Bereit für den Wissens-Turbo

Die Coronakrise hat die Aus- und Weiterbildungskonzepte in der Logistik auf den Kopf gestellt. Sind digitale E-Learning-Ansätze die Lösung – und wie müssen sie aufgebaut sein?

Illustration: Istock

Das Coronavirus hat das öffentliche Leben weltweit verändert. Zwar fahren die Industrieunternehmen ihre Produktionen wieder hoch, doch viele Angestellte sind noch nicht in die Büros zurückgekehrt und werden dies voraussichtlich auch längere Zeit nicht tun. Die Arbeit ist dezentral in den Homeoffices organisiert.

In der Logistik- und Transportbranche kommt eine weitere Herausforderung hinzu: In einigen Kundenbranchen wie der Pharma- oder Lebensmittelindustrie können die Aufgaben der Büromannschaft nur mit Mehrarbeit sowie durch den Einsatz von zusätzlichem Personal gemeistert werden. Doch gerade die zweite Option setzt voraus, dass den neuen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen das notwendige Wissen vermittelt wird – unter den strikten Vorgaben, die in Zeiten der Coronakrise gelten. Als Lösung rücken in den Unternehmen E-Learning-Formate und digitale Akademien in den Fokus. Über solche Plattformen und Tools lassen sich den Mitarbeitern im Homeoffice nicht nur allgemeingültige Schulungen, sondern auch unternehmensspezifische Inhalte vermitteln.

Damit eine digitale Unternehmensakademie allerdings erfolgreich sein kann, müssen bei deren Aufbau ein paar grundlegende Regeln berücksichtigt werden:

Ziele formulieren

Die Logistikunternehmen müssen zuerst unterschiedliche Rubriken definieren, in denen ein Lernbedarf der Mitarbeiter/innen vermutet wird. Indikatoren dafür sind zum Beispiel Qualitätsabweichungen, Rückfragen und Schwankungen in der Servicequalität.

Tipp: Zur Analyse kann eine sogenannte TNA (Training Need Analysis) durchgeführt werden.

Technische Anforderungen

Die technischen Anforderungen müssen definiert werden, damit eine geeignete Learning Management Plattform aufgebaut werden kann. Diese wird durch das HR-Management in Abstimmung mit der IT gesteuert.

Tipp: Die Verwaltung der Lerninhalte sollte weitestgehend durch die eigene HR-Abteilung erfolgen, sodass professionelle Weiterbildungspläne der Mitarbeiter geführt werden können.

Verantwortlichkeiten

Sobald die Ziele für das Unternehmen definiert sind, müssen die Führungskräfte eingebunden werden. Diese sind dafür verantwortlich, die Ziele umzusetzen und bringen idealerweise ihre eigene Expertise in Form von Lehr- und Lerninhalten ein. Das kann pro Abteilung und Unternehmensbereich erfolgen.

Ziele und Aufgaben

Auf Basis der Wissensinhalte lassen sich einzelne Weiterbildungsziele und Wissensaufgaben ableiten. Dadurch kann ein interaktiver Mix an Unterlagen generiert werden, welcher gebündelt zur Anwendung kommt.

Tipp: Je konkreter die Kurse und die Wissens- und Lernziele sind, desto besser kann das Personal die Inhalte aufnehmen. Diese werden in kleine „Lern-Nuggets“ aufbereitet.

Lern- und Wissensmarketing

Die HR-Abteilung sollte Marketing für die „eigene“ digitale Unternehmensakademie betreiben, in der das interne Wissen gebündelt wird. Deren Aus- und Weiterbildungsinhalte bringen auch einen Mehrwert für die Mitarbeiter, zudem wird das Know-how für die Organisation transparent.

Notwendige Unterlagen

Lehr- und Lerninhalte können sehr facettenreich dargestellt werden. Die einfachste Form sind PDFs und vertonte Präsentationsfolien. Aber auch Podcasts (zum Beispiel um Fahrer zu schulen) sowie Erklär- und Bewegtbildvideos sind möglich. Besonders erfolgreich ist ein Mix aus unterschiedlichen Formaten, sodass die Mitarbeiter „kleine“ abwechslungsreiche Lerninhalte vermittelt bekommen.

Lernziel- und Erfolgskontrolle

Lernziele müssen konsequent eingefordert werden, um zu gewährleisten, dass die Kompetenzen entwickelt und trainiert wurden. Mittel zum Zweck können Onlinetests, Quizformate sowie Onlinefragebögen sein, welche durch den Kursverantwortlichen geprüft und gemanagt werden. So ist die jeweilige Führungskraft direkt über die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter/innen informiert und kann bei Bedarf Fragen beantworten oder Korrekturen vornehmen.

Lern- und Wissensangebot erweitern

Das Wissen im Unternehmen verändert sich stetig. Daher müssen die Trainings- und Schulungsangebote immer wieder individuell angepasst werden. Über jährliche Feedback-Gespräche mit den Mitarbeitern/innen lassen sich gezielt Weiterbildungsmaßnahmen und Trainings entwickeln.

Der Blick in die Praxis

Über E-Learning-Ansätze lassen sich in der Logistik einerseits große Skalierungseffekte erzielen. Auf der anderen Seite können hausinterne Standards aufgebaut werden. Zudem bieten digitale Tools die Möglichkeit, neue Mitarbeiter effektiv an die unternehmensinternen Prozesse heranzuführen. Auf dieser Grundlage wurde zum Beispiel in den vergangenen zwei Jahren eine Netzwerkakademie im Rahmen des Kompetenznetzwerks Individuallogistik (KNI) eingerichtet. Dessen Mitgliedsunternehmen haben gemeinsam Schulungsinhalte im Rahmen eines Moduls „Warehousemanager“ erarbeitet. 120 Führungskräfte wurden dabei in je 20 Online- sowie 6 Präsenzstunden geschult. (ben)

Prof. Jens Mehmann ist Professor für Supply Chain Management- und Operations an der Jade-HS und Digital Learning Manager.

Prof. Ingmar Ickerott ist Professor für Logistikmanagement , Vizepräsident für Digitalisierung an der Hochschule Osnabrück und Vorstand des Kompetenznetz Individuallogistik.

Online lernen mit der DVZ

Die Coronakrise hat die Weiter- und Fortbildungsszene in Deutschland umgekrempelt. Mit Webinaren und Digital-Konferenzen sorgt die DVZ dafür, dass die Entscheider der Transportbranche auch in diesen Zeiten auf dem neuesten Stand bleiben. Folgende Online-Formate stehen im September 2020 auf der Agenda:

2. September 3. DVZ-Konferenz – TMS als Schlüssel zur Spedition 4.0

9. September Ramp One-Webinar: Wann kommt der Corona-Crash für die Logistikimmobilien?

15. September 6. Deutsch-Niederländische Logistikkonferenz

www.dvz.de/veranstaltungen

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