BigMile-Geschäftsführer: „Wir sollten Nachhaltigkeit nicht nur an Emissionen festmachen“

Über seine Plattform ermöglicht der Softwareanbieter BigMile seinen Kunden, CO2-Emissionen zu reduzieren. Im Interview begründet Geschäftsführer Tobias Häßler, warum es für die Branche wichtig ist, genau jetzt die richtigen Schritte zu gehen, um die vorgegebenen Klimaziele einzuhalten.

Tobias Häßler fand in Hannover den beruflichen Einstieg in die Software-Branche. (Foto: BigMile)

Über seine Plattform ermöglicht der Softwareanbieter BigMile seinen Kunden, CO2-Emissionen zu reduzieren. Im Interview begründet Geschäftsführer Tobias Häßler, warum es für die Branche wichtig ist, genau jetzt die richtigen Schritte zu gehen, um die vorgegebenen Klimaziele einzuhalten.

DVZ: Herr Häßler, in diesen dramatischen Klimazeiten können Sie sich wohl vor Anfragen kaum retten, oder?

Tobias Häßler: In der Tat verzeichnen wir sehr viele Anfragen aus der Transportbranche, aber auch von Seiten der Verlader. Aktuell herrscht viel Unsicherheit und Intransparenz beim Thema Transportemissionen. Genau hier setzt unser Konzept an: BigMile unterstützt die Unternehmen dabei, mit den jeweils geeigneten Daten und Methoden höchstmögliche Transparenz zu erzeugen, auf deren Basis dann die zielführenden Entscheidungen und Maßnahmen abgeleitet werden können. Mit BigMile Carbon Analytics stellen wir hierfür die standardkonforme und alle Modalitäten abdeckende Berechnungs- und Analyseplattform zur Verfügung.

Wenn sich ein Kunde für Sie entscheidet, wissen Sie sehr schnell und sehr genau, an welcher Stelle bei diesem Kunden Emissionen eingespart werden können. Wie gehen Sie mit diesem Datenschatz um?

Richtig ist: Wenn die Daten einmal im System sind, sieht der Kunde sofort, an welchen Punkten anzusetzen ist, um die Treibhausgasemissionen zu senken beziehungsweise, wo die Hauptemissionstreiber liegen. Was die Datensicherheit angeht: Die Datenhoheit liegt ausschließlich beim Kunden, da es sich hier zum Teil um sehr sensible Daten handelt und unter Umständen auch ein Datasharing beispielsweise mit anderen Niederlassungen, Sub-Dienstleistern, Transportdienstleistern erforderlich ist. BigMile steht für hohe Datensicherheitsstandards und nutzt für seine Cloud-Lösung die aus unserer Sicht bewährte Microsoft Azure Infrastruktur.

Sie werben offensiv mit dem Slogan: „Erreichen Sie die Klimaziele 2030 mit unserem zertifizierten Emissionsbericht.“ Das sind starke Worte …

Ja, und das zurecht. Ohne eine Transparenz zu wichtigen Teilbereichen wie der Transportkette und eine valide und zertifizierte Methodik wird es extrem schwer, die richtigen Schritte zu gehen. BigMile sieht sich als wichtiger Partner seiner Kunden auf dem Weg zur Erreichung der vorgegebenen oder auch selbst gesetzten Klimaziele innerhalb der Logistikindustrie.

Wo sehen Sie allgemein das größte Potenzial, CO2-Emissionen einsparen zu können? Und was sind derzeit Ihre größten Herausforderungen auf dem Weg dahin?

Das größte Potenzial liegt aus meiner Sicht im individuellen, zielführenden Handeln auf der Basis der mit unserer Plattform gewonnenen Erkenntnisse. Die Handlungsoptionen reichen von Vermeidung, Konsolidierung und Optimierung von Transportketten bis zu sinnvollen Modalitätswechseln oder einem nachhaltigen Flottenmix.

Nachhaltiger Flottenmix? Was meinen Sie damit konkret?

Das beim Thema Flottennachhaltigkeit nicht automatisch von heute auf morgen auf E-Lkw umgestellt werden sollte. Es empfiehlt sich vielmehr, die Flottenstrategie zunächst ausgewogen und ganzheitlich zu bewerten. Zu den von Ihnen genannten Herausforderungen bei der Umsetzung geeigneter Strategien zählen besonders die Faktoren Datenqualität und Datenbeschaffung, der Wissensaufbau zum Thema Nachhaltigkeit sowie die Schaffung der korrekten Balance zwischen Emissionsreduzierung und Wirtschaftlichkeit.

Und wie offen sind die Türen dafür am Markt?

Hier lässt sich zum Glück in der Branche ein schnell wachsendes Verantwortungsbewusstsein beobachten. Es ist unumgänglich jetzt zu handeln, auch wenn noch nicht alle Datengrundlagen optimal sind. Wir unterstützen die Kunden dabei, die Maßnahmen im weiteren Verlauf der Umsetzung kontinuierlich zu verbessern. Wichtig ist uns dabei auch, alle Prozessteilnehmer mitzunehmen und eine ganzheitliche Strategie zu fahren. Wir wollen verhindern, dass unsere Kunden am Ende ein Flickwerk von Nachbesserungen managen müssen.

BigMile will in der Zukunft alle relevanten Unternehmen am Markt bedienen. Was heißt „in der Zukunft“? Die Zeit drängt ja …

Wir sind 2020 in den Niederlanden gestartet und haben dort bis heute schon mehr als 200 Unternehmen als Kunden gewinnen können. Das ist in meinen Augen ein beachtlicher Schritt in die richtige Richtung und ein rasantes Tempo. Die DACH-Region ist der wichtigste Markt in der europäischen Logistikindustrie, und hier werden wir mit hohem Tempo wachsen.

Wir sind 2020 in den Niederlanden gestartet und haben dort bis heute schon mehr als 200 Unternehmen als Kunden gewinnen können.

Tobias Häßler

Hohes Tempo, sagen Sie. Sehen Sie dafür Anzeichen?

Ein Zeichen für Tempo ist beispielsweise die Tatsache, dass unser Team in Deutschland von derzeit drei bis Ende nächsten Jahres auf fünf bis acht Mitglieder anwachsen wird. Darüber hinaus planen wir eine schnelle europaweite Expansion, und das Echo auf unsere Technologie ist so vielversprechend, dass wir schon bald mit einer hohen Marktdurchdringung rechnen. Dass die Unternehmen – nicht zuletzt im Gefolge der Bundestagswahl, die eine verschärfte Klimaagenda erwarten lässt – die Dringlichkeit des Themas klar verstanden haben, trägt dazu bei, unsere Plattform zu einem Standardtool für die mittel- und langfristige Emissionsreduzierung in der Supply Chain zu machen. Wir sollten aber den Fehler vermeiden, ein umfassendes Thema zu sehr einzugrenzen: Es ist von größter Bedeutung, Nachhaltigkeit nicht nur an Emissionen festzumachen, sondern ganzheitlich zu betrachten.

Gemäß den 17 UN-Sustainability Goals...

...die ökologische, ökonomische und soziale Ziele gleichermaßen berücksichtigen, richtig. Wir unterstützen die Unternehmen in vielen Teilbereichen, jedoch ist es wichtig, hier immer wieder auf die gesamtheitliche Betrachtung einzugehen. Diese fängt mit dem persönlichen Verhalten im privaten Umfeld an, und reicht bis zum generellen Umdenken bei vertrauten und bisher wenig hinterfragten Prozessen. Dazu gehört auch das Überdenken von Dienstreisen.

Tobias Häßler

(Foto: BigMile)

Seit Oktober ist der 41-jährige Familien­vater (9-jährige Zwillinge, Mädchen und Junge) Geschäftsführer von BigMile. Häßler ist verheiratet und lebt seit 16 Jahren am nördlichen Rand des Schwarzwaldes bewusst ländlich. Zuvor war er in Hannover stationiert, wo er den beruflichen Einstieg in die Software-Branche fand, ehe ihn die Liebe und die PTV Group nach Karlsruhe lockten. Hier war er zuletzt als Vice President für die Region Central & Eastern Europe tätig. Zu seinen Hobbys zählen Wandern, (E-)Mountainbiken mit seinem  Sohn, entspannte Spaziergänge mit dem Familienhund und gemeinsames Kochen mit der Familie. Eine naturnahe und nachhaltige Lebensweise ist ihm wichtig. (Foto: BigMile)

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