa 5 Prozent der üblichen Jahresumsätze von rund 4.700 Mrd. EUR. Die Spannbreite der Umsatzverluste ist indes groß: Den geringsten Rückgang mit durchschnittlich 20.000 EUR verzeichneten im Mai sonstige Dienstleister, zu denen Pflegedienste und Weiterbildung zählen. Die Umsätze von Mittelständlern des Verarbeitenden Gewerbes brachen im Schnitt um 169.000 EUR ein. Trotz Lockerungen der Corona-Beschränkungen und milliardenschwerer staatlicher Programme ist das Risiko von Insolvenzen nicht vom Tisch.

Denn eine Vielzahl mittelständischer Unternehmen spürt weiter eine starke Belastung der Liquidität. Die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit ist laut Kfw für sie nicht gebannt. Demnach verfügen 45 Prozent aller Mittelständler aktuell über ausreichend liquide Mittel nur für maximal zwei Monate, sofern die gegenwärtige Situation anhält beziehungsweise sich nicht verbessert. Weitere 24 Prozent können auf flüssige Mittel für zwei bis sechs Monate zurückgreifen. Lediglich 6 Prozent der kleinen und mittleren Firmen halten bis zu einem Jahr durch. Immerhin ein Viertel der Mittelständler verfügen nach eigener Auskunft generell über ausreichend Liquiditätsreserven.

  • Zahlungsmoral im Logistiksektor auf negativem Spitzenwert

Freitag, 19. Juni
Der Logistiksektor hat heftige Wochen und Monate hinter sich – Corona sei Dank. Doch allmählich scheint die Branche über den Berg zu kommen. Zumindest legen das jüngste Zahlen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, die exklusiv für DVZ aufgearbeitet worden, nahe. Allerdings hat die Zahlungsmoral in der Branche zuletzt erheblich nachgelassen. Die eingelieferten Belege stiegen laut Creditreform um sieben Prozent und auch das Betragsvolumen im Logistiksektor verzeichnete ein Plus von 260 Mio. EUR. Lesen Sie hier mehr zur Analyse.

  • Boom in der Paket-Branche bleibt trotz Corona aus

Donnerstag, 18. Juni
Trotz der hohen Nachfrage im Online-Handel während der Corona-Krise erwartet die Paket-Branche keinen rasanten Zuwachs der Sendungsmengen. Grund dafür sind die Rückgänge im Business-Bereich, wie aus einer Studie des Bundesverbandes Paket & Express Logistik (Biek) hervorgeht. So erwartet die Branche für 2020 maximal 1,5 Prozent mehr Paket-, Express- und Kurier-Sendungen als im Jahr zuvor, in einem pessimistischeren Szenario vielleicht sogar ein Prozent weniger. Die verhaltene Prognose für 2020 ist mit den Rückgängen von B2B-Sendungen zu erklären, bei denen im nationalen Paketbereich ein corona-bedingter Rückgang von drei bis fünf Prozent vorhergesagt wird. Da etliche Lieferketten und Produktionsstätten brach lagen, wurden auch deutlich weniger Sendungen verschickt. Lesen Sie hier weitere zentrale Ergebnisse der Kep-Studie.

  • Tiefpunkt der Konjunktur ist überwunden

Mittwoch, 17. Juni
Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) erwartet in diesem Jahr aufgrund der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie einen Einbruch des deutschen Wirtschaftswachstums um 5,8 Prozent. Für 2021 erwartet es dann wieder einen Zuwachs von 6,4 Prozent. Der Shutdown der Wirtschaftsaktivitäten im März und April führte zu einem massiven Rückgang der Produktion. Erst seit Ende April wurde damit begonnen, die Produktion nach und nach wieder hochzufahren. Sinkende Neuinfektionszahlen führten zur schrittweisen Rücknahme von eingeführten Beschränkungen. Eine vollständige Aufhebung ist laut RWI aber nach wie vor nicht abzusehen. Dennoch deute vieles darauf hin, dass der Tiefpunkt durchschritten ist.

Die Arbeitslosenquote dürfte dieses Jahr 5,9 Prozent und im kommenden Jahr 5,3 Prozent betragen. Eine deutlich eingeschränkte Nachfrage, gesunkene Energiepreise und die temporäre Mehrwertsteuersenkung wirken sich auf die Inflation aus. Diese werden die preistreibenden Effekte angebotsseitiger Beschränkungen deutlich überwiegen. Die Inflationsrate dürfte dieses Jahr 0,2 Prozent betragen. Erst im kommenden Jahr wird die Inflation wieder anziehen, für 2021 ist ein Wert von 1,3 Prozent zu erwarten. Auch die  Lage der öffentlichen Haushalte hat sich erheblich verschlechtert. Die Defizite der öffentlichen Haushalte dürften unter Berücksichtigung der Coronamaßnahmen und ihrer enormen Kosten 2020 und 2021 voraussichtlich 176 bzw. 62 Milliarden Euro betragen.

  • 58 Prozent der Weltwirtschaft ist stark bedroht  –  auch die Logistik

Mittwoch, 17. Juni
Wirtschaftswissenschaftler sind sich einig: Die Covid-19-Pandemie hat die Wirtschaft weltweit stark geschädigt. Eine aktuelle Expertenanalyse der Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners liefert neue Erkenntnisse darüber, wie stark die Covid-19-Pandemie Unternehmen rund um den Globus bedroht. Das Ergebnis: Unternehmen lassen sich in vier Kategorien einteilen: florierend (thriving), überfordert (overwhelmed), unausgelastet (overweight) und bedroht (threatened). Bei der Untersuchung von Nachfrageschwankungen in den unterschiedlichen Branchen, ausgelöst durch veränderte Kundenvorlieben und -verhalten, sowie von neuen Herausforderungen im Vertrieb durch Kontaktbeschränkungen und gesetzliche Auflagen, berechneten die Experten für jede Branche die Auswirkungen anhand eines Punktesystems.

Das Alarmierende: Laut dieser Analyse sind derzeit  58 Prozent der Weltwirtschaft bedroht  –  in einem Wert von insgesamt 50 Billionen US-Dollar. Das zeigt nicht nur, dass die Auswirkungen der Krise in einzelnen Branchen enorm sind. Sondern auch, dass es eben nicht nur wenige Bereiche, wie etwa Tourismus und Gastronomie, betrifft. Die Automobilbranche, die Fertigungsindustrie, der Handel, Maschinenbau, Logistik, das Baugewerbe und die Werbebranche  gehören zu den bedrohten Branchen. Laut Analyse machen „unausgelastete" Unternehmen, die zwar erhebliche Nachfrageinbrüche haben, jedoch nur geringfügig in ihrem Vertriebsmodell beeinträchtigt sind, 14 Prozent der Weltwirtschaft aus, was einem geschätzten Wert von zwölf Billionen US-Dollar entspricht. Hingegen sind 17 Prozent (ca. 14 Billionen US-Dollar) überfordert, erleben also einen solchen Nachfrageanstieg, dass sie möglicherweise nicht in der Lage sind zu liefern oder ihre Qualitäts- und Servicestandards aufrechtzuerhalten. Lediglich elf Prozent der Wirtschaft mit einem ungefähren Wert von neun Billionen US-Dollar können sogenannten florierenden Branchen zugeordnet werden. Pharma-, Telekommunikations-, Software-, Internet- und Medienunternehmen profitieren derzeit von Nachfrageverschiebungen.

  • Weltweiter Flugverkehr noch immer am Boden

Mittwoch, 17. Juni
Das Coronavirus beeinträchtigt den weltweiten Flugverkehr immer noch deutlich. Die Statista-Grafik zeigt die prozentuale Veränderung der Anzahl der Abflüge aus 6 Ländern sowie der weltweiten Abflüge für jede Woche in diesem Jahr ab Montag, dem 6. Januar 2020. Jede Woche wurde mit der entsprechenden Woche im Jahr 2019 verglichen. Die Erhebung stammt von dem Reisedatendienst OAG. In allen 6 Ländern und weltweit sind die Zahlen weiterhin im zweistelligen negativen Bereich. Am stärksten ist der Rückgang derzeit in Hongkong, Italien und Deutschland. In Deutschland sind die Abflugzahlen in der zweiten Juniwoche um rund 89 Prozent eingebrochen. In China erholt sich die Anzahl seit Anfang Mai langsam aber stetig. Weltweit hat sich die Zahl der Abflüge in der laufenden Woche bereits um 65 Prozent gegenüber der Vergleichswoche aus dem Vorjahr verringert.

  • VDI Corona-Umfrage: Deutsche Industrie optimistisch 

Dienstag, 16. Juni
Trotz massiver Umstrukturierungen in den Betrieben, sieht die deutsche Industrie die Coronakrise als Chance um sich digitaler und krisensicherer aufzustellen. Das ergab eine Umfrage des Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und der Unternehmensberatung agiplan GmbH im Mai 2020. An der Umfrage nahmen 169 Entscheider aus Industriebetrieben teil.  90 Prozent der Befragten mussten Projekte stoppen, über 70 Prozent verzeichneten einen Absatzverlust.

Dennoch ist die deutsche Industrie optimistisch. Rund 93 Prozent der Unternehmen resümierten, sich flexibel an die Coronakrise angepasst zu haben. Mit Blick auf die Logistik gaben neun von zehn Unternehmen an, dass die Logistikprozesse optimal laufen und eine Anpassung nicht notwendig war.

  • FDI-Prognose: Einbruch ausländischer Direktinvestionen um 40 Prozent

Dienstag, 16. Juni
Ökonomen erwarten bis Ende des Jahres einen Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen (FDI) um 40 Prozent. Nach Angaben der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) sei auch für das kommende Jahr keine positive Entwicklung zu erwarten.  

Nachdem in den Jahren 2017 und 2018 Rückgänge gemeldet wurden, wuchsen die FDI im Jahr 2019 um drei Prozent auf 1,36 Bio. EUR an. Für das Jahr 2021 wird ein Rückgang von fünf bis zehn Prozent erwartet, das wäre der niedrigste FDI-Wert seit 2005. „Die große Umwälzung in der internationalen Produktion wird in den kommenden zehn Jahren große Auswirkungen auf Entwicklungsländer haben“, so Unctad-Generalsekretär Mukhisa Kituyi. Der Trend vieler Länder geht zu regionaler Produktion und wachsendem Protektionismus.

(Foto: VDI/ Agiplan)
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