Mit „Kasi“ zur Arbeit

Wenn Patrick Wisotzky am Wochenende die Umgebung seiner neuen Arbeitsstelle im Hafen Krefeld erkundet, ist er nicht allein.

Patrick Wisotzky will die Eisenbahnverkehrsleistung des Hafens Krefeld überregional ausbauen. (Foto: Axel Granzow)

Wenn Patrick Wisotzky zur Arbeit kommt, ist Kollege „Kasi“ immer dabei. Den Bracken-Mix, den er aus dem rumänischen Tierschutz übernommen hat und der neben seinem Schreibtisch brav im Körbchen liegt, habe er als „Feelgood-Manager“ in Teilzeit für die Belegschaft angestellt, sagt Wisotzky schmunzelnd – er ist seit Februar dieses Jahres Chef des Hafens Krefeld.

Der Diplom-Kaufmann hat die Nachfolge des im September 2021 überraschen verstorbenen Christoph Carnol angetreten. Angesichts der raschen Neubesetzung hat Wisotzky noch keine Zeit, sich im Büro seines Vorgängers einzurichten. „Ich habe das Inventar zunächst so übernommen, wie ich es vorgefunden habe.“

Mit Kasi erkundet er am Wochenende gelegentlich die Nachbarschaft, wie zum Beispiel die in Sichtweite liegende Burg Linn, und war auch schon am Rhein in Uerdingen spazieren. „Ich bin gerade dabei, alles kennenzulernen und mich einzuarbeiten“, berichtet Wisotzky, der mit seiner Lebensgefährtin in Düsseldorf wohnt. Derzeit führt er Gespräche mit den Ansiedlern im Hafen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Unterstützung bekommt Wisotzky von Elisabeth Lehnen (65). Sie ist seine Partnerin in der Geschäftsführung und steht seit Jahren an der Spitze des Hafens, die traditionell doppelt besetzt ist.

Mit Bahn und Häfen bekannt

Wisotzky, der an der Hochschule Niederrhein Marketing und Controlling studiert hat, kommt von den Stadtwerken Herne. Dort war er als Leiter Planung und Steuerung tätig sowie für das Unternehmens- und Beteiligungscontrolling verantwortlich und konnte auch Erfahrungen im Bereich der Logistik und Hafenwirtschaft sammeln. So war der 45-Jährige Prokurist bei der Wanne-Herner Eisenbahn und Hafen GmbH und neben kaufmännischen Themen für den Bereich intermodale Verkehre zuständig. Beim von ihm mit aufgebauten Container Terminal Herne, war er Geschäftsführer.

Herne gilt als „tiefster Ruhrpott“. Für den in Frankfurt geborenen und in Tokio aufgewachsenen Wisotzky kaum eine Möglichkeit, seine Japanischkenntnisse einzusetzen. Das nutzt ihm wohl eher am Wohnort Düsseldorf, wo traditionell viele Japaner leben und arbeiten. Ab dem zehnten Lebensjahr besuchte Wisotzky in Düsseldorf-Kaiserswerth die Schule – nachmittags zusätzlich die japanische Schule. „Meine Japanisch-Kenntnisse reichen aber allenfalls für Small Talk“, meint er bescheiden. Seine Vorliebe gilt indessen der japanischen Küche. Lieblingsgericht ist übrigens Nudelsuppe, Ramen. Asiatisch muten auch die Hobbys an: Thaiboxen und Yoga. Für japanische Folklore hat Wisotzky weniger übrig. Er spielt Rockgitarre und tourte als Jugendlicher mit einer Band durch Deutschland.

Nun ist Wisotzky für den viertgrößten öffentlichen Binnenhafen in Nordrhein-Westfalen (NRW) zuständig. Neben der Kommune sind die Neuss-Düsseldorfer Häfen mit 49 Prozent der Anteile strategischer Partner in Krefeld. An deren Spitze wiederum steht Sascha Odermatt, ein Vorgänger von Wisotzky in Krefeld. „Wir wollen künftig im Netzwerk zusammenarbeiten“, sagt Wisotzky. Gemeinsam sollen Themen entwickelt werden. „Der Hafen ist ein wichtiger Faktor für den Wirtschaftsstandort Krefeld, und ich freue mich, gemeinsam mit dem Team daran mitzuwirken, die Erfolgsgeschichte des Hafens fortzuschreiben.

Die Erwartungen an den neuen Mann an der Krefelder Hafenspitze sind hoch. „Sowohl in der Diskussion um stabile Lieferketten als auch vor dem Hintergrund bestehender Verlagerungsziele von Gütern auf das Binnenschiff und den Zug kommen auf die Geschäftsführung des Rheinhafens herausfordernde Aufgaben zu“, meint Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein mit Sitz in Krefeld. Dabei werde es auch darum gehen, die Vorteile der Trimodalität voll auszuschöpfen und die Entwicklung des Hafens als moderner, flexibler und zuverlässiger Partner der verladenden Wirtschaft weiter voranzutreiben.

Ein wichtiger Baustein dabei sei der geplante Trailerport (Hafenbahnhof Linn). Er werde die Position des Rheinhafens als trimodalen Umschlagplatz in NRW entscheidend stärken. Nach den erfolgreichen Ansiedlungen von Unternehmen wie etwa Felbermayr in den vergangenen Jahren sollten auch künftig die zur Verfügung stehenden Flächen für hafenaffine Firmen genutzt werden. Schließlich werde es außerdem darum gehen, den zunehmenden Lkw-Verkehr in und um den Hafen zu meistern, so Steinmetz zu den Aufgaben des „Neuen“.

Neben weiteren Ansiedlungsprojekten – aktuell sind verschiedene bi- und trimodal erschlossene oder erschließbare Areale von bis zu 5,9 Hektar im Portfolio – steht dann für Wisotzky vor allem das Thema Schienenverkehr auf der Agenda. „Wir wollen die Leistungen als Eisenbahnverkehrsunternehmen in Krefeld und überregional ausbauen“, kündigt er an. Dazu zählen auch die Werkstattleistungen. Im Trailerport Linn sollen einmal in größerem Umfang Sattelauflieger umgeschlagen werden.

Wisotzky konnte hier mit dem Aufbau des Terminals in Herne bereits punkten, und so arbeitet er sich intensiv in die bestehenden Planungen ein. Zur Arrondierung des Areals hat der Hafen Verhandlungen über den Erwerb entsprechender Flächen aufgenommen. Auch die Modalitäten der Förderung sind offenbar noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Es müssen wohl noch einige Runden (mit oder ohne „Kasi“) gedreht werden. (jpn)

Mit den Neuss- Düsseldorfer Häfen wollen wir im Netzwerk zusammenarbeiten.

Patrick Wisotzky
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