Reparieren kann sich lohnen

Der Logistikdienstleister CLI Supply Chain lagert Ersatzteile und bringt defekte Elektrogeräte mit seinem Partner Gese wieder in Ordnung. Das Geschäftsmodell ist auch eine Maßnahme gegen gestörte Lieferketten.

Die Reparatur defekter Elektrogeräte könnte die Menge an Elektroschrott reduzieren. Voraussetzung ist eine gesicherte Ersatzteilversorgung. Foto: dpa

Defekte Elektrogeräte müssen nicht gleich entsorgt werden. Früher war es gang und gäbe, Bohrmaschinen, Stichsägen oder Audio-Equipment zu reparieren. Doch in den vergangenen Jahrzehnten stieg die Produktvielfalt in allen Sortimenten. Damit einher geht die mittlerweile weit verbreitete Praxis, kaputte Elektrogeräte einfach wegzuwerfen. Denn die Reparatur ist teilweise teurer, als einen Artikel neu zu kaufen. Dementsprechend steigt die Menge an Elektroschrott weltweit kontinuierlich. Knapp 20 Kilogramm produziert dem Bundesumweltministerium zufolge allein jeder Deutsche pro Jahr.

Doch Reparieren lebt wieder auf, es gibt beispielsweise immer mehr Repaircafés, in denen kompetente Tüftler alles Mögliche wieder instand setzen – von Waschmaschinen über Computer bin hin zu elektronischem Spielzeug. Mehr als 800 gibt es inzwischen in Deutschland. Die Motivation dahinter: nicht mehr alles wegzuwerfen, sondern zu versuchen, so viel wie möglich zu erhalten – die Nachhaltigkeit steht dabei im Fokus.

Auch die EU hat mittlerweile erkannt, dass zu viel weggeschmissen wird, und im Rahmen ihres europäischen Green Deals einen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft entwickelt. Die Verbraucher sollen demnach ein „Recht auf Reparatur“ bekommen.

Reparieren gegen Engpässe

Für Frank Marquard, Geschäftsführer der CLI Supply Chain mit Sitz in Hamburg, steht beim Reparieren neben der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung noch etwas anderes im Fokus. Auch Lieferengpässe, wie sie die Corona-Pandemie hervorgebracht hat, sprechen zunehmend dafür, nicht mehr alles neu zu kaufen, sondern instand zu setzen, sofern das aus Kostensicht sinnvoll ist.

„Der Gesetzgeber wird vermutlich Gewährleistung und Garantiezeiten verlängern und möglicherweise verordnen, dass bei Elektrogeräten auch eine Ersatzteilversorgung sichergestellt ist“, sagt er. Und so verwundert es nicht, dass sich der Dienstleister für ein Aufleben der Reparaturgesellschaft einsetzt. „Wir arbeiten seit vergangenem Jahr mit Gese aus Teuchern zusammen“, erzählt er. Das Unternehmen aus Sachsen-Anhalt hat sich auf die Reparatur von Elektro- und flüssigkeitsangetriebenen Geräten wie Rasenmäher mit Benzinmotoren spezialisiert, Geräte verschiedener Marken, die in Baumärkten und im Fachhandel zu haben sind.

Gese erledigt Reparaturen für die Garantie- und Schadenfälle, CLI lagert die dafür nötigen Ersatzteile. Dazu bewirtschaftet der Dienstleister an verschiedenen Standorten Lager mit automatisierter Förder- und Sortiertechnik. „Somit wird das kaputte Gerät nicht durch die halbe Welt geschickt, sondern in Deutschland repariert“, fügt Marquard hinzu.

CLI stellt für das Reparaturgeschäft die Plattform zur Verfügung, über die sich Kunden zunächst anmelden. Sie beschreiben dort ihr Gerät oder geben Marke und Typ ein. Das System zeigt sofort an, ob die Ersatzteile für ihr kaputtes Werkzeug vorhanden sind. Ist das der Fall, können sie sich einen Paketaufkleber ausdrucken und das Elektrogerät per Paketdienst einschicken. Die Mitarbeiter von Gese reparieren unverzüglich und schicken das Gerät zeitnah zurück.

Alles in allem dauert das Ganze zwischen 24 und 48 Stunden, sofern die Markenhersteller die Ersatzteile bei CLI eingelagert haben. Die Reparatur wird entweder als Garantiefall verrechnet oder die entstandenen Kosten werden in Rechnung gestellt. „Wir registrieren über die Plattform die Schadenfälle und können somit herausfinden, welche Ersatzteile vor allem gebraucht werden“, sagt der CLI-Geschäftsführer. Ziel sei, eine Ersatzteildatenbank aufzubauen.

Nicht auf Marken festgelegt

Bislang lagert der Dienstleister im Auftrag der Markenhersteller vor allem Originalersatzteile, weil sie für den Garantiefall gebraucht werden. „Wir wollen uns nicht auf bestimmte Marken festlegen. Bei unserem Konzept ist außerdem wichtig, dass sich die Geräte extern reparieren lassen“, erzählt er. Schwere Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen klammert der Dienstleister zunächst noch aus. Aufwand für Ausbau und Versand seien zu hoch und vermutlich zu teuer.

Hier komme vielmehr der örtliche Handwerker zum Zug, dessen Ziel es ebenfalls sein sollte, die Lebensdauer der Geräte zu verlängern und diese zu reparieren. Fokus lege CLI darauf, Handwerker als Kunden zu gewinnen, die im Arbeitsalltag auf ihre Maschinen angewiesen sind. „Damit es auf Baustellen nicht zum Stillstand kommt, wollen wir Handwerkern Bohrmaschinen oder Winkelschleifer als Ersatzgeräte bereitstellen, während Gese deren Profigeräte schnell repariert“, sagt er mit Blick in die nahe Zukunft und stets mit dem Fokus, weiterhin als Dienstleister und Vermittler zwischen den Akteuren zu agieren. „Wir wollen keinen Wettbewerb aufbauen und auch keine Kunden ausklammern“, betont er.

Umweltbewusstsein nimmt zu

Ärgerlich sei nur, dass einige Hersteller ihre Ersatzteile nicht zur Verfügung stellen wollen, weil sie lieber neue Maschinen verkaufen. Marquard ist sich aber sicher, dass Kunden künftig lieber solche Anbieter auswählen werden, deren Ersatzteile schnell am Lager verfügbar sind. Der CLI-Geschäftsführer hält es zudem für möglich, dass sich die Lieferstrukturen in nächster Zeit verändern, sofern Kunden mögliche Preiserhöhungen akzeptieren oder Unternehmen entscheiden, ihre Produktion wieder nach Deutschland zu holen, wie es beispielsweise der Textilriese C&A in Teilen schon getan hat.

Und auch das „Recht auf Reparatur“ der EU macht etwas Hoffnung. Marquard lobt die Initiative „Runder Tisch Reparatur“ in Berlin, die sich dafür einsetzt, dass Hersteller, Händler und Importeure allen Marktakteuren über die gesamte Nutzungsdauer hinweg per Gesetz Ersatzteile zugänglich machen müssen. Der Preis von Ersatzteilen muss dabei in einem vernünftigen und begründbaren Verhältnis zu ihren Herstellungskosten stehen. (rok)

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