Vier, die den Wandel der Branche gestalten

Mit dem LEO ehrt die DVZ auch in diesem Jahr wieder besondere Leistungen und beispielhaftes Engagement. Der Logistikpreis wurde in den Kategorien Unternehmer, Manager, Lebensleistung und Mensch vergeben.

Die diesjährigen LEO-Preisträger (von links): Ulrike Müller von der Initiative „Bewegen mit Herz“ wurde als „Mensch des Jahres“
ausgezeichnet. Friedrich Wendt (Top Mehrwertlogistik) bekam den LEO für die Lebensleistung, Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen wurde als Manager geehrt, und Jörg Mosolf überzeugte die Jury in diesem Jahr als Unternehmer. (Foto: Hinrich Franck)

Eines hat das Coronajahr gezeigt: Die Logistik ist unverzichtbar. Doch dahinter stehen immer die Menschen in der Logistik. Vier von ihnen hat die DVZ mit ihrem Logistikpreis LEO geehrt.

Den Preis in der Kategorie „Unternehmer“ hat die Jury an Jörg Mosolf, Chef der Mosolf Gruppe, vergeben. Er erfindet sich und den Automobillogistiker immer wieder neu – beispielsweise mit Tropos, Hersteller elektrischer Nutzfahrzeuge für die urbane Logistik. All dies sei aber keine One-Man-Show, unterstrich er. Gerade die Pandemie habe gezeigt, dass man gemeinsam agieren müsse. Dabei spielt für ihn auch die soziale Komponente eine große Rolle. Mosolf: „Wir müssen die Zukunft gestalten – für unser Unternehmen, aber auch für unsere Mitarbeiter und deren Familien.“

Als Manager wurde Rolf Habben Jansen geehrt, der Vorstandsvorsitzende von Hapag-Lloyd. Er hat es im vergangenen Jahr verstanden, die Digitalisierung und die Kundenfokussierung bei der Reederei massiv voranzutreiben und sie bei der Profitabilität an die Branchenspitze zu führen. Auch für ihn ist das Team das wichtigste Asset. Der Erfolg sei nur möglich gewesen, weil alle am gleichen Strang gezogen hätten. „Wir haben eine tolle Mannschaft und stehen nach wie vor gut da“, sagte Habben Jansen. Ob man Gewinner oder Verlierer der Coronakrise sei, ließe sich noch nicht sagen. Das sei erst in ein bis zwei Jahren möglich. Aber immerhin: „Durch die erste Phase sind wir gut durchgekommen.“

Für die logistische Lebensleistung wurde Friedrich Wendt ausgezeichnet, Pionier des Nachtexpressgeschäfts. Auch wenn er zunächst nicht glauben mochte, dass er einer der Preisträger sein sollte („Das muss ein Irrtum der Jury sein“), war er doch „gerührt und auch ein bisschen stolz“. Und er reichte die Ehre gleich zu einem guten Teil an seine Familie und die vielen guten Mitarbeiter weiter: „Uns allen gehört der LEO.“ Dankbar zeigte sich Wendt, dass er mit seiner Tochter Kerstin eine so starke Nachfolgerin gefunden hat: „Die ist besser als ich!“

Emotional überwältigt nahm Ulrike Müller den LEO in der Kategorie „Mensch“ entgegen, „den LEO für eine Brummi-Fahrerin“, wie sie es selbst ausdrückte. Dank eines riesigen Netzwerkes gelinge es ihr, mit dem Verein „Bewegen mit Herz“ sehr viele Kinderaugen zum Strahlen zu bringen. Mit „einem wunderbaren Netz von ganz vielen Helfern“, bestehend aus Fahrern, Partnern und Sponsoren könne benachteiligten Kindern ein ganz besonderer Tag bereitet werden, bedankte sich die Preisträgerin mit sehr persönlichen Worten – und vergaß nicht, darauf hinzuweisen, dass es nie genug Unterstützung für einen Verein wie diesen geben kann.

Rolf Habben Jansen

Er führte Hapag-Lloyd zurück an die Spitze der Branche.

Besser geht es nicht. Im abgelaufenen Geschäftsquartal hat Hapag-Lloyd pro transportiertem Container operativ so viel verdient wie kein anderer Carrier in den globalen Top Ten, haben jüngst die Marktforscher von Sea-Intelligence errechnet. Verantwortlich für diesen Erfolg ist maßgeblich Vorstandschef Rolf Habben Jansen, der LEO-Preisträger in der Kategorie „Manager“.

Der 54-jährige Niederländer, der 2014 von der Spedition Damco zu der hanseatisch-stolzen Linienreederei kam, hat in den ersten Jahren seines Schaffens am Hamburger Ballindamm überhaupt erst dafür gesorgt, dass das Unternehmen noch unter den zehn größten Akteuren im Markt zu finden ist: mit dem Börsengang sowie den Übernahmen von CSAV und UASC. Im vergangenen Jahr konnte er dann erste Früchte ernten. Mit einem Nettogewinn von 370 Mio. EUR war es „finanziell betrachtet eines der besten Jahre der Unternehmensgeschichte“, wie er selbst unterstreicht.

„Besser geht es nicht“, würde der Eishockey- und Fußball-Fan, der einen harten, aber fairen Wettbewerb schätzt, selbst aber nie sagen. Er ist ein Nimmermüder, der sich und seine Mitarbeiter stetig antreibt, mehr zu leisten – vor allem für die Kunden. Ende 2018 wurde daher die Strategy 2023 aufgesetzt, in deren Rahmen sich Hapag-Lloyd künftig anhand von zehn Qualitätskriterien messen lassen möchte. Vier sind bereits verbindlich, die anderen werden folgen. Da kann man sich bei Rolf Habben Jansen sicher sein. Schließlich hat er sich im Laufe seiner Karriere immer wieder direkt um die Anforderungen der Auftraggeber gekümmert.

Daher weiß er auch, dass die Kunden nicht nur Verlässlichkeit und Qualität wünschen, sondern es auch möglichst einfach haben möchten. Als weiteres großes Entwicklungsfeld hat er daher die Digitalisierung der Prozesse und des Angebots ausgemacht und dies im vergangenen Jahr zielstrebig vorangetrieben. Eine Online-Transportversicherung, ein Customer Dashboard und ein Tool zur Echtzeit-Überwachung von Containern sind hinzugekommen.

Doch auch darauf wird er sich nicht ausruhen. Denn 2024, das sagte er im vergangenen Jahr anlässlich seines fünfjährigen Dienstjubiläums, solle Hapag-Lloyd selbstständig, wesentlich grüner und deutlich digitalisierter sein, ein breiteres Dienstleistungsangebot und eine geringere Kapitalintensität haben. Diese Ziele sind in Sicht, aber noch nicht vollends erreicht. (sr)

Jörg Mosolf

Ein Unternehmer, der sich immer neu erfindet.

Wesentliche Merkmale der unternehmerischen Tätigkeit von Jörg Mosolf sind Kreativität, Innovationskraft und Weitsichtigkeit. Jeder Mittelständler habe eine Vergangenheit und Gegenwart, die er verstehen muss, um die Zukunft zu gestalten. Eine Unternehmensgeschichte lasse sich nicht einfach fortschreiben. „Du musst dich immer neu erfinden“, sagt der LEO-Preisträger in der Kategorie „Unternehmer“. Er weiß, dass man heutzutage Nachfrage kreieren muss, denn es kommt kein Kunde und fragt von allein nach neuen Services, zumindest verlässt sich Jörg Mosolf nicht darauf.

Der Vorstandsvorsitzende der Mosolf Gruppe schmiedet daher nicht nur Pläne, er setzt sie um. Im vergangenen Jahr waren es eine Bahnverbindung von China nach Polen, der Umschlag von Fahrzeugen – überwiegend Gebrauchtwagen – in Wilhelmshaven, die Nutzung der Blockchain für digitale Frachtbriefe und der Bau eines kompakten, elektrischen Nutzfahrzeugs für die urbane Logistik. Es sind Belege für einen außerordentlichen und modernen Unternehmergeist. Bei der Umsetzung neuer Geschäftsmodelle legt er auf eine strukturierte Herangehensweise großen Wert.

Mosolf ist offen, ehrlich und sagt, was er denkt. Die persönliche Beziehung zu anderen ist ihm wichtig. Er geht direkt auf die Menschen zu, mit denen er Geschäfte machen möchte. Das Wichtigste dabei ist für ihn Respekt. „Die Menschen spüren, ob du ihnen Respekt entgegenbringst oder nicht“, sagt er. Es ist seine vertrauensbildende Art, mit der er Türen öffnet und international erfolgreich ist.

Im Mai vorigen Jahres wurde das Start-up Tropos Motors von dem Automobillogistiker Mosolf gegründet. In Herne baut das Unternehmen kompakte E-Nutzfahrzeuge. Für einen Dienstleister in dieser Art in die Wertschöpfung zu gehen, zeugt von einer brillanten Idee und dem Mut, diese umzusetzen. Dafür ist ihm große Anerkennung in der Logistikwirtschaft gewiss.

Was ihm außerdem sehr am Herzen liegt, ist das Wohl der LKW-Fahrerinnen und Fahrer. Ihre Arbeit ist maßgeblich für funktionierende Lieferketten. Da ist es für Jörg Mosolf selbstverständlich, dass man sie respekt- und würdevoll behandelt. Auf sämtlichen LKW-Parkplätzen des Unternehmens können Fahrer ordentlich essen und schlafen und sich sicher fühlen. Außer dem unternehmerischen Erfolg sind es auch solche sozialen Aspekte, derentwegen er ein hohes Ansehen in der Branche genießt. (rok)

Ulrike Müller

Seele und Gesicht der Initiative „Bewegen mit Herz“.

Die Frau kann gar nicht anders: Sie legt los. Mit dem LKW seit 27 Jahren, mit der Kraftfahrer-Initiative „Bewegen mit Herz“ e.V. seit sechs Jahren. Und weil sie Seele und Gesicht dieses ungewöhnlichen Vereins ist, weil sie mit immenser Tatkraft und hohem Einsatz ein unglaubliches Netz von engagierten Kraftfahrern und Unternehmern am Laufen hält, weil sie Hunderten von Heimkindern damit große Freude und unvergessliche Momente beschert – deshalb ist Ulrike Müller die LEO-Preisträgerin 2020 in der Kategorie „Mensch“.

Hat beispielsweise ein Feuerwehrmann in Aschaffenburg 25 Fahrräder für einen guten Zweck organisiert, und die wären dann in einem Kinderheim in Brandenburg höchst willkommen – dann tritt dieses Netz auf den Plan. Ulrike Müller startet eine Anfrage in ihrer Facebook-Community. Es folgt ein – natürlich frachtkostenfreier – LKW-Stafettenverkehr, am Ende landen die Räder wohlbehalten bei den Kindern in Brandenburg. Fahrer haben mitgemacht, Disponenten und Firmeninhaber ihr Go gegeben, Autohof-Mitarbeiter Schnittstellen organisiert – und am Ende hat es gepasst.

„Bewegen mit Herz“ bringt aber auch Fahrer und Kinder unmittelbar zusammen. So wie es Jonny Hill in seinem legendären Hit „„Ruf Teddybär 1-4“ schon 1979 beschrieben hatte – er ist übrigens Ehrenmitglied der Initiative –, rücken inzwischen rund 150 LKW einmal im Jahr aus, um Heimkindern einen Herzenswunsch zu erfüllen: Sie dürfen mitfahren. Immer ein Kind, ein LKW – und es darf sich „seinen“ LKW selbst aussuchen. Nach einer Sternfahrt zu einem Autohof folgt ein großes Kinderfest. Und natürlich bringen die Fahrer „ihre“ Kinder auch wieder zurück. „Wir verschenken Emotion an Kinder, die es richtig schwer haben im Leben“, sagt die LEO-Preisträgerin.

Was „Bewegen mit Herz“ leistet, ist nur im großen Team zu stemmen. „Man ist nur so stark wie die vielen, die hinter einem stehen“, weiß Ulrike Müller. Ohne das Engagement der Mitglieder und die Unterstützung im Vorstand gehe es nicht – „der LEO ist also einer für den Verein und nicht nur für mich“.

Der Verein wiederum braucht Unterstützung von Unternehmern. Dazu gehören auch Sponsoren, die mit ihrem Jahresbeitrag und vielen Sachspenden den materiellen Hintergrund der Fahrerinitiative absichern. Partner wie Volvo, wie Schmitz Cargobull, wie die Straßenverkehrsgenossenschaft und viele andere. Übrigens: Es werden noch Partner gesucht. (kl)

Friedrich Wendt

Hamburger Spediteur bietet einmaligen Mehrwert.

Er ist neugierig, immer voller Ideen, seit jeher technikaffin, hat Mut und Durchhaltevermögen – so beschreibt ihn jemand, der es wissen muss: Tochter und Nachfolgerin Kerstin Wendt-Heinrich. Die Rede ist von Friedrich Wendt.

Der heute 76-jährige Hamburger ist nach einer Lehre bei der Spedition Hagens Anthony mit 19 Jahren in den elterlichen Fuhrbetrieb eingestiegen. Seit 1981 ist er geschäftsführender Gesellschafter und hat das inzwischen als Top Mehrwert-Logistik firmierende Unternehmen stetig nicht nur weiterentwickelt, sondern mehrmals geradezu gewandelt. Und Meilensteine für die Branche gesetzt.

Nachdem er das Unternehmen zunächst von einem reinen Transporteur zu einem Verteilspediteur mit Regionallägern veränderte, hatte er die Idee für den ersten bundesweiten Nachtexpressdienst, den er dann 1987 mit Partnern aufzog. Der sogenannt NET revolutionierte Zustellzeiten, und diese Form der speditionellen Dienstleistung ist gerade aus der Ersatzteillogistik nicht mehr wegzudenken.

Wenig später initiierte er die Kooperation Bahntrans, ein Verbund Hamburger Speditionen, die den defizitären Stückgutverkehr der Deutschen Bahn in der Hansestadt übernahm. Das Modell machte in anderen Städten Schule – bis die Bahn selbst den Namen Bahntrans kaufte. Kooperation ist auch die Basis des Stückgutnetzes CTL, das Wendt ebenfalls mit gründete.

Als wahrer Pionier entwickelte Wendt Mitte der 90er Jahre die Mehrwertlogistik – ein Hochverfügbarkeitsservice vor allem für Ersatzteile auf Basis eines ausgeklügelten Linien- und Lagernetzsystems. Innerhalb von 90 Minuten können Ersatzteile und der entsprechende technische Service deutschlandweit bereitgestellt werden – der technische Kurier war geboren.

Dieses Konzept entwickelte Wendt dann zusammen mit seiner Tochter und seinem Schwiegersohn weiter. Eigene Servicetechniker für höherwertige technische Dienstleistungen kamen hinzu, dann zertifizierte Kundentechniker. Die technische Leistungsfähigkeit wurde kontinuierlich vertieft – und steht 24 Stunden am Tag zur Verfügung, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr.

Mit dem Nachtexpressdienst und der Mehrwertlogistik hat Friedrich Wendt logistische Systeme implementiert und damit Maßstäbe für die ganze Branche gesetzt. Dafür wird er 2020 mit dem LEO für die logistische Lebensleistung ausgezeichnet. (la)

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