„Die Zukunft ist für jeden ungewiss“

Die Coronapandemie verändert die Ausbildung in Logistikunternehmen. Eine DVZ-Umfrage bei über 40 Auszubildenden aus 11 Logistikunternehmen zeigt ein Stimmungsbild der Nachwuchslogistiker und ihren Blick auf die Branche.

Auszubildende bei Lufthansa Cargo: Luis Brück, Marten Kuhlmann, Nick Goehde, Alessia Köhler, Amira-Alizée Stricker und Anna Beyer. (Foto: Lufthansa Cargo)

Die Coronapandemie hat die Gesellschaft vor neue Herausforderungen gestellt. Besonders junge Menschen, die vor dem Berufseinstieg stehen, kämpfen mit den Folgen der Krise.

Auch die Logistikunternehmen mussten in Zeiten des steigenden Fachkräftemangels ihre Ausbildungskonzepte überdenken, um dem Fachpersonal eine adäquate Ausbildung zu bieten. Gleichzeitig stellt die Krise auch die Systemrelevanz der Logistikbranche unter Beweis und sorgt für digitale Lösungen. Hier sind junge Menschen mit innovativen Ideen und technischem Know-how gefragt. Welche Herausforderungen und Lösungsansätze sehen sie? Was fasziniert die Nachwuchslogistiker an der Branche? Und wie wirkt sich die Coronapandemie auf ihre Ausbildung aus? Die DVZ hat bei über 40 Auszubildenden aus elf Logistikunternehmen nachgefragt. Die vollständigen Interviews können Sie in Kürze nachlesen unter: blue-rocket.de.

1. Warum habt ihr euch für die Ausbildung in der Logistikbranche entschieden?

Die Logistik ist eine zukunftssichere Branche, die vielfältige Aufgabenfelder bietet. Da ist für jeden was dabei.
Leonard Lüneburg, Bejta Jahic, Niklas Rodemer, Franziska Niedermair, Melina Duschl: Auszubildende bei Reichhart Logistik

Eine Freundin der Familie ist Mitarbeiterin bei TX Logistik. So bin ich auf die Ausbildung zum Speditionskaufmann aufmerksam geworden. Sie hat mein Interesse für die Branche geweckt.
Oguzhan Dagdelen: Auszubildender bei TX Logistik

Über eine Ausbildungsberatung und Berufsmessen habe ich mich intensiv mit der Branche auseinandergesetzt und erkannt: Waren auf der ganzen Welt zu bewegen und damit Hauptbestandteil der internationalen Wirtschaft zu sein – das ist spannend, das passt!
Robin Dinkelacker: Auszubildender bei Hellmann

Ich finde die Branche interessant, weil sie eine hohe Zukunftssicherheit und Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Das wird durch vermehrtes Onlineshopping und das steigende Paketvolumen verstärkt.
Sebastian R.: Auszubildender bei GLS

Warum ich mich gerade für die HHLA entschieden habe, ist einfach. Wer hätte nicht gerne auf einer Containerbrücke in 50 Metern Höhe seinen Arbeitsplatz mit Blick über den Hafen?
Natalie Rothaar: Auszubildende bei der Hamburger Hafen und Logistik AG

Ich hatte schon einen Studienplatz für Internationales Logistikmanagement sicher, habe mich dann aber für die Ausbildung entschieden, weil ich die praktischen Aspekte am sinnvollsten finde.
Jona Schultz: Auszubildender bei Kühne + Nagel

2. Was macht euch an der Ausbildung besonders Spaß?

Besonders interessant finde ich die Bandbreite der Produkte, die wir täglich im Umschlaglager zugeschickt bekommen: Von Maschinenteilen bis Gefahrgutsendungen ist alles dabei. Und jede Ware braucht ein spezielles „Handling“. Das ist spannend und herausfordernd.
Alexander Pelzer: Auszubildender bei Hellmann

Wir haben einen Ausbildungsverbund, zu dem noch drei weitere Unternehmen gehören. Im Rahmen dessen findet unter anderem der Azubi-Austausch statt, bei dem wir für meistens zwei Wochen die Arbeit in den anderen Betrieben kennenlernen.
Sara Willems: Auszubildende bei Weets Spedition

Ich sehe gerne das Ergebnis meiner Arbeit. Wenn ich einen Seefrachtimport aus China organisiere und die Sendung am Ende am Lager steht, dann gibt mir das ein unglaublich gutes Gefühl. Es ist schon ziemlich cool zu sehen, dass man ein relevanter Bestandteil von etwas Großem ist.
Robin Dinkelacker: Auszubildender bei Hellmann

Am coolsten finde ich es, Stapler oder Kran zu fahren. Ich finde es faszinierend, wie man mit technischen Hilfsmitteln tonnenschwere Kisten oder große Rohre mit Leichtigkeit von A nach B transportieren kann.
Jasmin Sarembski: Auszubildende bei Duisport

Als Auszubildender bekommt man schnell Verantwortung übertragen. Schon im ersten Lehrjahr durfte ich viel selbstverantwortlich arbeiten. Dadurch hat man einen gewissen Freiraum, aber immer auch mit der nötigen Unterstützung von den Kollegen. Das perfekte Mittelmaß aus beidem.
Jona Schultz: Auszubildender bei Kühne + Nagel

3. Welche Verbesserungsvorschläge habt ihr?

Die Logistikbranche hat kein gutes Image. Das merken wir zum Beispiel, wenn wir im Freundeskreis darüber sprechen. Hier sollte mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden, denn die Logistik bietet Möglichkeiten für verschiedene Interessenfelder. Das ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt.
Leonard Lüneburg, Bejta Jahic, Niklas Rodemer, Franziska Niedermair, Melina Duschl: Auszubildende bei Reichhart Logistik

In der Kommunikation zwischen Versendern, Spediteuren und Frachtführern könnte es besser laufen. Es kommt oft vor, dass Informationen oder Daten fehlen und auf umständlichen Wegen ermittelt werden müssen. Hier könnte man durch fortschreitende Digitalisierung neue Verfahren und Kontaktwege aufbauen. Eine Möglichkeit dafür wäre ein einheitliches System der Datenübermittlung.
Anna Beyer, Luis Brück, Nick Goehde, Alessia Köhler, Marten Kuhlmann und Amira-Alizée Stricker: Auszubildende bei Lufthansa Cargo

Wir durchlaufen die Abteilungen für jeweils sechs Monate. Damit bekommen wir über die gesamte Ausbildungszeit Einblicke in viele, aber nicht in alle Bereiche. Wenn der Aufenthalt pro Abteilung auf vier Monate gekürzt wird, könnten wir weitestgehend alle Abteilungen durchlaufen und noch umfassendere Einblicke gewinnen. Das fänden wir super!
Leonard Lüneburg, Bejta Jahic, Niklas Rodemer, Franziska Niedermair, Melina Duschl: Auszubildende bei Reichhart Logistik

Die Welt wird digitaler. Umso sinnvoller ist es, mit der Zeit zu gehen und die Ausbildung digitaler zu gestalten. Ein Beispiel ist unser virtuelles Schweißgerät, welches wir vor Corona immer auf Berufsmessen mitgenommen haben, um interessierten jungen Menschen zu zeigen, was diese Ausbildung alles mit sich bringt.
Natalie Rothaar: Auszubildende bei der Hamburger Hafen und Logistik AG

Die Automatisierung von Lagern könnte viele Prozesse vereinfachen und Ressourcen freischaufeln. Mit meiner Berufsschulklasse arbeite ich im Rahmen eines Pilotprojekts komplett digital auf Tablet-Computern. Dieses Know-how unserer digital aufgewachsenen Generation und der Umgang mit digitalen Medien könnte noch weiter auf die Arbeitswelt allgemein und der Logistik im Speziellen übertragen werden.
Robin Dinkelacker: Auszubildender bei Hellmann

In der Speditionsbranche könnte man in einzelnen Sparten Tarife einführen, damit Festpreise entstehen und Anbieter die Preise nicht nach unten drücken.
Konstantinos Kyriakidis, Henrik Kleintges: Auszubildende bei Kombiverkehr

In einigen Abteilungen werden die Dokumente häufig noch ausgedruckt, obwohl man diese auch digital abspeichern könnte. Dadurch könnten Papier und Lagerplatz gespart werden.
Leah Mangel: Auszubildende bei Duisport

4. Wie hat sich die Coronapandemie auf eure Ausbildung ausgewirkt?

Ich habe meine Ausbildung im August 2019 in einem anderen Unternehmen begonnen. Durch die Coronakrise wurden Standorte geschlossen, und ich musste mir einen neuen Ausbildungsbetrieb suchen. Meine Berufsschule hat mir die TX Logistik empfohlen. So wurde mir die Fortsetzung meiner Ausbildung in einem neuen Bereich des Speditionswesens ermöglicht.
Rafaella Naziridou: Auszubildende bei TX Logistik

Die Coronapandemie kam genau vor meiner Zwischenprüfung, die dann überraschend verschoben wurde. Auch die Berufsschule konnten wir nicht mehr besuchen.
Natalie Rothaar: Auszubildende bei der Hamburger Hafen und Logistik AG

Mit der Pandemie wurde das Lernen und Arbeiten vor Ort auf mobiles Arbeiten beziehungsweise Onlinevorlesungen umgestellt.
Georgia Warnken, Helena Rethemeier: Auszubildende bei Fiege

Die Hygienemaßnahmen erschweren es, neue Bereiche und Aufgaben intensiv kennenzulernen. Es wird versucht, viel über Telefon oder E-Mail zu klären. Das gelingt leider nicht immer. Außerdem ist der Kontakt zu den Kollegen sehr eingeschränkt möglich.
Victoria W.: Auszubildende bei GLS

5. Wie geht es nach der Ausbildung für euch weiter?

Wir wissen nicht, wie es nach der Ausbildung weitergeht. Die Zukunft ist momentan schwer vorherzusagen und für jeden ungewiss.
Anna Beyer, Luis Brück, Nick Goehde, Alessia Köhler, Marten Kuhlmann und Amira-Alizée Stricker: Auszubildende bei Lufthansa Cargo

Nach der Ausbildung möchte ich entweder übernommen werden oder ein Logistik- oder BWL-Studium anhängen. Genau weiß ich das jetzt noch nicht.
Alina Tylinski: Auszubildende bei Hellmann

Wir hoffen, dass wir nach der Ausbildung weiter gefördert werden und irgendwann Schlüssel- und Führungspositionen besetzen. Das Wissen, das wir von unserem Ausbilder und unseren Vorgesetzten vermittelt bekommen, wollen wir für unsere Entwicklung nutzen und einsetzten.
Süheyla Kayaoglu, Bastian Haradinaj, Kerem Ören: Auszubildende bei Fiege

Ich hoffe, dass ich übernommen werde und mich weiterbilden kann. Sollte dies nicht möglich sein, werde ich auf jeden Fall weiter in dieser Branche arbeiten, denn die Zukunft gehört der Logistik.
Jasmin Sarembski: Auszubildende bei Duisport

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