Konjunktur-Update vom 10. bis 16. August

Das Coronavirus beeinträchtigt den weltweiten Flugverkehr immer noch deutlich. Die dänische Wirtschaft ist im Corona-Quartal stark eingebrochen. Und: Das sind die größten Posten im Konjunkturpaket der Bundesregierung.

Das Coronavirus beeinträchtigt den weltweiten Flugverkehr immer noch deutlich. (Foto: Istock)


Der Wochenüberblick wird laufend aktualisiert. Weitere Daten finden Sie hier.

  • Weltweiter Flugverkehr erholt sich nur langsam

Freitag, 14. August
Das Coronavirus beeinträchtigt den weltweiten Flugverkehr immer noch deutlich. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis von Daten des Reisedatendienstes OAG. So starteten am 10. August 2020 weltweit 413.436 Flugzeuge. Genau ein Jahr zuvor waren es noch 793.078 Starts. Das entspricht einem Minus von 48 Prozent. Die Talsohle war am 4. Mai 2020 erreicht – hier betrug das Minus gegenüber dem Vorjahrestag 70,1 Prozent.

Auch der deutsche Luftverkehr liegt weiterhin noch deutlich unter Vorjahresniveau. Am 10. August lag das Minus bei 63 Prozent. In Japan und China starten hingegen wieder mehr Flugzeuge, der Rückgang liegt derzeit bei minus 28 beziehungsweise minus 10,5 Prozent.

Infografik: Weltweiter Flugverkehr erholt sich nur langsam | Statista
  • Dänische Wirtschaft in Corona-Quartal stark eingebrochen

Freitag, 14. August
Die dänische Wirtschaftsleistung ist in der Coronakrise deutlich zurückgegangen. Der Einbruch im zweiten Quartal fiel aber weniger stark aus als in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahm in den Monaten April bis Juni im Vergleich zum Vorquartal um 7,4 Prozent ab, wie eine am Freitag veröffentlichte vorläufige Schätzung der dänischen Statistikbehörde zeigte.

Nach Angaben der Statistiker stellte dies den heftigsten Rückgang seit Beginn der Auswertung vierteljährlicher Zahlen Anfang der 1990er Jahre dar. In der Finanzkrise hatte das stärkste Minus im Schlussquartal 2008 bei 2,4 Prozent gelegen. Im ersten Quartal 2020, in dem Dänemark Mitte März weitgehende Corona-Beschränkungen eingeführt hatte, betrug der Rückgang 2,0 Prozent.

Zugleich wies die Statistikbehörde darauf hin, dass der jetzige Rekordeinbruch geringer ausfiel als in der EU insgesamt. In Deutschland war die Wirtschaftsleistung einer ersten Schätzung zufolge im zweiten Quartal 2020 um 10,1 Prozent zurückgegangen. Die Schweden, die in der Coronakrise ihre Schulen, Geschäfte und Restaurants offen gelassen hatten, meldeten in der vergangenen Woche einen geschätzten Einbruch um 8,6 Prozent.

Andere EU-Mitgliedstaaten wie Spanien und Italien hatten noch größere Rückgänge zu verkraften. Für Großbritannien, das die EU zwar Ende Januar verlassen hat, bis Jahresende aber noch zum EU-Binnenmarkt und zur Zollunion zählt, lag dieser Einbruch gar bei 20,4 Prozent.

  • Die größten Posten im Konjunkturpaket

Freitag, 14. August
Die Bundesregierung hat kürzlich ein milliardenschweres Konjunkturpaket verabschiedet, um die deutsche Wirtschaft in Zeiten der Corona-Krise anzukurbeln. Die Statista-Grafik zeigt die größten Einzelposten aus dem Paket. Demnach wird der größte Anteil des Geldes (25 Mrd. EUR) in Überbrückungshilfen für kleine und mittlere Unternehmen fließen. Die bis Ende des Jahres befristete Senkung der Mehrwertsteuer ist mit 20 Mrd. EUR der zweitgrößte Posten.

Wie das „Handelsblatt“ berichtet, sind vor allem diese beiden größten Posten mittlerweile auf den Weg gebracht worden. Bei vielen neuen Förderprogrammen würde es jedoch haken. Dazu zählten Gelder für Elektromobilität im Nahverkehr oder das Flottenaustauschprogramm für Handwerker und kleine Firmen. Es fehle „offensichtlich ein detaillierter Überblick dazu, in welchem Stadium sich die 57 Maßnahmen des Konjunkturprogramms genau befinden“.

Infografik: Milliarden für das Wachstum | Statista
  • Ifo: Logistiker erwarten noch lange keine Normalität

Donnerstag, 13. August
Der Weg zur Normalität ist für viele Unternehmen noch sehr lang. Die deutschen Firmen erwarten erst in durchschnittlich 11 Monaten eine Normalisierung ihrer eigenen Geschäftslage. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage des Ifo Instituts vom Juli. Besonders lange wirkt die Coronakrise demnach im Dienstleistungssektor nach. Lesen Sie hier mehr.

  • Strafzölle auf EU-Importe: USA passen Liste betroffener Produkte an

Donnerstag, 13. August
Marmeladen aus Deutschland und Frankreich werden vom 1. September an von Strafzöllen bei der Einfuhr in die USA betroffen sein. Dafür fielen griechischer Käse und Kekse aus Großbritannien nach einer Überprüfung aus der Strafzoll-Liste der US-Regierung. Insgesamt bleibe es bei Strafzöllen auf Waren im Wert von 7,5 Mrd. USD, teilte der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer am Mittwoch (Ortszeit) mit. Lesen Sie hier mehr.

  • Coronakrise löst schwere Rezession in Großbritannien aus

Mittwoch, 12. August
Großbritannien ist in die bislang schwerste Rezession seit Beginn der Aufzeichnungen gerutscht. Im zweiten Quartal schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 20,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistikamt ONS nach einer ersten Schätzung mitteilt. Die Zukunft könnte noch düsterer aussehen: Experten rechnen mit einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit. Auch der Brexit könnte die Wirtschaft belasten.

Der Konjunktureinbruch kam nicht überraschend. Denn die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Pandemie waren vor allem in diesen Zeitraum gefallen. Bereits im ersten Quartal hatten sich in der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas Spuren der Pandemie gezeigt. In den Monaten Januar bis März war die Wirtschaftsleistung im Quartalsvergleich um 2,2 Prozent gesunken. Sinkt die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer „technischen Rezession“.

Nach dem Einbruch konnte sich die Wirtschaft aber ein wenig erholen. Im Juni stieg die Wirtschaftsleistung laut ONS um 8,7 Prozent im Monatsvergleich. Nach Angaben des Statistikamts zog zudem die Produktion in den Industrieunternehmen im Vergleich zum Mai um 9,3 Prozent an. Gegenüber Juni 2019 ergab sich allerdings ein Minus von 12,5 Prozent.

Die Bank of England rechnet nicht mit einer schnellen Erholung. In ihrer kürzlich veröffentlichten Konjunkturprognose geht sie davon aus, dass die Wirtschaftsleistung des Landes erst Ende 2021 wieder das Niveau erreicht, das sie vor der Pandemie hatte.

  • EU verhängt Handelssanktionen gegen Kambodscha

Mittwoch, 12. August
Die EU hat gegen Kambodscha wegen der anhaltenden Missachtung von Menschen- und Arbeitnehmerrechten Handelssanktionen verhängt. Das südostasiatische Land habe mit Wirkung zum Mittwoch den zoll- und kontingentfreien Zugang zum EU-Markt teilweise verloren, teilte die EU-Kommission mit. Konkret gehe es um rund 20 Prozent der kambodschanischen Ausfuhren in die EU und beispielsweise um den Export von Kleidung, Schuhen und Reiseartikeln.

Kambodscha müsse dringend für die Achtung der Menschenrechte und Arbeitnehmerrechte sorgen, kommentierte EU-Handelskommissar Phil Hogan. Sobald es erhebliche Verbesserungen gebe, werde die EU den uneingeschränkten freien Zugang zum EU-Markt für Waren wiederherstellen.

Hintergrund der EU-Linie ist vor allem der politische Kurs von Kambodschas Ministerpräsident Hun Sen. Er ist in dem Land mit mehr als 16 Mio. Einwohnern bereits seit Mitte der 1980er Jahre an der Macht und regiert nach einer zwischenzeitlichen Öffnung inzwischen wieder mit harter Hand. Das Land gilt als Ein-Parteien-Staat. International gibt es an den Zuständen in Kambodscha viel Kritik, auch wegen weit verbreiteter Korruption.

Kambodscha durfte wie etliche andere sehr arme Länder bislang zollfrei Waren in die EU einführen. Grundlage ist eine Regelung zur Wirtschaftsförderung, die den Namen „Everything but arms“ (Alles außer Waffen) trägt. Sie kann aber ausgesetzt werden, wenn Länder in grundlegenden Bereichen gegen EU-Standards verstoßen.

  • Chinas Automarkt: Deutliches Plus im Juli

Dienstag, 11. August
Der für die deutschen Autobauer so wichtige chinesische Markt ist auf Erholungskurs. Das zeigen auch die neuesten Daten des Branchenverbandes PCA (China Passenger Car Association) – nach den bereits positiven Zahlen des Herstellerverbandes Caam in der vergangenen Woche. Im Juli seien 1,63 Mio. PKW, SUVs und kleinere Nutzfahrzeuge an die Kunden gegangen, meldete der Branchenverband PCA am Dienstag in Peking. Das sei ein Plus von 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der PCA zählt den Verkauf von Autos an die Endkunden. Der Herstellerverband Caam (China Association of Automobile Manufacturers) hingegen misst den Absatz der Hersteller an die Händler. Vor einer Woche hatte der Caam erste Juli-Zahlen vorgelegt. Danach stieg der Absatz von PKW und Nutzfahrzeugen von den Herstellern an die Händler im Jahresvergleich um 14,9 Prozent auf 2,08 Mio. Fahrzeuge.

China ist der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt der deutschen Autokonzerne Volkswagen (inklusive Audi und Porsche), Daimler und BMW. Die Covid-19-Pandemie hatte in China früh im Jahr das Wirtschaftsleben lahmgelegt, allerdings fuhren die Autofabriken auch früher als in Europa und Nordamerika wieder hoch.

  • Corona trifft Singapurs Wirtschaft härter als gedacht

Dienstag, 11. August
Die Wirtschaft des asiatischen Stadtstaates Singapur ist von der Coronakrise härter getroffen worden als bisher gedacht. Im zweiten Quartal sei die Wirtschaftsleistung um 13,2 Prozent im Jahresvergleich gesunken, teilte das Handelsministerium am Dienstag mit. In einer ersten Erhebung war für die Monate April bis Juni nur ein Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 12,6 Prozent im Jahresvergleich gemeldet worden.

Auf das Jahr hochgerechnet sei die Wirtschaft des Stadtstaates und wichtigen Finanzzentrums im zweiten Quartal um 42,9 Prozent eingebrochen, hieß es weiter. Annualisierte Daten geben an, wie sich die Wirtschaft entwickeln würde, wenn das Tempo ein Jahr lang anhielte.

Nach dem Einbruch im zweiten Quartal ist nach Einschätzung der Regierung nicht mit einer schnellen Erholung zu rechnen. „Die Wirtschaftserholung wird noch einige Zeit dauern“, sagte Chan Chun Sin, Minister für Handel und Industrie. Eine neue Infektionswelle in der Coronakrise und eine damit verbundene weitere Störung der Wirtschaft in Singapur könnten nicht ausgeschlossen werden.

  • Maschinenbau: Zunehmende Exportförderung verzerrt Wettbewerb

Dienstag, 11. August
Deutschlands Maschinenbauer beklagen eine Verzerrung des Wettbewerbs durch zunehmende Exportförderung von Konkurrenten in deren Heimatländern. Das gelte insbesondere für die wichtigsten Exportmärkte der deutschen Hersteller: China, USA, Russland und die EU-Staaten, erklärte der Branchenverband VDMA am Dienstag in Frankfurt. „Im Ergebnis wird der Wettbewerb durch die Exportförderung zulasten des Maschinenbaus in vielen G20-Ländern verzerrt“, sagte VDMA-Außenwirtschaftsexperte Ulrich Ackermann.

Experten der Schweizer Universität St. Gallen hatten im Auftrag des VDMA internationale Exporthemmnisse untersucht, darunter Zölle, technische Vorschriften und Steueranreize. Demnach erschweren beispielsweise technische Regulierungen in Märkten wie Brasilien, China und den USA den Marktzugang und treiben die Kosten für ausländische Lieferanten in die Höhe. Hohe Einfuhrzölle von mehr 8 Prozent im Maschinenbau wurden in Brasilien, China und Indien festgestellt.

Auch Deutschland und die EU sind der Studie zufolge keine Musterknaben. „Haupthemmnisse für ausländische Maschinenlieferanten sind die technischen Regulierungen und die Exportförderung. Diese Werkzeuge sind international leider weit verbreitet im Einsatz“, erläuterte Simon Evenett, Direktor des Schweizer Instituts für Außenwirtschaft und Angewandte Wirtschaftsforschung an der Universität St. Gallen.

Handelshemmnisse aller Art gibt es der Studie zufolge vor allem mit Ländern, mit denen die EU keine Freihandelsabkommen abgeschlossen hat. „In einem zunehmend protektionistischen Marktumfeld sind EU-Freihandelsabkommen mit unseren wichtigen Handelspartnern das Mittel der Wahl“, sagte Ackermann.

  • Logistiker erwarten Einschränkungen bis Frühjahr

Montag, 10. August
Die Logistik- und Transportbranche rechnet wegen Corona noch bis mindestens Ende März und damit für weitere 8 Monate mit einer Einschränkung des öffentlichen Lebens. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Ifo Instituts im Rahmen der Konjunkturumfrage im Juli. Besonders optimistisch sind demnach die Kep-Unternehmen (6,6 Monate), während es in den Bereichen Lagerei (8,3) und Landverkehr (8,4 Monate) etwas länger dauern könnte. In der Schifffahrt liegt der Durchschnittswert der Umfrage bei 9,1 Monaten. Für die deutsche Wirtschaft ergibt sich ein Wert von 8,5 Monaten.

In der Industrie rechnen die Hersteller von Leder, Lederwaren und Schuhen mit den längsten Einschränkungen von 11,2 Monaten. Die Hersteller von Bekleidung erwarten weitere 9,3 Monate und die Textilhersteller 9,0 Monate. Die Chemieunternehmen erwarten 8,2 Monate, die Autobauer und ihre Zulieferer 8,0 und die Maschinenbauer 7,9 Monate.

  • Elektrobranche: Inlandsorder ziehen stark an

Montag, 10. August
Unerwartet große Bestellungen aus dem Inland lassen die deutsche Elektroindustrie auf eine Erholung von der Coronakrise hoffen. Kräftige Zuwächse wurden in einzelnen Bereichen wie Messtechnik, Prozessautomatisierung, Schienenfahrzeugen und Batterien registriert, wie der Branchenverband ZVEI in seinem Konjunkturbarometer mitteilt.

Die inländischen Order glichen die Ausfälle von minus 23,4 Prozent aus dem Ausland nahezu aus, sodass unter dem Strich nur ein leichter Rückgang der Bestellungen um 1 Prozent zum Vorjahresmonat herauskam. Im ersten Halbjahr gingen bei den Unternehmen damit 9,8 Prozent weniger Aufträge ein als ein Jahr zuvor.

Die reale Produktion und die Umsätze gingen im Juni mit minus 6 beziehungsweise minus 4 Prozent nicht mehr so stark zurück wie in den vorangegangenen beiden Monaten, wie der Verband weiter mitteilt. Beide Werte blieben im Halbjahr 9 Prozent unter den Werten aus der gleichen Vorjahresperiode. Auch das Geschäftsklima habe sich im Juli weiter erholt, bleibe aber noch negativ.

  • Baubranche im Mai: Kein eindeutiger Corona-Einfluss

Montag, 10. August
Die Bauindustrie in Deutschland hat im Mai weniger umgesetzt. Die Erlöse sanken um 3,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte. „Da das Umsatzniveau nach wie vor sehr hoch ist, zeigt sich weiterhin kein eindeutiger Einfluss der Corona-Pandemie auf Umsatz und Beschäftigung im Bauhauptgewerbe“, stellte die Behörde fest. Die Zahl der Beschäftigten stieg nach den vorläufigen Zahlen um 0,7 Prozent gegenüber Mai 2019.

In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres verbesserte sich der Umsatz im Bauhauptgewerbe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,6 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich um 1,7 Prozent. Das Bauhauptgewerbe umfasst die Errichtung von Gebäuden (Hochbau) ebenso wie von Straßen, Bahnstrecken und Leitungen (Tiefbau). Die Statistik des Bundesamtes erfasst alle Betriebe des Bauhauptgewerbes in Deutschland.

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