Lkw-Fahrer dringend gesucht

Expertenanhörung im Bundestag: Politik und Wirtschaft suchen Lösungen gegen Mangel an Berufskraftfahrern. 2025 droht laut BGL Fehlbestand von 125.000 Fahrern.

Junge Auszubildende für den Beruf des Lkw-Fahrers sind nur schwer zu finden. (Foto: istock)

In Deutschland droht ein eklatanter Fahrermangel. Schon 2025 könnten rund 125.000 Berufskraftfahrer fehlen, bis 2030 summieren sich die offenen Stellen auf etwa 200.000. Das schreibt der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) in seiner Stellungnahme für eine öffentliche Anhörung im Bundestag an diesem Mittwoch. Udo Schiefner (SPD), Vorsitzender des Verkehrsausschusses, hatte die Initiative ergriffen, um mit Experten und Abgeordneten aus den Ausschüssen für Verkehr, Arbeit und Soziales sowie der Wirtschaft Lösungen zu finden.

„Das Thema ist für mich eine Herzensangelegenheit. Das lässt sich nicht innerhalb weniger Wochen lösen“, sagte Schiefner der DVZ. Es gehe bei der Anhörung um eine Art Bestandsaufnahme. Themen seien die Attraktivität des Berufs, Arbeits- und Wettbewerbsbedingungen, Aus- und Weiterbildungsfragen oder auch Zuwanderungsvoraussetzungen für das Berufsfeld. Schiefner verspricht sich Erkenntnisse darüber, welche Schritte notwendig sind und wer eingebunden werden muss. Dabei sieht er Bund, Länder, weitere Institutionen und die Unternehmen selbst in der Pflicht. „Nicht alles ist politisch steuerbar“, so Schiefner.

Der BGL nennt in seiner Stellungnahme einige Handlungsfelder, mit deren Hilfe der Fahrermangel behoben werden kann. 2018 hatte er rund 4.000 Fahrer befragt. 81 Prozent nannten damals „mangelnde Wertschätzung“ und „schlechtes Image des Berufs in der Gesellschaft“ als wesentliche Gründe, warum sich junge Leute nicht für den Beruf interessieren. An der Rampe fordert der BGL bessere Arbeitsbedingungen. In Spanien und Portugal seien das Be- und Entladen für Lkw-Fahrer verboten. Außerdem seien mehr Lkw-Stellplätze für die obligatorischen Ruhezeiten nötig.

Der Verband schlägt ferner vor, den Einbau von Duschen in Lkw zu fördern. Abschreckend wirkten zu viele Hürden und Bürokratie. So müssten Berufskraftfahrer für einen Sehtest zum Augenarzt, ein Optiker würde reichen. Der Pkw-Führerschein könnte auf 7,5 Tonnen erweitert werden. Zudem hält der BGL Weiterbildungen für erfahrene Fahrer nicht für notwendig.

Qualifizierung fördern

An die Politik appelliert der Verband, die Nachwuchsgewinnung und Qualifizierung zu fördern. E-Learning sollte bei der Qualifizierung und Führerscheinausbildung praxisnah und unbürokratisch ermöglicht werden. Außerdem wünscht sich der BGL, dass ein digitaler Fahrassistent für Großraum- und Schwertransporte zugelassen wird und das Fahrer-Berufsbild stärker in der Berufsorientierung der Schulen sowie bei Beratungen der Arbeitsagenturen beworben wird.

Der BGL spricht zudem die erleichterte Zuwanderung von Fachkräften aus Drittstaaten an. Leider gebe es auch da bürokratische Hürden, zum Beispiel Berufszugangsvoraussetzungen und Sprachbarrieren, die auch nicht durch die Beschäftigungsverordnung abgedeckt seien, schreibt der Verband. Er plädiert dafür, dass auch Personen mit EU-ausländischem Wohnsitz in Deutschland einen Führerschein oder die Berufskraftfahrerqualifikation erwerben können. Er hält es zudem für notwendig, dass Lkw-Führerscheine aus der Ukraine, Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Serbien, der Türkei, Belarus und Russland anerkannt werden. Der DSLV Bundesverband Spedition und Logistik verweist auf die Demografie. Immer weniger Menschen im beschäftigungsfähigen Alter träfen auf eine konstant hohe Güterkraftverkehrsnachfrage. „Speditionshäuser versuchen diesem Trend entgegenzuwirken durch spürbare Lohnanpassungen, die sich inzwischen von Tariflöhnen entkoppeln“, sagte DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster.

Durch Mitspracherechte bei der Ausstattung der Lkw, innovative Schichtpläne und das Angebot, nach einigen Jahren in stationäre Berufe wie Disponent oder Lagerfachkraft zu wechseln, versuchten Speditionen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Zuletzt merkt der DSLV an: „Trotz aller Anstrengungen lässt sich das Transportvolumen heute nur noch sowohl mit Hilfe ausländischer Staatsbürger als auch mit Hilfe ausländischer Transportdienstleister bewältigen.“

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