AGCO justiert Beschaffungsstrategie nach

Der Landmaschinenbauer aus den USA will sich bei den Faktoren Agilität, Innovation und Resilienz verbessern. Beschaffungschef Josip Tomasevic betont angesichts der globalen Lieferketten-Probleme zudem: „Unsere guten Beziehungen zu unseren Lieferanten und Logistikern retten uns gerade.“

Josip Tomasevic am Donnerstag beim Deutschen Logistik-Kongress der BVL in Berlin. (Foto: BVL/Bublitz)

Eine Erkenntnis beim Landmaschinenhersteller AGCO aus den vergangenen Pandemiemonaten ist das Nachjustieren bei drei Faktoren: Agilität, Innovation und Resilienz, intern kurz AIR genannt. Bei Agilität geht es Beschaffungschef Josip Tomasevic zufolge darum, sich noch schneller an eine veränderte Situation in der Lieferkette anzupassen. Bei Innovation sei Time-to-Market wichtig, also die Dauer von der Entwicklung bis zur Platzierung des Produkts am Markt und damit möglichst kurze Innovationszyklen. Damit meint der Manager Monate – nicht mehr Jahre. Dafür müssten auch die Lieferanten stärker eingebunden werden.

Beim Erfolgsfaktor Resilienz sagt Tomasevic nur: „Das ist ein hehres Ziel, wenn einem gerade die gesamte Supply Chain um die Ohren fliegt.“ Damit spielt er auf die zahlreichen Probleme in den globalen Lieferketten an, von denen inzwischen nahezu jeder Hersteller betroffen ist. „Wir prüfen unsere Sourcing-Strategien derzeit bis ins kleinste Detail“, fügt der Manager hinzu. „Denn letztlich sind es oft die kleinen Dinge, die fehlen.“ Er meint damit nicht nur Mikrochips, sondern sogar Schrauben, in gewöhnlichen Zeiten ein immer verfügbarer Massenartikel. Es gehe nun darum, kritische Teile zu identifizieren, und zwar nicht nur einmal, sondern kontinuierlich. Das führe auch dazu, dass das Unternehmen Sicherheitsbestände anpassen müsse.

Der Landmaschinenbauer aus den USA ist vor allem bekannt für seine Marken Fendt und Massey Ferguson. Tomasevic nahm am Donnerstag an einer Lieferketten-Fachsequenz beim Deutschen Logistik-Kongress teil.

„Unsere guten Beziehungen zu unseren Lieferanten und Logistikern retten uns gerade“, sagt Tomasevic weiter. Er spricht von einer „Zeit der Abrechnung“. Damit meint er, dass Lieferanten zum Teil die Kunden leer ausgehen lassen, von denen sie sich in der Vergangenheit unfair behandelt fühlten. „Die Lieferanten sitzen jetzt am längeren Hebel“, stellt Tomasevic fest. Auch die Logistikdienstleister könnten zurzeit nur noch das Wichtigste erledigen. In Ausnahmesituationen zeige sich nun jedenfalls, wie essenziell wichtig die Partnerpflege ist.

Julia Hartmann, Professorin für nachhaltiges Supply Chain Management an der EBS Business School, könne dies bestätigen. Die Wissenschaftler haben sich in einer noch nicht veröffentlichten Studie mehrere 100 Unternehmen in Europa angeschaut und untersucht, welchen Einfluss die Lieferantenbeziehungen auf das Abschneiden der Firmen in der Krise hatten. Das Ergebnis: „Die Unternehmen, die bereits vor der Pandemie sehr eng und vertrauensvoll mit ihren Lieferanten zusammengearbeitet haben, waren deutlich weniger stark von den Schocks betroffen und auch weniger lang“, sagt Hartmann.

Bei AGCO werde aber zusätzlich Insourcing geprüft, um Abhängigkeiten von Lieferanten zu reduzieren. Dies könne auch durch Zukäufe geschehen, sagt Tomasevic. Dabei würden zum Beispiel großvolumige Komponenten in den Fokus rücken.

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