Für deutsche Jumbo-Spediteure und -transporteure sind die Aussichten anscheinend rosig. Die Besonderheit der Fahrzeuge macht die Unternehmen für viele Auftraggeber interessant. Die DVZ wollte es genauer wissen und hat sich in der Branche umgehört, um ein Stimmungsbild zu erhalten – und tatsächlich geht es den einzelnen Playern am Markt nach deren Angaben ziemlich gut. (ben)
Armin Geffke, Leiter Transportlogistik bei Storopack Deutschland, Metzingen
Fuhrpark: 53 Jumbo-Tandem-Hängerzüge
Aufgrund der Laderaumknappheit wird immer mehr auf Volumen gesetzt. Allerdings muss die Politik bei den Obergrenzen von Gewicht und Länge mitspielen. Ein Hin und Her sowie nicht ganz nachvollziehbare „Insellösungen“ bei Giga-Linern sollten der Vergangenheit angehören. Eine Aufstockung des zulässigen Gesamtgewichts und eine Verlängerung des Fahrzeugs sind eher ein gangbarer Weg.
Wie sich das Geschäft mit Jumbo-affinen Verladern entwickelt, ist schwer zu sagen, da die Verlader in sehr vielen verschiedenen Bereichen unterwegs sind, in denen „Luft“ transportiert wird wie Dämmstoff, Kanister und Fässer. Wir sind mit unserem Jumbo-Fuhrpark zum Großteil mit eigenen Produkten – großvolumigen Transport- und Schutzverpackungen – unterwegs, hier hat sich der Markt seit der Corona-Krise stabilisiert. Der Jumbo-Markt ist ausgesprochen divers: Der eine Bereich schwächelt, der andere boomt. Transporteure und Jumbo-Verlader ziehen an einem Strang, damit ausreichend Ladevolumen zur Verfügung steht.
Aktuell ist es schwer, eine mittel- bis langfristige Prognose zu wagen, da sich die Lage schnell ändert, wie der Krieg in der Ukraine jüngst gezeigt hat.
Oliver Plotzitzka, Geschäftsführer bei CEE Logistics Deutschland, Köln
Fuhrpark: 420 Jumbo-Hängerzüge (Matteli Group), aktuell 90 Jumbo- Lastzüge in Deutschland im Einsatz
Der deutsche Markt ist und bleibt einer der Kernmärkte in Europa für Jumbo-Transporte, in den wir auch künftig weiter investieren werden. Nach sieben Jahren sehen wir noch ausreichend Wachstumspotenzial für die nächsten Jahre. In den vergangenen zwei Jahren haben wir die Geschäfte mit Neu- und Bestandskunden im In- und Ausland stetig ausgebaut. Gerade mit unseren Bestandskunden sind wir in der Corona-Zeit gewachsen, da wir flexibel auf die schnell wechselnden Bedingungen reagiert haben.
In Bezug auf die Investitionen in unseren Fuhrpark stimmen wir uns selbstverständlich eng mit unseren Kunden ab. Aktuell ist jedoch auch die Verfügbarkeit zusätzlicher Fahrer entscheidend dafür, ob in einen zusätzlichen Fuhrpark investiert wird.
Insgesamt sehen wir einen gesunden und fairen Wettbewerb. Der Jumbo ist weiterhin das Fahrzeug mit dem größten Ladevolumen: Mehr und mehr Kunden erkennen diesen Vorteil: vier Paletten und oder 20 Kubikmeter mehr Ladevolumen. Dies senkt die CO2-Belastung, verringert die Anzahl von Lkw, die Zahl der Verladungen und senkt die Kosten.
Peter Schmitt, Geschäftsführer Schmitt Peterslahr, Oberhonnefeld
Fuhrpark: 60 Jumbo- und Mega-Züge
Der deutsche Markt ist durch das größere Ladevolumen des Jumbos und die damit verbundenen höheren Transportpreise auf jeden Fall attraktiv, besonders in Verbindung mit einer Spezialisierung in Bezug auf Produkte und (regionale) Märkte. Dieses Jahr war bislang in Bezug auf die Entwicklung des Volumens unverändert stark. Und auch für 2023 erwarten wir höchstens eine leicht rückläufige Auslastung. Der Trend zu leichteren Waren setzt sich fort und wird zu weiterem Wachstum führen. Außerdem werden mit steigendem Umweltbewusstsein die Vorteile des Jumbos immer gewichtiger. Der in der Zeit der ersten großen Ölkrise Anfang der 1970er Jahre entwickelte Jumbo konnte seitdem bereits Unmengen an CO2-Emissionen verhindern – bei uns seit 1977.
Da Jumbo-Investitionen immer langfristig sind, ist die flexible Einsatzfähigkeit wichtig. Auf dem Markt beobachten wir eine stark zunehmende Konzentration: Daher werden kleine und mittlere Player von potenziellen Kunden, die diese Entwicklung mit Sorge verfolgen, teilweise bewusst angefragt.
Seitdem der Jumbo erfunden wurde, hat er sich in einer wachsenden Nische etabliert. Auch künftig werden die Vorteile zählen. Die Frage ist aber, wie sich der Einsatzbereich entwickelt und welche Rolle die Lang-Lkw spielen werden.
Michael Rosner, Geschäftsführer bei Rosner Logistik, Oelde
Fuhrpark: 170 Jumbo-Lkw im Selbsteintritt
Gerade angesichts der aktuellen Kostenentwicklung ist die Jumbo-Sparte mit dem um etwa 30 Prozent größeren Ladevolumen der Fahrzeuge im Vergleich zur Kapazität eines Standardsattelzugs und entsprechend niedrigeren Transportkosten auch weiterhin sehr interessant für Kunden. Innerhalb der vergangenen zwei Jahre ist die Nachfrage stetig gestiegen, einige Kunden stellen deshalb sogar ihre Verladestrukturen um. Wir werden auch in Zukunft weiterhin in Jumbo-Lkw investieren und unser Angebot an Mitnahmestaplern erweitern, um mehr Flexibilität zu erzielen.
Leider haben auch wir wie viele andere mit sehr langen Lieferzeiten zu kämpfen. Dies erschwert es, auf kurzfristige Marktveränderungen entsprechend reagieren zu können.
Während die Nachfrage nach unserer Dienstleistung steigt, sinkt die Verfügbarkeit von Berufskraftfahrern. Der Krieg in der Ukraine hat den Mangel noch einmal erheblich verschärft. Da sich die Marktsituation nach unserer Einschätzung erst einmal nicht spürbar verändern wird, denken wir, dass das Geschäftsfeld auch in Zukunft einen sehr hohen Stellenwert haben wird.
Mit einem Volumen von aktuell bis zu 115 Kubikmetern ist der Jumbo-Lkw aktuell das Fahrzeug, das am meisten Volumen im freien Straßenverkehr befördern kann. Bedingt durch den anhaltenden Personalmangel in sämtlichen Branchen nutzen immer mehr Kunden die Möglichkeit des Mitnahmestaplers. Unserer Einschätzung nach wird die Nachfrage an Selbstentladung via Spediteur deutlich steigen.
Dirk Schröder, Geschäftsführer bei Westfalia Intralog, Herford
Fuhrpark: 150 Jumbo-Wechselbrückenfahrzeuge
Der Markt ist weiterhin attraktiv für uns Jumbo-Spediteure, da dieses Segment für Kunden nach wie vor große Vorteile bietet. Die Nachfrage nach Dienstleistungen von Jumbo-Spediteuren und bei uns im Speziellen nach Jumbo-Wechselbrücken bleibt gut, das Geschäft der Kunden entwickelt sich weiter positiv. Wir hätten deutlich mehr Ladung übernehmen können, wenn wir mehr Transportkapazität zur Verfügung gehabt hätten.
Dadurch, dass die Anzahl der Unternehmer im Bereich Jumbo-Wechselbrückenfahrzeuge beziehungsweise Jumbo-Festaufbauten deutlich geringer als in anderen Segmenten ist und die Bedeutung des „deutschen Kennzeichens“ immer größer wird, müssen wir kontinuierlich in den Fuhrpark investieren. Durch unseren neuen Gesellschafter, die LIT-Gruppe und den Zukauf der Würfel Spedition konnten wir in diesem Punkt sicherlich gewinnen und auch unsere eigenen Kapazitäten erweitern. Die Situation am Markt wie auch die Volatilität halten uns nicht davon ab, dies auch weiter zu verfolgen. Die Konzentration am Markt nimmt zu und die Zahl der Wettbewerber ab. Das Geschäft hat also auf jeden Fall sehr gute Zukunftsaussichten. Solange die gesetzlichen Vorgaben an Höhe, Länge und zulässiges Gesamtgewicht bleiben, ist der Jumbo alternativlos. Wir setzen daher weiterhin auf den Jumbo, bauen unsere Aktivitäten bei Jumbo-Wechselbrücken weiter aus, stärken sie und bleiben zudem auf anderen Märkten aktiv.
Simeon Breuer, Vorstandsmitglied und Geschäftsführer bei LIT Speditionsgesellschaft, Brake
Fuhrpark: 550 Jumbo-Gliederzüge
Das Jahr 2022 war durchweg von einer guten Nachfrage geprägt, und es gab und gibt weiterhin einen Bedarf an Jumbo-Lkw, denn er bietet für Hersteller in gewissen Produktionszweigen weiterhin große Vorteile. Das Geschäft mit Jumbo-affinen Verladern entwickelt sich positiv. Wir hätten für unsere Kunden deutlich mehr Ladungen übernehmen können, wenn wir die Kapazitäten gehabt hätten. Im Vergleich zum Standardmarkt ist die Zahl der Unternehmer geringer, insbesondere mit deutschem Kennzeichen. Daher genießt der eigene Fuhrpark eine größere Gewichtung im Austausch mit den Auftraggebern. Dies hat zur Folge, dass man kontinuierlich in den Fuhrpark investieren muss. Die Volatilität hat uns davon bisher nicht abgehalten.
Es gibt eindeutig Konzentrationsprozesse, so dass die Zahl der Mitbewerber schrumpft. Das Geschäft mit Jumbo-Transporten hat aber mittel- (zwei bis drei Jahre) und langfristig eine Zukunft. Solange die gesetzlichen Vorgaben an Höhe, Länge und zulässiges Gesamtgewicht bleiben, ist der Jumbo alternativlos. Unsere Strategie ist es daher, weiterhin auf den Jumbo zu setzen, aber gleichzeitig auch auf anderen Märkten aktiv zu sein.
Horst Kottmeyer, Geschäftsführer Spedition Kottmeyer, Bad Oeynhausen
Fuhrpark: 170 Jumbo-Gliederzüge und 40 Megaliner
Der deutsche Markt ist für uns durch die starke Nachfrage und die schrumpfende Anzahl von kleinen Transportunternehmen weiterhin interessant. Aufgrund der Energiekrise kann die Nachfrage jedoch schnell sinken. Die Kunden haben das Problem des fehlenden Fahrpersonals erkannt und akzeptieren Kostensteigerungen. Die Verlader erwarten heute keinen reinen Transporteur, sondern den kompletten Logistiker mit Zusatzleistungen wie Warehousing, Kommissionierung, Verteilung, Stückgut/Teilpartien.
Wir werden konstant in unseren eigenen Jumbo-Fuhrpark investieren und ihn langsam aber stetig ausbauen, da wir unsere Kunden nur mit einem großen eigenen Fuhrpark ausreichend bedienen können. Da aktuell alle Jumbo-Spediteure eine sehr hohe Auslastung und genug damit zu tun haben, den Bestandskunden pünktlich ausreichend Laderaum zu stellen, gibt es zurzeit keinen ernsthaften Wettbewerb. Vielmehr versuchen wir, Ladung zu tauschen, um Leerkilometer zu reduzieren. Das Jumbo-Konzept hat langfristig eine Zukunft, denn mit seinen 38 Stellplätzen ist der Jumbo – außer bei Schwergut – ökologischer als jeder Sattelzug, und in Zeiten von Fahrerknappheit und hohen Energiekosten zählt jede weitere Palette. Zusätzlichen Schub wird das Jumbo-Geschäft bekommen, sobald wir Klarheit über die Zukunft des verlängerten Sattels bekommen.
Gerrit Hes, geschäftsführender Gesellschafter bei Reining, Bunde
Fuhrpark: rund 350 Jumbo-Gliederzüge
In Westeuropa wird es immer Kunden geben, die speziell die Höhe eines Jumbo-Fahrzeugs, dessen Länge oder eine Kombination der beiden Abmessungen benötigen. Der heutige Dieselpreis umgerechnet auf die Produkteinheit hilft, den Jumbo attraktiv zu machen. In Anbetracht von Fahrermangel, hohen Treibstoffkosten und CO2-Minderungszielen sollten Verlader dem Jumbo eigentlich positiv gegenüberstehen. Oft sind Bestellsysteme und Kundenabsprachen bei den Auftraggebern aber recht starr.
In der Kombination mit dem Lang-Lkw sehen wir neue Chancen. Daher ist es schade, dass die Regierung dem so wenig Aufmerksamkeit schenkt und die Unterschrift unter die 11. Änderungsverordnung immer noch auf sich warten lässt.
Wie der Markt 2023 und darüber hinaus aussehen wird, hängt stark von der Wirtschaftslage ab. Da die Kundennachfrage unbeständiger geworden ist, müssen wir schnell auf wechselnde Umstände reagieren können. Deshalb sind eine bestimmte Größe und ein gut abgestimmtes Kerngebiet erforderlich, um Bedarfsschwankungen aufzufangen und Kunden mit kurzen Abruf- und Bearbeitungszeiten bedienen zu können. Bei unseren Investitionen versuchen wir, etwa acht Jahre im Voraus zu denken. Es gibt zurzeit jedoch noch Einschränkungen bei den alternativen Antrieben für diesen Fahrzeugtyp. Auch müssen neuen Antriebsmöglichkeiten wirtschaftlich tragbar sein. Selbstverständlich sind wir uns sehr bewusst, dass es zu Veränderungen kommen muss aufgrund des Klimawandels, und verfolgen dieses Thema genau.