Schäden schon auf See melden

Mit Claimslog soll die Besatzung bei der Aufnahme von Schäden an Bord eines Schiffes unterstützt werden. Zudem soll sich so die Kommunikation zwischen allen Beteiligten verbessern.

Bei Schäden wie diesem nach einer Kollision mit einem Anleger soll Claimslog helfen, schneller zwischen Schiffsführung, Reederei und
Versicherung zu kommunizieren. (Foto: dpa)

Die Schadenabwicklung in der Schifffahrt ist aufwendig. Häufig kann bei Unfällen auf See nicht schnell genug reagiert werden. „Die Kommunikation zwischen Schiffsführung, Reederei und Versicherer ist sehr zeitintensiv“, sagt Thorben Klemt, seit 20 Jahren in der Schifffahrt tätig und schon immer mit dem Thema Schadenmanagement befasst. Das brachte ihn auf die Idee, die Abwicklung von Schäden an Bord von Massengut- oder Stückgutfrachtern zu digitalisieren und damit zu beschleunigen.

„Ich möchte der Besatzung und der Schiffsführung einen Service an die Hand geben, mit dem sie schnell auf Vorkommnisse während der Reise reagieren können“, erläutert der CEO und Gründer von Better Claims Solutions (BCS). Damit hatte er eine ähnliche Vision wie Otto Klemke, CEO und Gründer von Nautiluslog. Das Hamburger Start-up arbeitet mit einem smarten Logbuch als App und begleitet die Schifffahrt bei der Digitalisierung. Gemeinsam haben die beiden Gründer beschlossen, den Schadenmanagement-Service Claimslog für die maritime Branche zu entwickeln.

Ziel ist es, die Besatzung bei der Aufnahme von Schäden an Bord zu unterstützen und die Kommunikation zwischen allen Beteiligten zu verbessern. Nautiluslog hat die Grundvoraussetzung durch einen neuen ISO-Standard geschaffen und ist mit einer Plattform und mobilen Anwendung bereits auf vielen Schiffen im Einsatz. Über die gemeinsam entwickelte digitale Schadenakte können Informationen bereitgestellt und Handlungsempfehlungen gegeben werden. Potenzielle Kunden des Services sind Reedereien.

Für die Abwicklung an Bord ist lediglich ein Smartphone oder Tablet erforderlich. Claimslog stehen automatisch alle Stammdaten zur Verfügung, dazu gehören Schiffsname, Position, Route des Schiffs, Art der Ladung und Uhrzeit. Die Besatzung kann darüber Schäden melden und dokumentieren. Ein Besatzungsmitglied öffnet dafür Claimslog und gibt die Art des Schadens ein – es gibt eine sogenannte Drop-down-Liste, aus der ausgewählt werden kann. Dabei wird der den Schaden Meldende mit Hintergrundinformationen von BCS begleitet. In der App ist alles hinterlegt, was benötigt wird.

Aus allen relevanten Daten wird schließlich automatisch ein Bericht erstellt, der über die Reederei in Echtzeit an die Stakeholder verteilt werden kann. „Vorgänge, die normalerweise Stunden oder Tage dauern, lassen sich damit innerhalb weniger Minuten erledigen“, fügt Thorben Klemt hinzu. Da an Bord der Schiffe mittlerweile fast immer Internet vorhanden ist, ist der Versand der Daten auch auf hoher See zumeist problemlos möglich. Die Anwendung komprimiert die Daten und versendet diese in der Regel jedoch erst, wenn ein kostenneutrales Internet zur Verfügung steht.

Toolbox Management & Recht

In der Artikelserie erläutert die DVZ, mit welchen Aspekten sich Logistikunternehmen im rechtlichen Umfeld strukturiert beschäftigen sollten und welche Ressourcen es dafür braucht. Jeden Monat wird ein neues Thema behandelt.

Testphase läuft

Der Schadenmanagement-Service wurde bis Ende 2022 marktreif entwickelt und soll in diesem Jahr verfügbar sein, verspricht Klemt. Derzeit läuft eine Testphase mit einem norwegischen Versicherer, der eine Niederlassung in Hamburg hat. Man sei außerdem im Gespräch mit Reedereien, die Claimslog an Bord ihrer Schiffe testen wollen.

Im vergangenen Jahr hat das Start-up für seine Lösung den Innovations- und Mutmacherpreis der Lübecker Wirtschaft bekommen. Und damit nicht genug. BCS und Nautiluslog arbeiten derzeit gemeinsam in Forschungsprojekten an künftigen Innovationen. „Wir wollen Sensorik einsetzen, um schneller reagieren zu können und um Schäden zu vermeiden“, beschreibt Klemke die nächsten Pläne.

Mit Hilfe der Nautiluslog-Anwendung bietet Claimslog bereits Dienstleistungen wie Pre-entry Survey an: Dabei werden Schiffe inspiziert, die neu bei einer Versicherung aufgenommen werden. Was früher ein Gutachter machte, kann inzwischen ein Besatzungsmitglied erledigen, die Anwendung leitet genau an und führt durch das Schiff. Der ernannte Inspizient macht Fotos im Maschinenraum, damit die Versicherung einen Eindruck bekommt, wie es dort aussieht. Über die Scanfunktion in der App lassen sich außerdem erforderliche Dokumente digitalisieren und übermitteln. Für Reeder und Versicherung werden damit Kosten signifikant reduziert.

Claimslog möchte die Schadenprozesse nicht nur digital abbilden, sondern auch vereinheitlichen, um Schäden nicht nur zu dokumentieren, sondern im besten Fall sogar zu vermeiden. „Zukünftig können weitere Stakeholder und deren Expertise eingebunden werden, um kostenintensive Risiken zu minimieren und die Sicherheit für die Besatzung und Ladung im operativen Schiffsbetrieb zu verbessern“, erläutert Klemt. (jpn)

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