Umfrage: Unternehmen investieren 2023 in Lieferketten und digitale Technik

Die Unternehmensberatung Capgemini hat weltweit 2.000 Unternehmen zu ihrem geplanten Investitionsverhalten befragt – und den Strategien, die dahinter stehen. Am meisten Kopfzerbrechen bereiten den Entscheidern die Anfälligkeit der Lieferketten und die Cybersicherheit.

Die Sorge um mögliche Unterbrechungen der Lieferketten beschäftigt 2023 Unternehmen weltweit. (Foto: Shaunl/iStock)

Welche Auswirkungen hat die gegenwärtige wirtschaftliche Lage auf das Investitionsverhalten größerer Unternehmen und wie wirkt sich das auf die logistischen Rahmenbedingungen aus? Diesen Fragestellungen ist die französische Unternehmensberatung Capgemini in einer aktuellen Studie nachgegangen. Die Ergebnisse bestätigen, dass die erheblichen Störungen der Lieferketten in den vergangenen Jahren die Planungen der Logistiker in den Unternehmen beherrschen. Dazu zählten zum Beispiel die Havarie der „Ever Given“ im Suezkanal, die massiven Lockdowns in chinesischen Häfen und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Reale Gefahr für die Lieferketten

So sehen rund 89 Prozent der befragten Unternehmen weltweit (Deutschland: 91 Prozent) in künftigen Beeinträchtigungen der Lieferketten das größte Risiko für das Geschäftswachstum, noch vor steigenden Rohstoffpreisen (69 Prozent in Deutschland, 67 Prozent weltweit) und der Energiekrise (62 Prozent in Deutschland, 64 Prozent weltweit). Die Resilienz der Lieferkette ist daher eine der Top-Prioritäten: 46 Prozent der deutschen Entscheidungsträger (43 Prozent weltweit) planen, ihre Investitionen in diesem Bereich zu erhöhen – um durchschnittlich rund 10 Prozent.

Im Rahmen dieser Studie hat das Capgemini Research Institute im November und Dezember 2022 in 15 Ländern insgesamt 2.000 Teilnehmer aus Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 1 Milliarde US-Dollar befragt. Das Forschungsteam hat ihre Investitionsstrategien für die nächsten 12 bis 18 Monate in Bereichen wie digitale Transformation, Lieferkette, Talente und Fähigkeiten sowie Nachhaltigkeit analysiert.

Risikostreuung als Strategie

Zu den vorrangigen Maßnahmen zur Diversifizierung der Lieferkette gehören das On- oder Nearshoring, um Produktionsstätten in größerer Nähe zu den Absatzmärkten zu schaffen, die Lieferantenbasis zu regionalisieren und die Produktionsstruktur zu diversifizieren. Das heißt, die Unternehmen sind bestrebt, ihre Abhängigkeiten von einer einzigen geografischen Region zu verringern. Die westeuropäischen Länder planen, stärker in die Diversifizierung der Lieferkette zu investieren, während die APAC-Länder (Asien-Pazifik) größere Investitionen in Lieferkettentechnologien vorsehen.

Mittel zur Kostensenkung

Um dem ungünstigen Wirtschaftsklima zu trotzen, suchen die Unternehmen nach Wegen, wie sie mit dem Einsatz geeigneter technischer Lösungen das Wachstum ankurbeln können. Die Studie ergab, dass weltweit 39 Prozent der Entscheidungsträger – 34 Prozent in Deutschland – beabsichtigen, in den nächsten 12 bis 18 Monaten mehr Geld in neue Techniken zu investieren. Ebenfalls 39 Prozent weltweit wollen das bisherige Niveau halten; unter den deutschen Unternehmen sind dies 44 Prozent. Die Führungskräfte setzten dabei auf digitale Lösungen wie Cloud, Data und Analytics, um die Kosten zu senken. Und fast die Hälfte der Befragten gab an, ihre Unternehmen im kommenden Jahr noch besser zu schützen und mehr in den Bereich Cybersicherheit zu investieren.

Nachhaltige Konzepte unter Druck

Der Studie zufolge hat mehr als die Hälfte der Unternehmen in den letzten 12 bis 18 Monaten aufgrund der ungünstigen Marktbedingungen ihre Ausgaben für ökologische Nachhaltigkeit bereits reduziert. Nur 33 Prozent planen, diese in den nächsten eineinhalb Jahren zu erhöhen, obwohl sie lediglich einen geringen Anteil an ihren Gesamtinvestitionen ausmachen. Weniger als ein Drittel der Unternehmen gibt an, auf einem guten Weg zu sein, die gesetzten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Die Unternehmen in den USA (41 Prozent) und China (53 Prozent) haben jedoch vor, die Investitionen in Nachhaltigkeitsprogramme in den nächsten 18 Monaten zu erhöhen, wodurch der im letzten Jahr zu beobachtende Rückgang zum Teil ausgeglichen wird. Der Anteil der Unternehmen in europäischen Ländern, die dies planen, liegt deutlich darunter.

Der erhöhte Druck auf Nachhaltigkeitsinvestitionen könnte zum Teil darauf zurückzuführen sein, dass die meisten Manager in ökologischer Nachhaltigkeit eher eine kostspielige Verpflichtung als eine Investition in die Zukunft sehen. Darüber hinaus geben 74 Prozent der Entscheidungsträger an, dass die Kundennachfrage nach nachhaltigen Produkten und Services zurückgegangen ist, da viele Kunden nicht bereit sind, in der aktuellen makroökonomischen Situation einen Aufpreis für grünere Produkte, Services und Lösungen zu zahlen.

Diese Entwicklung sehen die Studienautoren kritisch: Ihnen zufolge sollten Unternehmen Investitionen in Nachhaltigkeit Priorität einräumen und den Übergang zu einer weniger energie- und ressourcenintensiven Wirtschaft beschleunigen, da empirisch erwiesen sei, dass sich Nachhaltigkeit und ein gesundes Geschäftsergebnis keineswegs ausschließen und Nachhaltigkeitsvorreiter besser abschneiden als der Branchendurchschnitt. (dpa/ben)

Lesen Sie die vollständige Studie.

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