Konrad Zippel Spedition: Ein Piekser gegen die Pandemie

Mit einem konsequenten Gesundheitsmanagement begegnet das Hamburger Unternehmen der Bedrohung durch Covid-19. Kernelemente des Ansatzes sind ein freiwilliger Schnelltest und eine passgenaue Testfrequenz.

Frühsommer 2020: Axel Kröger hat Sorgen. Den Geschäftsführer der Hamburger Spedition Konrad Zippel beschäftigt die bange Frage, was bei einer zweiten Coronavirus-Welle passieren könnte. Ein zweiter Lockdown? Für Kröger eine fast undenkbare Option, die schwerste wirtschaftliche Folgen nach sich zöge.

Anstatt abzuwarten, wie sich die Lage entwickelt, hat der Speditionschef zusammen mit seinem Mitgesellschafter Axel Plaß darüber nachgedacht, wie sie mit der Firma und vor allem mit den Menschen, die sie beschäftigen, umgehen sollten und müssten. Durch einen glücklichen Zufall hatte das Unternehmen kurz vor dem ersten Lockdown ausreichend Laptops für die Mitarbeiter angeschafft, so dass der Übergang vom Office ins Homeoffice relativ glatt lief. Allerdings zeigte sich schon bald die Kehrseite des dezentralen Arbeitens: In einigen Abteilungen führte die räumliche Trennung der Mitarbeiter dazu, dass das operative Geschäft unter der mangelnden Kommunikation litt. Hier musste eine Lösung gefunden werden, um die Zusammenarbeit im Großraumbüro wieder möglich zu machen.

Hilfe von außen

Den entscheidenden Impuls dafür gab der Patrick Hofmann, Geschäftsführer der Hamburger Gesundheitsberatung DNA4Good. Er hat gemeinsam mit Kröger das Konzept eines umfassenden Corona-Gesundheitsmanagements für die Spedition entworfen. Grundlage dieses Ansatzes sind die bekannten Arbeitsschutzanweisungen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Diese werden aber ergänzt durch Antikörpertests, die den Mitarbeitern von der Spedition kostenfrei angeboten werden. „Dabei ist es einerseits wichtig, dass es sich um eine schnelle Lösung handelt, die auch im betrieblichen Umfeld gut funktioniert und eine hohe Genauigkeit von über 99 Prozent aufweist“, erklärt Hofmann.

Test schafft schnell Klarheit

Auf der anderen Seite sollen die Tests aber auch den finanziellen Rahmen nicht übermäßig strapazieren. Mit rund 25 EUR pro Testkit ist die von dem Gesundheitsspezialisten vorgeschlagene Lösung um gut 60 Prozent günstiger als ein konventioneller Labortest – und sie schafft schnell Klarheit: Steht ein Test an, pieksen sich die Mitarbeiter/innen der Zippel-Büromannschaft mit einer Einmalnadel in die vorher desinfizierte Fingerkuppe. Mit einer Plastikpipette nimmt Nelly Prylepa, eine ehemalige Krankenschwester, ein paar Tröpfchen Blut auf und gibt sie auf das Aufnahmefeld des Testkits. Das zeigt rasch eine erste Tendenz an, aber um sicher zu gehen, muss man etwa zehn Minuten warten. Der spezielle Teststreifen zeigt entweder eine aktive oder eine bereits abgeklungene Infektion an oder aber ein C für „Clear“.

„Wir haben 50 Kaufleute hier in unserem Hamburger Büro, und wir wollen, dass die auch wissen, ob sie erkrankt sind oder nicht – und das kommt total gut an“, sagt Kröger. Aber er verweist auch darauf, dass die Teilnahme an dem Test freiwillig ist. Immerhin: Lediglich zwei Mitarbeiter haben sich nicht testen lassen wollen und müssen weiterhin im Homeoffice bleiben. Für alle anderen bedeutet die Lösung, dass sie mit einem Gefühl der Sicherheit zur Arbeit kommen können.

Bleibt die Frage, wie groß der organisatorische Aufwand ist. Hier kommt wieder Hofmann ins Spiel: Er schaut sich die betrieblichen Abläufe an und gibt Hinweise. „Wird eine Firma regelmäßig von Dritten frequentiert, würde ich eine wöchentliche Taktung der Tests empfehlen. Agieren die Mitarbeiter der Firma hauptsächlich untereinander, reicht es aus, einmal im Monat zu testen.“ Am Stammsitz der Konrad Zippel Spedition hat man sich für die zweite Variante entschieden. Einmal im Monat wird getestet, aber im Bedarfsfall – also wenn ein erhöhtes Risiko bestanden hat – können sich die Angestellten der Prozedur auch öfter unterziehen. Aus Ungewissheit wird so schnell wieder Sicherheit.

Keine Frage der Kosten

Die Kosten spielen für Kröger eine untergeordnete Rolle. „Wir rechnen mit 12.000 bis 15.000 EUR für die zweite Jahreshälfte 2020. Das ist aber im Vergleich zu unseren Personalkosten ein verschwindend geringer Betrag“, sagt der Geschäftsführer und erklärt weiter: „Wenn wir nur einen Mitarbeiter, der sich infiziert hat, frühzeitig herauskristallisieren, dann ist das System ein Riesenerfolg.“ Der Kollege würde sofort nach Hause und zu seinem Hausarzt geschickt, um sich ein zweites Mal testen zu lassen.

Kröger arbeitet zusammen mit Hofmann bereits an der Ausweitung des Konzepts auf die Standorte Berlin und Leipzig. Dort sollen neben den Büromitarbeitern vor allem die Fahrer von der Lösung profitieren. Und auch die Subunternehmer, die für Konrad Zippel unterwegs sind, sollen dieses Testkonzept bei Interesse auch übernehmen dürfen.

Sind die Sorgen von Kröger damit ausgestanden? Mit Sicherheit nicht, aber er kann es etwas entspannter angehen lassen. „In der akuten Lockdown-Phase ist unser interner Krisenstab täglich zu einem Corona-Meeting zusammengekommen. Heute treffen wir uns nur noch einmal in der Woche.“ Das Gesundheitsmanagement gibt also nicht nur der Belegschaft ein gutes Gefühl.

Die drei Elemente des Gesundheitsmanagements

Betrieblicher Pandemieplan

  • Maskenpflicht

  • Kontaktloses Fiebermessen per Thermokamera

  • Mindestabstand von 1,5 m zwischen den Arbeitsplätzen und in der Kabine

  • Transparente Trennwände bei Publikumsverkehr

  • Büroarbeit hauptsächlich im Homeoffice

  • Schichtbetrieb

  • Hygiene- und Reinigungsplan

  • Regelmäßiges Lüften

  • Dienstreisen und Präsenzveranstaltungen minimieren

  • Zugang betriebsfremder Personen auf ein Minimum reduzieren

  • Personen mit Symptomen sofort nach Hause beziehungsweise zum Arzt schicken

Organisatorische Maßnahmen

  • Bilden eines Krisenstabs

  • Einbindung von Fachkräften für Arbeitssicherheit und Betriebsärzten

  • Einbindung des Betriebsrates

  • Aktive Kommunikation und Schulung

  • Schutzmaßnahmen für Risikogruppen

Antikörper-Tests

  • Genauigkeit bis zu 99,9 Prozent

  • Zertifizierte Tests

  • Einfache und professionelle Anwendung vor Ort

  • Testergebnis innerhalb von zehn Minuten

  • Kostengünstige und schnelle Alternative zu Labortests

Quelle: www.dna4good.com

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