Bilanz für den Nord-Ostsee-Kanal: 2.300 Frachter fehlen

Die Schiffspassagen auf dem Nord-Ostsee-Kanal (NOK) sowie die mit den Frachtern transportierte Ladungsmenge sind seit Monaten rückläufig. Die schwache NOK-Auslastung ist aber nicht nur eine Folge von Corona allein.

Die Schiffspassagen auf dem Nord-Ostsee-Kanal (NOK) sowie die mit den Frachtern transportierte Ladungsmenge sind seit Monaten rückläufig. (Foto: Istock)

Die Corona-Schockwelle erschüttert auch die weiterhin verkehrsreichste künstliche Wasserstraße der Welt, den Nord-Ostsee-Kanal (NOK). Wie die zuständige Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) jetzt auf THB-Anfrage darlegte, ist sowohl die Anzahl der Schiffspassagen durch den Kanal als auch die mit den Frachtern transportierte Ladungsmenge seit mehreren Monaten rückläufig – und das im Jahr des 125. Jubiläums des künstlichen Bauwerks.

Zwischen Januar bis Ende Juni befuhren insgesamt 12.341 Schiffe den NOK. Zum Vergleich: Im 1. Halbjahr 2019 wurden noch 14.662 Seeschiffe aller Art registriert. Das Transportaufkommen belief sich im aktuellen Berichtszeitraum auf rund 36,5 Mio. t. Ein Jahr zuvor waren es 42,7 Mio. t Ladung.

Folgen mit Zeitverzögerung

Nach den derzeit vorliegenden Zahlen und weiteren Fakten lassen sich die Folgen von Corona ab dem Monat April klar ablesen. Zur Erinnerung: In weiten Teilen Europas gingen die Regierungen der verschiedenen Staaten ab Mitte März dazu über, einen weitgehenden „Shutdown“ der wirtschaftlichen und sonstigen Aktivitäten zu verfügen. Da Seetransporte stets mit einer Zeitverzögerung wirksam werden, sind diese Folgen erst zu einem späteren Zeitpunkt ablesbar.

Den Zahlen der GDWS zufolge befuhren im April 2020 rund 25 Prozent weniger Schiffe den gut 100 Kilometer langen Kiel-Canal. Das waren in absoluten Zahlen 1.749 Seeschiffe aller Art und Größe. Im Vorjahresvergleichszeitraum nutzten exakt 2.332 Schiffe den Kanal mit dem Ziel, entweder die Ost- oder die Nordsee zu erreichen. Das Ladungsaufkommen im April 2020 betrug etwa 5,01 Mio. t. Das entspricht einem Rückgang um 29 Prozent. Im April 2019 transportierten die Frachter 7,05 Mio. t Ladung durch den NOK.

Dieser Rückgang bei der Anzahl der Kanalpassagen und bei der Gütermenge setzt sich nicht nur im Mai 2020 weiter fort, sondern beschleunigte sich sogar noch. Konkret: Es wurden mit 1.730 Frachtern in dem Berichtsmonat 30,3 Prozent weniger Schiffe im NOK erfasst. Im Mai des Vorjahres waren es hingegen noch 2.482 Seeschiffe.

Bei den Ladungsmengen ergibt sich für den Monat Mai 2020 im Vergleich zum Vorjahr dieses Bild: Ein prozentualer Rückgang von rund 25,5 Prozent auf insgesamt 4,89 Millionen Tonnen Ladung. Für den Mai 2019 weist die NOK-Statistik hingegen eine Ladungsmenge von gut 6,56 Millionen Tonnen aus.

Keine Besserung im Juni

Auch für den Juni kann von einer Verbesserung der Verkehrslage auf dem NOK noch keine Rede sein. Die Anzahl der Schiffsbewegungen fällt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 26,6 Prozent geringer aus. Heißt: 1.706 Schiffen aller Segmente und Größen des Juni 2020 standen im Juni 2019 exakt 2.324 Einheiten gegenüber. Bei der Transportmenge bietet sich für den Juni 2020 dann dieses Bild: Mit 4,75 Mio. t liegt der Rückgang gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum bei gut 26 Prozent. In dem Monat wurden damals 6,41 Mio- t erfasst.

Die schwache NOK-Auslastung ist aber nicht nur eine Folge von Corona allein. Auch die dauerhaft niedrigen Bunkerpreise bewirken bei den Reedern, dass sie ihre Frachter um das Kap Skagen fahren lassen. Der Bund hat als Folge der rückläufigen Verkehrsmengen jetzt beschlossen, bis Jahresende auf die Erhebung der NOK-Befahrensabgaben zu verzichten. (eha, THB/ ds)

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